- Mit einem 50-Millionen-Euro-Sonderprogramm will die Landesregierung mobile Luftreinigungsgeräte für Schulen fördern.
- Das Gesundheitsamt der Stadt Köln winkt jedoch ab: Man wisse nicht, ob solche Filteranlagen schädlich sind.
- Kölner Politiker sprechen von einem Durcheinander, unter dem am Ende die Schulen zu leiden haben.
Köln – Nach den Herbstferien ist die Unsicherheit in vielen Schulleitungen groß: Wie gehen sie mit den steigenden Infektionszahlen um? In der vergangenen Woche präsentierte die Schulministerin Yvonne Gebauer ihr Konzept dafür – zusammen mit Ina Scharrenbach, Ministerin unter anderem für Kommunales und Bau (MHKBG).
Ein „50-Millionen-Euro-Sonderprogramm“ wolle man auf den Weg bringen, hieß es. Damit soll der Kauf von mobilen Luftreinigungsgeräten für Schulen und Sporthallen gefördert werden.
Land steckt Millionen in Geräte, Köln findet sie zu riskant
Klar, dass auch Kölner Schulleitungen sich dafür interessieren. Doch das hiesige Gesundheitsamt winkte ab: Von mobilen Luftfiltergeräten werde abgeraten. Weil – so das Amt auf Nachfrage – „zum Nutzen und zu eventuellen Risiken in der Praxis bisher keine Daten und keine Bewertung vorliegen.“ Das Land NRW fördert also mit Millionen den Kauf von Geräten, die das Gesundheitsamt der Stadt Köln nicht für sinnvoll hält.
Und auch Schulamtsleiterin Anna Lene Ritter ist skeptisch: „Laut Bundesumweltamt ist noch nicht nachgewiesen, dass solche Filteranlagen nicht möglicherweise schädlich sein können für die Gesundheit.“ Deswegen werde die Stadt Köln diese Geräte im Moment nicht anschaffen.
Frust in den Schulen
Was sollen aber nun die Kölner Schulen mit diesen widersprüchlichen Informationen anfangen? Das Schulministerium verweist auf das MHKBG. Und das verweist wiederum darauf, bei den Geräten das „Produktsicherheitsgesetz, insbesondere die Maschinenverordnung“ einzuhalten. Die näheren Fördergrundsätze würden „derzeit erarbeitet und zeitnah veröffentlicht“.
Viel schlauer wird das die Schulleitungen nicht machen. „Die konkrete Ausgestaltung des Programms liegt ja noch gar nicht auf dem Tisch“, sagt Sigrid Beer, schulpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Landtag. „Von der Landesseite ist da keine Klarheit geschaffen worden. Die Expertise, auf welcher Grundlage dieses Programms fußt, ist nicht klar. In den Gesundheitsämtern stochert man noch im Nebel und die Schulen sind diejenigen, wo die großen Fragezeichen auflaufen und der Frust sich weiter vermehrt.“
Ott: „Irgendwo läuft da doch was schief“
Grundsätzlich hält Sigrid Beer Luftreiniger an Schulen aber für sinnvoll – wie auch Jochen Ott, schulpolitischer Sprecher der NRW-SPD. „Die unkoordinierte Vorgehensweise der Landesregierung führt dazu, dass es großes Durcheinander gibt“, sagt er. „Das Gesundheitsministerium in Düsseldorf muss doch den Gesundheitsämtern in den Kommunen sagen: »Wir wollen das, wir halten das für richtig.« Es kann doch nicht sein, dass das Land etwas vorgibt, und dann widerspricht das örtliche Gesundheitsamt. Irgendwo läuft da doch was schief.“
Das alles, so Ott, zeige, dass es auch in der Stadt keine gemeinsame Linie gibt. „Und das ist sehr ärgerlich, denn die Leidtragenden sind die Schulleitungen, denn Eltern und Kollegien sind verärgert und lassen ihren Frust über mangelnde Klarheit bei ihnen ab.“
SPD und Linke fordern Mix aus Digitallehre und Präsenz
Der Kölner CDU-Politiker Helge Schlieben wünscht sich in der Debatte vor allem mehr Fakten. „Auf jeden Fall sollten wir alles nutzen, was gerade hilft, den Präsenzunterricht aufrecht zu erhalten.“ Franz Philippi von der Kölner SPD sagt, wenn das Gesundheitsamt mit seiner Einschätzung recht hätte, sei das desaströs: „Alle, die in der Schule gute Arbeit machen, sind ja schon mehrfach verunsichert worden.“ Wie Heiner Kockerbeck von den Kölner Linken plädiert er jetzt vor allem dafür, die Klassen zu verkleinern und für einen „vernünftigen Mix aus Präsenz- und Digitalunterricht“.
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Ob Lüfter oder nicht – das sei gerade gar nicht das drängendste Problem, so Kockerbeck: „Es wird diskutiert, die Restaurants wieder zu schließen. Aber die Schulen sollen im normalen Stundenplanbetrieb weiter machen, damit 30 Kinder eng in einem Raum mit einem Lehrer zusammen sind. Das ist ich immer schwerer vermittelbar.“