Zwei Kaffee, bitte!Ein frischgebackener Vater erzählt vom Wunder der Geburt
Köln – Bei meinem heutigen Gesprächspartner wird künftig nur noch Weniges so sein wie bisher. Im Fall von Marcel Kebekus könnte man sogar behaupten, dass ein Gewitter sein bisheriges duales System gesprengt und die Paar-Wohnung in einen Drei-Personenhaushalt verwandelt hat.
Ich begegne dem 29-Jährigen auf der Severinstraße. Da er ein aus Kölner Sicht suboptimales Accessoire mit sich herumträgt, springt er mir sofort ins Auge, und ich freue mich, dass er sich die Zeit nimmt, mir das Neueste aus seinem Leben zu erzählen. So viel sei schon verraten: das Neueste heißt Felix, ist 53 Zentimeter lang und wiegt knapp 5000 Gramm.
Emma, das BVB-Maskottchen
Kebekus, übrigens weder Bruder noch Vetter von Pussy-Terror-Macherin Carolin, aber froh über deren Berühmtheit, weil er seitdem bei Behörden oder bei Tischreservierungen seinen Namen nicht mehr buchstabieren muss, ist vor zwei Tagen Papa geworden und gerade auf dem Weg, dem bei Mama Conny im „Klösterchen“ liegenden Säugling sein allererstes Spielzeug zu bringen. Es ist – das wird dem echten und sämtlichen Möchtegern-Stögers missfallen: Emma, das BVB-Maskottchen.
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Obwohl er schon 23 Jahre im Rheinland lebt, kann der gebürtige Dortmunder seine Wurzeln nicht verleugnen und nimmt in Kauf, dass der neue Kölner Erdenbürger gewissermaßen mit einer farblichen Dissonanz heranwächst.
Felix Geburt war in einer gewittrigen Nacht
Ob Klein-Felix den hörbaren Missklang, der seiner Ankunft vorausging, in irgendeiner Form registriert hat, dürfte schwer zu beweisen sein. Tatsache ist jedoch, dass es bei seiner Mama in dieser gewittrigen Nacht exakt um null Uhr zum Blasensprung kam.
Da noch keine Wehentätigkeit eingesetzt hatte, schnappte sich der werdende Vater die vorbereitete Tasche und fuhr seine Verlobte in eher gemächlichem Tempo von Mauenheim in die Südstadt. Als beide gegen halb eins im „Severins-Klösterchen“ eintrafen, warteten dort noch zwei weitere Frauen, die ebenfalls Punkt Mitternacht einen Blasensprung hatten.
„Haben Sie mal nachgehört, ob es häufiger vorkommt, dass ein Gewitter die Geburt einleitet?“, frage ich. „Da bin ich noch nicht zu gekommen“, sagt Kebekus. Aber die Hebammen hätten angedeutet, dass das bei gewissen Wettersituationen durchaus sein könne. Wenn sich das Baby noch ein paar Tage Zeit gelassen hätte, wäre es im Übrigen kein Felix, sondern ein Fabian geworden.
Eltern machten Namen-Abmachung
Da die Eltern bei der Namensfindung unterschiedliche Prioritäten hatten, trafen sie im Vorfeld der Geburt eine Abmachung: Kommt das Baby vor dem 8. Juni, sollte es Felix heißen; danach hätte sich der Vater mit seinem Wunsch durchsetzen dürfen. Wie viel Bammel er vor dem entscheidenden Moment gehabt hätte, frage ich den 29-Jährigen, der natürlich bei der Geburt dabei war.
„Bammel überhaupt nicht, das Ganze war eher von Vorfreude geprägt.“ Er habe während der ganzen Schwangerschaft ein gutes Gefühl gehabt und sich dieses nicht nehmen lassen wollen. „Ich habe bewusst auch keinen Vorbereitungskurs besucht, weil man sich dabei auch verrückt machen lassen könne.“
Kebekus macht gelassenen und relaxten Eindruck
Wenn es soweit sei, sagten einem die Hebammen ohnehin, was zu tun sei, meint Kebekus und gibt den Kommentar der Geburtshelferin wieder, als er einräumte, gänzlich unvorbereitet zu sein: „Gott sei Dank!“
„Sie machen auch einen sehr gelassenen, relaxten Eindruck“, versichere ich meinem Gegenüber. Kebekus lächelt. Seine Verlobte sei schon ein wenig nervös gewesen, aber er habe sich vorgenommen, den ruhigen Part zu spielen. „Es bringt ja nichts, wenn man sich gegenseitig hochschaukelt“, sagt der 29-Jährige.
Ich komme noch mal auf die „Eckdaten“ des Babys zu sprechen und sage: „4080 Gramm, das ist schon ein Bröckchen, oder?“ Der frischgebackene Papa nickt schmunzelnd. „So kann man das stehenlassen.“ Bei der Untersuchung habe es auch geheißen: „Zierlich wird der nicht.“
Kebekus arbeitet als Lehrer
In seinem Berufsleben hat es Kebekus im Übrigen mit dem schon etwas größer geratenen Nachwuchs zu tun. An der Gesamtschule in Gummersbach unterrichtet er Deutsch und Sport. Es praktisch mit allen Arten von Kindern und Jugendlichen zu tun zu haben – „vom Hauptschüler bis zum guten Gymnasiasten“ – mache es sehr spannend.
Obendrein sei er als Dozent im Bereich der Lehramtsausbildung tätig, erzählt Kebekus, der an diesem Sonntag gemeinsam mit seinen Freunden beim sogenannten Babypinkeln auf den Sohn anstoßen wird. Selbstverständlich mit Kölsch, und nicht mit Dortmunder Pils.
Wenn er am Mittwoch wieder vor einer Klasse steht, werden seine Schülerinnen und Schüler ebenfalls erkennen können, dass sich etwas geändert hat. Seit dem Tag unserer Begegnung trägt Marcel Kebekus eine Halskette mit einem silbernen Anhänger, auf dem der Schriftzug „Felix“ und zwei winzige Füßchen eingraviert sind.