Die Kosten für die Durchführung der Fußball-Europameisterschaft im Sommer sind weitaus höher als geplant.
Kosten doppelt so hoch wie geplantKölner Politik fasst Beschluss zu EM-Finanzierung – Kulturprogramm entfällt
Der Hauptausschuss des Stadtrates hat mit breiter Mehrheit beschlossen, mehr Geld für Sicherheitsmaßnahmen bei der EM 2024 freizugeben. Einzig Michael Hock („Die Fraktion“) stimmte dagegen. Wie berichtet hatte die Stadt in der vergangenen Woche angekündigt, dass die bislang veranschlagten rund sechs Millionen Euro für die Durchführung der EM in Köln, wo im Sommer insgesamt fünf Spiele stattfinden, nicht ausreichen. Es werden nun 5,8 Millionen Euro mehr benötigt als gedacht. Ohne einen Beschluss des Hauptausschusses wären die Spiele in Köln gefährdet gewesen, hieß es vorab von der Stadt.
Nun hat die Politik mehr Geld freigegeben. Dabei greift sie nicht hauptsächlich wie von der Stadt vorgeschlagen auf Fördertöpfe für den Amateursport, die im vergangenen Jahr nicht genutzt worden sind, zurück. Der Vorschlag hatte im Kölner Vereinssport und auch in der Opposition des Stadtrates vorab für Irritationen gesorgt, schließlich warten zahlreiche Amateurvereine seit Jahren auf die Restaurierung ihrer Sportanlagen.
Kulturprogramm am Dom: Keine Bundesförderung, keine Chance
Stattdessen kommen 1,8 Millionen Euro aus dem Bereich „Sach- und Dienstleistungen“ im Schul- und Sportbereich. Hier hatte die Stadt unter anderem Geld gespart, weil die Kölner Schulen nicht wie zunächst geplant massenhaft mit Luftfiltern ausgestattet worden sind. Für die weiteren Kosten sieht die Stadt vor allem „Transferaufwendungen“ aus dem Sportamt vor, also Gelder, die im Haushalt bereits als relativ flexible Ausgaben eingeplant sind.
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In der beschlossenen Alternative bleibt der Amateursport zwar von Einsparungen verschont, die Stadt hatte im Vorfeld allerdings angemerkt, dass durch den Beschluss mögliche Mehrkosten für die „Jugendzentren Köln gGmbH“ (JugZ) nicht mehr getragen werden können. Ulrike Kessing (Grüne) hatte daraufhin betont, sie sei besorgt, dass „indirekt die Schließung von Einrichtungen“ in Kauf genommen werden könnte. Schuldezernent Robert Voigtsberger versicherte jedoch, „dass der Beschluss keine Schließung von Einrichtungen bedeutet“.
Bernd Petelkau (CDU) sagte, seine Fraktion wolle „nicht davon ausgehen, dass der Amateursport den Profisport finanziert“, sie spreche sich daher für die alternative Finanzierung aus. Auch Christian Joisten (SPD) betonte: „Hier geht es um Mittel, die allen Breitensportvereinen zur Verfügung stehen. Das Signal, diese Mittel für die EM einzusetzen, wäre ein falsches.“ Stefanie Ruffen (FDP) stimmte zwar auch für die alternative Finanzierung, betonte aber, sie halte es für fragwürdig, dass die Mittel überhaupt aus dem Schul- und Sportbereich genommen werden sollen.
EM 2024 in Köln: Die geplanten Kulturevents entfallen komplett
Im Lauf der Debatte im Hauptausschuss kam auch die Frage auf, warum die Stadt die Kosten für die EM zunächst derart niedrig angesetzt hatte. Die Kostensteigerungen im Sicherheitssektor seien längst bekannt gewesen, hieß es etwa von dem fraktionslosen Thor Zimmermann. Die Stadt antwortete, die Kalkulationen für den Doppelhaushalt seien „zu einem sehr frühen Zeitpunkt“ noch vor dem Krieg in der Ukraine und den Inflationsentwicklungen vorgenommen worden.
Um nicht noch mehr Kosten zu generieren, fällt auch ein bislang geplanter Eventbereich während der EM komplett weg: Die „Culture Experience“, ein Kulturprogramm rund um den Dom, in dem die Historie der Stadt mithilfe verschiedener Kunstprogramme und Installationen vermittelt werden sollte. Es sollte eine Art kulturelles Überraschungsprogramm in der Stadt werden, mit dem Kölnerinnen und Kölner ebenso wie internationale Touristen von verschiedenen Aktionen überrascht werden. Patenschaften mit dem „Circus Roncalli“, dem „Gürzenich Orchester“, dem „Hänneschen Theater“ und dem Kunsthaus „Kat18“ waren nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits vereinbart. Das Gesamtprojekt hätte rund 500.000 Euro gekostet – und fällt jetzt weg, weil eingeplante Fördergelder nicht zugesagt wurden. Und die Stadt sich unter den neuen Bedingungen nicht in der Lage sieht, das Geld selber in die Hand zu nehmen. Unter den Projektverantwortlichen ist die Enttäuschung groß.