Ein Mann wird in einem Dönerrestaurant im Belgischen Viertel angegriffen. Keiner der Anwesenden hilft. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei.
Angriff im Restaurant„Bist du gay?“ – Besucher des Kölner CSD wird zusammengeschlagen
„Bist du gay?“ „Ja“, antwortet Raul. Plötzlich kommt ein Schlag aus dem Nichts und trifft ihn am Kiefer. Er fällt aus dem Stand auf den Boden. Dann folgt ein Tritt auf seine Schulter.
Die beiden Freunde Raul und Rafael sind für drei Tage in Köln zu Besuch auf dem CSD 2024. Einen Tag nach der Parade sind sie nachts im Belgischen Viertel unterwegs und wollen dort kurz vor Mitternacht in einem Dönerrestaurant etwas essen – und sollen angegriffen worden sein.
Die beiden Freunde schildern dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Ereignisse aus ihrer Sicht. Rafael sei zum Bestellen an die Theke gegangen, während Raul im Außenbereich des Lokals gesessen habe. Einige Gäste, eine Gruppe von etwa fünf Männern, seien scheinbar im Aufbruch gewesen.
Alles zum Thema Christopher Street Day
- Wichtige Fest-, Feier- und Gedenktage Stadt Köln veröffentlicht Diversity-Kalender für 2025
- CSD und Rosenmontag Drehorgel Simon eröffnet Begegnungsstätte am Euskirchener Viehplätzchen
- Für die Liebe Italien verlassen Wahlkölner vertritt Deutschland bei europäischem Musikwettbewerb
- Rechte Gruppierung Nachfolgeorganisation der „Identitären Bewegung“ gibt Auflösung bekannt
- Analoge Fotos abseits des Touri-Blicks Fotograf bringt Köln-Kalender heraus – Spende an Suchthilfe
- Proteste gegen CSD Rechtsextremisten fokussieren sich vermehrt auf queere Szene
- Sparkassen-Vorständin „Das Geschäft mit den Baufinanzierungen erholt sich spürbar“
Raul sei mit einem der Männer in ein freundliches Gespräch gekommen. Sie hätten sich über Kickboxen unterhalten. „Er hat mich gefragt, ob ich sein Sparringspartner sein will, und ob ich aus Köln käme.“ Raul habe geantwortet, er komme aus Erfurt. Die Gesprächspartner hätten trotzdem Nummern ausgetauscht.
Attacke am Tag nach CSD 2024 in Köln
Dann habe ein anderer Mann aus der Gruppe gefragt: „Bist du gay?“ Er habe mit „Ja“ geantwortet. Wenige Augenblicke später habe Rafael einen lauten Knall gehört. Als er sich umdrehte, habe sein Freund am Boden gelegen.
Kurz darauf soll ein weiterer Mann aus der Gruppe seinem Freund einen Tritt verpasst haben, berichtet Rafael. Er habe geschrien und dazwischen gehen wollen, als er dann bemerkte, wie der Mann ein weiteres Mal zielte – seiner Meinung nach auf den Kopf. Als er Rafael entdeckte, habe er abgelassen und sei seiner Gruppe gefolgt, die sich bereits entfernt hatte.
Weder die Gäste noch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Restaurants hätten den beiden Hilfe angeboten. „Keiner hat eingegriffen. Keiner hat gefragt, ob es uns gut geht“, berichtet Rafael. Das Restaurant war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Berichts für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Getränkedose zum Kühlen soll in Rechnung gestellt worden sein
Als Rafael seinem Freund aufhelfen wollte, habe er eine angehende Schwellung im Gesicht bemerkt. Daraufhin hätte er den Mann hinter der Theke um etwas zum Kühlen gebeten und eine Getränkedose erhalten. Diese sei anschließend auf der Rechnung aufgetaucht, berichtet er.
Geschockt von dem Vorfall hätten sich beide erst zum Essen hingesetzt, was Raul vor Schmerz kaum gelungen sei. Rafael kam seiner Erinnerung nach als Erster zur Besinnung und habe die Polizei verständigt. „Es kamen drei Polizisten, die haben uns befragt, meine Verletzungen fotografiert und die Nummer, die ich von dem Mann bekommen habe“, erzählt Raul. Auch mit dem Kellner sollen die Beamten gesprochen haben.
Kriminalpolizei Köln ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung
Laut einer Sprecherin der Kölner Polizei ermittele die Kripo wegen „gefährlicher Körperverletzung“. „Auf dem Hohenzollernring haben wir, wie an anderen Stellen in Köln auch, eine Videoüberwachung – das wird gerade untersucht“. Des Weiteren würden auch Zeugenaussagen ausgewertet werden. Zur Handynummer, die ein Mann aus der Gruppe dem Opfer gegeben hat, konnte die Sprecherin aus ermittlungstechnischen Gründen keine Aussage tätigen.
Rafael berichtet weiter: „Wir sind dann mit dem Uber zu unserem Hotel zurückgefahren, obwohl wir eigentlich nur drei Straßen davon entfernt waren“. Am Tag darauf seien sie abgereist. „Wir haben bis Mittwoch überlegt, ob wir die Sache öffentlich machen sollen“, sagt er. „Es war schlimm, aber wir haben jetzt den Mut gefunden, öffentlich darüber zu reden.“