Der Kölner Rapper trat am Sonntag an der Deutzer Werft auf. Auch der Chef des Landesintegrationsrats hofft, dass die Proteste nachwirken.
Eko Fresh über Geheimtreffen und Demo„Ich musste an meinen Sohn denken und habe eine krasse Unsicherheit gefühlt“

Rapper Eko Fresh bei der Kundgebung des Bündnisses „Köln stellt sich quer“. Am Sonntag gingen in Köln laut Veranstalter etwa 70.000 Menschen unter dem Motto „Demokratie beschützen, AfD bekämpfen“ auf die Straße.
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„Schon auf dem Weg zu sehen, wie die Kölner zusammenhalten und ein Zeichen setzen, war ein geiles Gefühl“, sagt Rapper Eko Fresh am Tag nach dem Protest gegen Rechtsextremismus und die AfD in Köln und anderen deutschen Städten. „Ich bin ein großer Verfechter unseres Grundgesetzes und ich will nicht, nur weil ich Sänger bin, anderen erklären, was sie zu denken haben“, sagt er. „Aber weil ich mich an das Grundgesetz und an die Demokratie halte, habe ich am Sonntag von meinem Recht Gebrauch gemacht, für meine Ansichten einzustehen.“

Luftaufnahmen zeigen Menschenmassen bei der Großdemo unter dem Motto Demokratie beschützen, AfD bekämpfen' mit 70.000 Teilnehmenden an der Deutzer Werft.
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An der Deutzer Werft demonstrierten 70.000 Menschen, Eko Fresh trat mit anderen Musikern und Organisationen während der Kundgebung auf. „Ich musste an meinen Sohn denken, an die nächste Generation und wo das alles hinführen soll. Ich habe eine krasse Unsicherheit gefühlt“, sagt der Kölner Künstler über den Moment, als er von den Recherchen von „Correctiv“ zu einem Geheimtreffen von Rechtsextremisten erfuhr.
Der Sonntag hat gezeigt: Es gibt immer noch 80 Prozent in Deutschland, die das nicht wollen. Das hat mir Kraft gegeben
Demzufolge trafen sich AfD-Politiker mit bekannten Rechtsextremen vergangenen November in Potsdam, wo ein „Masterplan“ für massenhafte Abschiebungen von Menschen mit Migrationsgeschichte Thema war. „Der Sonntag hat gezeigt: Es gibt immer noch 80 Prozent in Deutschland, die das nicht wollen. Das hat mir Kraft gegeben“, sagt der erfolgreiche Rapper im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Montag.
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Eko Fresh setzt sich in seinen Songs auch damit auseinander, was es heißt, in Deutschland türkische Vorfahren zu haben. „Man muss aufpassen, dass man die Anfeindungen nicht als seine Realität akzeptiert“, sagt er. „Man hat manchmal den Eindruck, dass die lauten Rechten die Mehrheit sind.“
Mit seinem Auftritt auf der Deutzer Werft setzt Eko Fresh erneut das Engagement seines Vaters fort. Der Musiker und Filmemacher Nedim Hazar gründete vor 30 Jahren die Arsch-Huh-Initiative gegen Fremdenfeindlichkeit mit, eine der Gruppierungen, die zur Demo aufgerufen hatten. „Als die Proteste losgingen, habe ich mir gesagt, ich bin nicht allein, es gibt auch andere Stimmen und das ist die große Mehrheit.“
Eko Fresh rappte einen Song, den es selten live zu hören gibt: „Aber“ ist zum Zuhören und Nachdenken, hat keinen Refrain. In Köln kam die Performance bestens an: Das inszenierte Gespräch zwischen einem AfD-Wähler und einem Deutsch-Türken spiegelte das Thema der Demo wider. „Das war das erste Mal, dass ich diesen Song ganz frei aus dem Kopf performt habe. Da war ich schon ein bisschen aufgeregt“, sagt Eko Fresh.
Vorsitzender des Integrationsrats NRW sieht sich an Brandanschlag in Solingen erinnert

Tayfun Keltek sprach als einer der Redner auf der Demonstration „Köln stellt sich quer“ (Archivbild).
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Auch Tayfun Keltek, Vorsitzender des Landesintegrationsrates NRW, sprach auf der Bühne. Der Kölner kämpft seit Jahrzehnten gegen Fremdenfeindlichkeit und für die Chancengleichheit von Menschen mit internationaler Familiengeschichte. „Das ist ein guter Anfang, einen differenzierteren Blick zu entwickeln, wie die Stimmenjäger der AfD in unserer Gesellschaft versuchen, Macht zu ergreifen“ ordnet er die Demonstration am Folgetag ein. Die Correctiv-Recherchen hätten nur erneut die „homogenen Träume“ einer Gesellschaft offenbart, die es gar nicht geben könne.
Immer noch Träume von Homogenität verwirklichen zu wollen, ist krankhaft
Das Aufstehen gegen rechte Gedanken sei eine ständige Aufgabe. Es fühle sich heute genauso an wie vor gut 30 Jahren nach dem Brandanschlag in Solingen. „Wir können uns so einen Protest nicht jedes Mal leisten.“
Keltek habe den Sonntag als einen besonderen Moment erlebt, den es jetzt zu nutzen gelte. „62 Prozent aller unter 18-Jährigen in Köln haben eine internationale Familiengeschichte. Diesen Zustand nicht wahrzunehmen und immer noch Träume von Homogenität verwirklichen zu wollen, ist krankhaft.“