Sechs Tonnen Drogen beschlagnahmte der Kölner Zoll 2022. Die Beamten ziehen ein positives Fazit und sehen sich für die Zukunft gewappnet.
„Die Kreativität der Händler kennt keine Grenzen“So nimmt der Kölner Zoll den internationalen Drogenhandel ins Visier
Heroin in Tischplatten, Kokain in Kleiderbügeln und Crystal Meth in Paddelstangen – „Die Kreativität der Drogenhändler kennt keine Grenzen“, sagte Kai Wilkens vom Hauptzollamt Köln am Montagvormittag bei der Bilanzpressekonferenz für das vergangene Jahr. Dort stellte er gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen einige der ungewöhnlichsten Fundorte für Drogen und illegal eingeführte Zigaretten vor.
Knapp sechs Tonnen Rauschgift hat das Zollamt Köln im Jahr 2022 aus dem Verkehr gezogen, dreimal so viel wie ein Jahr zuvor. Bei Crystal Meth hat sich die beschlagnahmte Menge vervierfacht, bei Kokain sogar fast verzehnfacht. „Die deutlich gestiegenen Zahlen lassen nur erahnen, in welchen Dimensionen sich der internationale Rauschgifthandel bewegt“, so Wilkens.
Corona verlagert Drogenhandel ins Internet
Dass immer mehr davon im Netz der Zollbeamten landet, habe auch mit den Nachwehen der Coronapandemie zu tun, erklärte er: „Durch Corona hat sich der Drogenhandel noch stärker ins Darknet und in die sozialen Medien verlagert. Das ist für die Kunden und Händler oft risikoärmer.“
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Die Drogen werden per Post oder Paket verschickt – und landen dann auf den Untersuchungstischen des Kölner Zolls am Flughafen Köln/Bonn. Längst nicht alle Drogenfunde sind dabei für den deutschen Markt bestimmt. „Der Flughafen Köln/Bonn ist eine internationale Drehscheibe für den Handel“, sagte Wilkens, Drogenhandel mit inbegriffen.
Die Kreativität der Schmuggler jedenfalls stellt die Beamten vor Herausforderungen. „Wir setzen Spürhunde, Laser- und Infrarottechnik oder Wischtests ein. Ohne diese Mittel wäre unsere Arbeit heute nicht mehr denkbar.“ Drogen werden aber nicht nur in Paketen oder Briefen verschickt, sondern nach wie vor auch in Autos, Lastwagen oder Zügen geschmuggelt.
Kölner Zoll nimmt Drogenschmuggler mit Röntgenanlage ins Visier
Um auch auf Autobahnen effizient kontrollieren zu können, setzt der Zoll mobile Röntgenanlagen ein. Michael Klein, Leiter der Kontrolleinheit Großröntgentechnik beim Zoll, stellte am Montag einen der Röntgentrucks vor, die ein wenig wie futuristische Lastenkräne aussehen. „Die Röntgenanlage ist fürs Grobe zuständig“, erklärte Klein. „Damit können wir in kurzer Zeit eine Menge Fahrzeuge durchleuchten und ersparen sowohl unseren Beamten als auch den Fahrern Zeit und Stress.“
Zeigen sich beim Röntgen „Auffälligkeiten“, so Klein, folgt eine genauere Durchsuchung. Ein Beispiel: Bei einer Kontrolle im vergangenen Jahr entdeckten die Beamten auf dem Röntgenbild eines Lkw einen Hohlraum unter dem Boden des Laderaums. Daraufhin wurde der Lkw ausgeräumt und der Boden aufgeflext. In dem freigelegten Hohlraum fanden die Zöllner fast 100 Kilogramm Haschisch und Kokain.
Fleischwirtschaft im Fokus des Kölner Zolls
Ein weiterer Schwerpunkt der Beamten lag im vergangenen Jahr im Bereich der Schwarzarbeit. Vor allem die Fleischwirtschaft wurde vom Zoll verstärkt kontrolliert, nachdem die prekären Arbeitsbedingungen in der Branche während der Pandemie mediale Aufmerksamkeit erregt hatten.
Kontrolliert wurden beispielsweise die Einhaltung des Mindestlohns und die Umsetzung des Verbots von Werkverträgen. In anderen Wirtschaftsbereichen kontrollierte der Zoll auch Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht, Subventionsbetrug oder den Missbrauch von Kurzarbeitergeld. Insgesamt halbierte sich zwar der volkswirtschaftliche Schaden durch Schwarzarbeit (von rund 35 Millionen auf rund 18 Millionen Euro), die Summe der verhängten Freiheitsstrafen stieg jedoch von 16 auf 36 Jahre. Auch der Waffenschmuggel scheint zu blühen. 46 Waffen fand der Zoll im vergangenen Jahr, 2021 waren es nur 12. Rückläufig waren dagegen die Funde von geschmuggeltem Bargeld.
Insgesamt betrachtet der Zoll das vergangene Jahr als Erfolg. 5,8 Milliarden Euro hat der Zoll an Steuern eingenommen, fast eine Milliarde mehr als im Vorjahr. Den größten Anteil an den Einnahmen hat die Einfuhrumsatzsteuer mit über fünf Milliarden Euro. Für Jörg Simon, Leiter des Zollamts Köln, eine erfreuliche Bilanz: „Mit Einnahmen von knapp sechs Milliarden Euro haben die Kölner Zöllnerinnen und Zöllner einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Staatseinnahmen geleistet.“
Damit das auch in Zukunft so bleibt, hat der Zoll einen Bachelor-Studiengang ins Leben gerufen, der im nächsten Jahr startet. Damit soll der Nachwuchs besser auf die steigenden Anforderungen des Berufs vorbereitet werden. Mit Plakaten wirbt der Zoll seit geraumer Zeit um den raren und umkämpften Nachwuchs - und hofft, mit familienfreundlichen Arbeitsbedingungen wie etwa Home-Office-Möglichkeiten zu überzeugen. Bislang scheint das gut zu funktionieren. 359 Nachwuchskräfte kamen im vergangenen Jahr hinzu, etwas mehr als 2021.
Simon blickt deswegen optimistisch in die Zukunft: „Die Zollverwaltung ist nach wie vor ein attraktiver Arbeitgeber, der auch im Fokus von jungen Leute steht“, sagte er.