Köln – Sie bieten Mittagstische für Bedürftige, beraten Langzeitarbeitslose oder füllen mit Migranten, die wenig deutsch sprechen, Formulare aus. Die sieben Arbeitslosenzentren in Köln sind kaum aus der sozialen Trägerlandschaft wegzudenken. Jetzt könnte aber ein Plan aus dem NRW-Arbeitsministerium für manche dieser Einrichtungen das Aus bedeuten. Minister Karl-Josef Laumann (CDU) hat angekündigt, die Förderung ab Anfang 2021 für die Arbeitslosenzentren zu streichen. „Das ist ein Angriff auf das gesamte Beratungsnetzwerk“, sagt Bernd Mombauer, Geschäftsführer des Kölner Arbeitslosenzentrums.
Hintergrund der Kürzungspläne ist, dass das NRW-Arbeitsministerium sich stärker um den Bereich Ausbeutung am Arbeitsplatz kümmern will. Das geht aus einem Schreiben des Ministeriums hervor. Erwerbslosenberatungsstellen sollen die Betroffenen künftig hier besser unterstützen. Im Blick soll Laumann besonders osteuropäische Arbeiter haben, die auf Schlachthöfen zu prekären Bedingungen beschäftigt sind. Gleichzeitig wolle der Minister offenbar Doppelstrukturen im Beratungsnetzwerk zerschlagen, so Mombauer. Denn neben den Erwerbslosenberatungsstellen gibt es eben noch die Arbeitslosenzentren. Erstere sollen weiterhin vom Land gefördert werden, letztere aber nicht.
16.400 Besucher bei Kölner Arbeitslosenzentren im Jahr 2018
In NRW gibt es 73 Erwerbslosenberatungsstellen und 79 Arbeitslosenzentren. Oft sind die Einrichtungen miteinander eng verzahnt, manche Träger bieten beides an. Erwerbsberatungsunterstützen Klienten in wirtschaftlichen und sozialen Notlagen, beraten sie rechtlich und helfen bei der beruflichen Entwicklung. Arbeitslosenzentren unterstützen eher niederschwellig, bieten etwa Begegnungsmöglichkeiten für Betroffene an. In Köln hatten die acht Einrichtungen – zusammen sind sie im „Kölner Netzwerk“ verbunden – im Jahr 2018 gut 16.400 Besucher und führten mehr als 5700 Gespräche durch.
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Setzt das Arbeitsministerium Laumanns Ankündigung um, wären besonders die Einrichtungen betroffen, die als reine Arbeitslosenzentren nicht mehr vom Land gefördert würden, betont Ratsfrau Güldane Tokyürek (Linke). Betroffen seien der Lindweiler Treff, der Kellerladen (Bilderstöckchen), der Verein Frauen gegen Erwerbslosigkeit und der Veedel e. V. Die Linke will nun per Dringlichkeitsantrag das Thema in der kommenden Sitzung des Sozialausschusses diskutieren.
Erwerbslose in Köln vor Vereinsamung schützen
„Arbeitslosenzentren haben die wichtige Aufgabe, Erwerbslose vor Vereinsamung zu schützen und ihnen niedrigschwellig soziale Kontakte anzubieten“, sagte Fraktionschef Jörg Detjen. „Das ist für viele von ihrer Situation Traumatisierte der erste wichtige Schritt dahin, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.“
„Wenn das Land uns nicht weiter fördert, dann müssen wir den Beratungsbereich zumachen“, sagt Karin Hofmann, Leiterin des Vereins Frauen gegen Erwerbslosigkeit. Es geht um 15.600 Euro, die dem Arbeitslosenzentrum in Nippes fehlen würden. Von dem Geld werden eine Sozialarbeiterin und ein paar Honorarkräfte stundenweise eingesetzt, die Frauen beraten. Der Verein unterhält mit dem Geld zudem ein Infocafé, in dem Referenten zu Themen wie Ausbildung, Beruf und Schulden sprechen. 46 Prozent der Hilfesuchenden seien alleinerziehend, viele hätten einen Migrationshintergrund.
Köln: Beratung für Arbeitslose in umgebauten Eisenbahnwagon
Wenig erfreut ist man über Laumanns Pläne auch im Kellerladen in Bilderstöckchen. Der Kellerladen ist im Viertel eine Institution. Bruder Lukas Ruegenberg hatte ihn in den 1980er Jahren aufgebaut. In den Kellerläden werden preisgünstige handwerkliche Dienste angeboten, schwer vermittelbare arbeitslose Menschen trainiert und manchmal auch vermittelt.
Seit 1998 gibt es ein Jugendbüro für Arbeit und Beruf und seit 2009 eine Lebensmittelausgabe für bedürftige Menschen. Die Beratung für Arbeitslose findet in einem umgebauten Eisenbahnwagon statt, der an der Alzeyer Straße steht. Dieses Angebot stünde nun auf dem Spiel, fiele die finanzielle Unterstützung von 15.600 Euro vom Land weg, sagte Geschäftsführerin Theresia Dopke.
Bernd Mombauer vom Kölner Arbeitslosenzentrum sagt, die Erwerbsberatungsstellen könnten andererseits die von Laumann angedachten zusätzlichen Aufgaben gar nicht stemmen. Dazu müsste die Einrichtung mit zusätzlichen finanziellen Mitteln ausgestattet werden, um zum Beispiel Dolmetscher und weitere Sozialarbeiter zu bezahlen. Dies sei aber bislang nicht angedacht.