Köln – Kardinal Rainer Woelki bleibt – vorerst. Der Papst teilte am Freitagmittag mit, dass der Kölner Erzbischof seines Amtes zwar nicht enthoben werde, jedoch eine bis zum Beginn der Fastenzeit andauernde Auszeit nimmt. Woelki selbst räumte große Fehler ein. Unsere Redaktion hat dazu Reaktionen aus der katholischen Kirche in Köln gesammelt.
Pfarrer Meurer rät Woelki zum Umdenken
Der bekannte Kölner Pfarrer Franz Meurer hat sich zu den Entscheidungen rund um Woelki geäußert. „Eine Pause ist jetzt das Wichtigste für den Kardinal. Er braucht jetzt Zeit zum Überlegen“, so Meurer. „Vielleicht folgt er ja danach auch dem Vorschlag von Willibert Pauels, der ihm geraten hat: Mach doch, was du immer machen wolltest und werde Pfarrer! In der Fastenzeit hat Woelki gesagt, er wolle lernen, mit denen umzugehen, die gegensätzlicher Meinung sind. Darum geht es. Es ist immer gut, sich zu verändern. Umkehr ist in diesem Fall Gold. Da geht es um den Umgang mit einfachen Gläubigen oder mit Homosexuellen. Eine Pause gefällt mir sehr“, sagte Meurer dieser Zeitung.
„Kardinäle sind mit ihren Aufgaben überfordert, das ist überall so. Legislative, Exekutive, Jurisdiktion, Pater Familia und geistlicher Leiter in einem - wo gibt es das noch? Und wie soll das gehen? Geistlicher Leiter, das reicht ja eigentlich vollkommen.“
Maria 2.0 spricht von „gesichtswahrender Lösung“
Die Sprecherin der katholischen Reforminitiative „Maria 2.0 Rheinland“, Maria Mesrian, äußerte sich „erleichtert“ über die Entscheidung des Papstes, Kardinal Woelki eine „Bedenkzeit zu verordnen“: „Für die pastorale Situation vor Ort ist das eine gute Entscheidung“, sagte Mesrian dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Bereits im Januar hätte die Initiative eine administrative Führung für das Kölner Erzbistum gefordert. „Was die Bewertung des Umgangs mit sexuellem Missbrauch und die Vertuschung angeht, ist das Urteil des Papstes enttäuschend und zu milde.“
Die Verkündung Woelkis, eine Auszeit aus eigenem Wunsch nehmen zu wollen, sei vermutlich eine „gesichtswahrende Lösung“, vermutet Mesrian. „Die hätte der Kardinal auch schon viel früher nehmen können.“
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Vorsitzender des Katholikenausschusses will „nicht so weiter machen“
Gregor Stiels, Vorsitzender des Katholikenausschusses in Köln, sagte, es sei klar, „dass mit der Entscheidung für eine Auszeit das eigentliche Problem nicht gelöst ist und die Herausforderungen erst noch beginnen. Das Bistum ist schon seit langer Zeit in einer Sackgasse und die große Frage ist jetzt: Was passiert in dem halben Jahr der Auszeit, was uns aus dieser Sackgasse herausführen kann?“
Der Kardinal brauche vielleicht tatsächlich eine Auszeit, um Ideen zu entwickeln. „Wenn es sein eigener Wunsch war, dann ist das gut, aber es muss etwas passieren. Es braucht jetzt starke Signale, um das Ruder herumzureißen. Wir können nicht nochmal ein halbes Jahr so weiter machen. Es geht um die Zukunft des Bistums und den Umgang mit dem Missbrauchsskandal. Damit können wir uns nicht noch einmal Monate Zeit lassen.“
Stadtdechant Kleine spricht von „verlorenem Vertrauen“
Stadtdechant Robert Kleine äußerte sich „froh“ darüber, dass mit der Entscheidung von Papst Franziskus „eine Zeit des Wartens und der Ungewissheit beendet wurde, unter der viele Menschen in unserer Stadt und darüber hinaus gelitten haben“. Der Prozess der Versöhnung und Erneuerung werde Kleine zufolge Zeit brauchen.
„Aber auch Haltungsänderungen sind nötig. Denn das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen, ist sehr schwer“, so Kleine. „Ich sehe die Chance, dass uns das als Kirche langfristig auch gelingen kann, aber Grundvoraussetzung dafür ist ein wirklich ehrlicher und offener Dialog: mit den Gremien, Gemeinden und Verbänden, mit den Haupt- und Ehrenamtlichen, mit Frauen, Männern und Jugendlichen innerhalb und außerhalb der Kirche sowie auf politischer und gesellschaftlicher Ebene.“