Köln – Die Pläne von Oberbürgermeisterin Henriette Reker, den Haltepunkt für Reisebusse von der Komödienstraße an die Goldgasse vor das blaue Musical-Zelt zu verlagern, haben für deutliche Kritik gesorgt. Die Straße verbindet die Rheinuferstraße mit dem Hauptbahnhof und mündet in einem stark genutzten Kreisverkehr, an dem überdurchschnittlich viele Passanten queren. Im Bereich vor dem Musical-Zelt steht zudem nur wenig Platz für die Reisebusse zur Verfügung, die dort ihre Passagiere absetzen sollen.
„Ich bin entschieden gegen eine Verlagerung an die Goldgasse – das wäre eine Katastrophe“, sagt Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt. Er machte darauf aufmerksam, dass an der Goldgasse keine englischen Reisebusse halten könnten, da deren Passagiere aufgrund des Linksverkehrs in Großbritannien auf der linken Seite aussteigen müssten. „Dann würden sie mitten auf der Fahrbahn stehen“, so Hupke.
Gespräch mit allen Akteuren
Er forderte, dass Verkehrsdezernentin Andrea Blome eine Konferenz einberufen solle, an der alle beteiligten Akteure teilnehmen sollen, um eine bessere Lösung zu finden. Es habe bereits den Ansatz gegeben, zwischen Dagobertstraße und Machabäerstraße eine Spur auf der Turiner Straße zu sperren, damit die Reisebusse dort halten können.
„Ich halte die Goldgasse für völlig ungeeignet. Sollte es dazu kommen, würde das eine Hauptverkehrsstraße lahm legen“, sagt Jürgen Weinzierl, Vorsitzender des Verbandes nordrhein-Westfälischer Omnibusunternehmen. Für die Busse gebe es dort zu wenig Raum, und für die Touristen sei das Umfeld aufgrund der Verschmutzung schwierig. Darüber hinaus sei am bisherigen Standort an der Komödienstraße noch einmal um das Karree zu fahren, falls gerade kein Halteplatz frei sie. „An der Goldgasse muss man dann aber auf die Rheinuferstraße abbiegen und einen riesigen Umweg nehmen“, sagt Weinzierl. Er halte die Gereonstraße oder den Breslauer Platz für bessere Alternativen zur Komödienstraße.
Die Pläne der Stadtverwaltung sehen zudem vor, dass nach einer Übergangszeit zwischen der Goldgasse und dem bestehenden Busparkplatz Kuhweg in Niehl ein emissionsarmer Shuttle-Bus-Service eingerichtet werden soll, damit die Reisebusse in Zukunft überhaupt nicht mehr in die Innenstadt fahren müssen.
Markus Klein vom Unternehmen Piccolonia Bus-Reisen zeigt sich über diese Aussage erstaunt. „Über genau diese Idee haben ein Busunternehmer aus Bonn und ich Anfang 2017 Gespräche mit der Verkehrsdezernentin und ihren Amtsleitern geführt“, sagt er. Es sei darum gegangen, den Busparkplatz am Kuhweg so attraktiv herzurichten, dass sich die Busfahrer dort wohlfühlen könnten, etwa mit Hilfe eines Cafés und einer kleinen Werkstatt. „Das hätten wir alles auf unsere Kosten gebaut und dann betrieben“, sagt Klein.
Auch der emissionsarme Bus-Shuttle-Service sei damals schon geplant gewesen. Doch als die Stadt dafür keine Fördergelder erhielt, sei der Kontakt abgerissen. „Ich habe mich dann noch mehrfach beim Verkehrsdezernat gemeldet, aber seit zwei Jahren keine Antwort mehr erhalten“, so Klein. Dabei hätte er auch kein Problem damit gehabt, sich auf eine öffentliche Ausschreibung zu bewerben. Die von der Stadt angedachte Lösung an der Goldgasse lehnt indes auch Klein ab. „Da herrscht sowieso schon ein Chaos rund um den Kreisverkehr und der Fernbusverkehr wurde von der Stadt auch deshalb vom Breslauer Platz weg verlegt“, sagt er. An der Goldgasse gebe es sogar noch weniger Platz als an der schon engen Komödienstraße.
Lösung bis zur Weihnachtszeit
„Die chaotischen Zustände am Rheinufer und in der Komödienstraße müssen dringend beendet werden“, sagt SPD-Fraktionschef Christian Joisten. Die Goldgasse sei hierfür aber „ganz sicher keine gute Lösung, auch nicht für den Übergang“. „Wie schon bei dem Vorschlag, in Weiden eine Pförtnerampel einzurichten, verursacht das Verkehrsdezernat nur zusätzlichen Stau und verlagert die Probleme, anstatt sie zu lösen“, so Joisten.
CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau verwies darauf, dass die Stadt die Goldgasse zunächst lediglich prüfen lasse. „Die Verwaltung ist aber auch mit weiteren Standorten befasst“, sagte er. Bis zur Weihnachtszeit müsse das Problem gelöst sein. Er warb für ein modernes Leitsystem, das den Bussen individuelle Zeitfenster einräumt, in denen sie an einem Haltepunkt stehen dürfen. „Der Parkplatz an der Bastei darf auf keinen Fall auf Dauer bestehen bleiben“, sagt Petelkau.
„Ich halte die Goldgasse für eine gute Zwischenlösung, um die Komödienstraße kurzfristig zu entlasten“, sagt Grünen-Fraktionschefin Brigitta von Bülow. Langfristig brauche Köln aber ein Gesamtkonzept. „Ich fände es gut, wenn Reisebusse langfristig Reisende an Plätzen aussteigen lassen können und werden, wo sie direkt Anschluss an Bus und vor allem auch Bahnen haben“, so von Bülow.
FDP-Fraktionschef Ralph Sterck lehnt sowohl die Goldgasse als auch den Kuhweg als Alternativen zur Komödienstraße ab und hat eine eigene Lösung angekündigt.