Südbrücke, Essiggarten, Fort XI: Was ist der aktuelle Stand bei Kölns (potenziellen) Open-Air-Locations? Das sagen Stadt und Betreiber.
Kritik aus Kölner ClubszeneOpen-Air-Saison beginnt – Kann die Südbrücke durchstarten?

Der Fühlinger See ist eine etablierte Open-Air-Fläche. Hier findet zum Beispiel jährlich das Summerjam-Festival statt.
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Der Frühling ist da und die Kölnerinnen und Kölner freuen sich auf Konzerte, Lesungen und Theateraufführungen unter freiem Himmel. Zum Start der Open-Air-Saison wächst wie jedes Jahr der Bedarf nach passenden Orten. Über mangelnde Flächen im dicht bebauten Köln gibt es seit Jahren Streit: Die Stadt erklärte die Erschließung von Freiluft-Flächen zwar zum politischen Ziel, doch sind potenzielle Open-Air-Locations einmal identifiziert, stehen oftmals komplizierte und langwierige Genehmigungsverfahren an. Das Kulturraummanagement (KRM) der Stadt nahm 2021 seine Arbeit auf, um Verfahren zu vereinfachen und Veranstalter zu beraten.
Seit Ende März können sich Veranstalter erneut auf die Open-Air-Förderung der Stadt bewerben (wir berichteten). Seitdem sei ein einziger Antrag eingegangen, mit weiteren Interessenten sei man im Gespräch, teilt die Stadt Köln auf Anfrage mit. Was es nicht gibt: Neue benennbare Flächen neben denen, die 2024 bereits als potenzialreiche Locations genannt wurden wie zum Beispiel der Essiggarten oder das Fort XI. Ein Überblick über den aktuellen Stand.
Kann die Südbrücke diesen Sommer durchgehend Veranstaltungen durchführen?
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Das ist noch nicht klar. Die Südbrücke in Poll gilt als eine der interessanten Locations in Köln. Die Betreiber haben letztes Frühjahr einen Bauantrag zur langfristigen Nutzung gestellt. Betreiber Boris Witschke sagt: „Wir befinden uns im Genehmigungsverfahren, das sich hoffentlich dem Ende zugeneigt. Wir sind zuversichtlich. Wir wollen gerne am 9. Juni mit einem Konzert starten.“ Bis dahin operieren die Betreiber mit Einzelgenehmigungen.
Im Sommer 2022 schien das Projekt aufgrund einer dort lebenden Zauneidechse und der nicht vorgesehenen kulturellen Nutzung der Fläche im Bebauungsplan ganz vor dem Aus. Doch der aktuelle Austausch mit der Verwaltung sei konstruktiv, so Witschke. Ohne Dauer-Genehmigung sei das Projekt langfristig nicht finanzierbar. Die Stadt möchte sich auf Anfrage mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern.

Die Betreiber der Open-Air-Location Südbrücke, Boris Witschke und Linda Schulze. Das Genehmigungsverfahren für eine dauerhafte Nutzung dauert schon ein Jahr.
Copyright: Michael Bause
Gibt es wieder ein Open-Air-Programm in den Hallen Kalk?
Ja. Der Osthof der Hallen Kalk konnte vergangenen Juli nach jahrelangem Ringen als Open-Air-Location starten und plant auch dieses Jahr ein Programm. Im Rahmen der „Kalkairs“ kündigen die Initiativen Kulturhof Kalk, Kunsthaus Kalk und das „CCCC – Kreationszentrum Zeitgenössischer Tanz“ 24 statt zuletzt 13 Veranstaltungen für bis zu 500 Personen an: mit Kino, Musik, Performances und kleinere Ausstellungen. Den Antrag auf Förderung haben sie eingereicht, bestätigt Meryem Erkus vom Kulturhof Kalk. „Wir wollen spätestens ab Juni starten, vielleicht auch schon früher.“
Schon jetzt ist der Kulturhof mindestens jeden Donnerstag geöffnet, der Biergarten bereits in Betrieb genommen. Durch den neuen Mietvertrag könnten nun erstmals auch die Hallen genutzt werden. „Wir haben jetzt eine andere Planungssicherheit, da wir eine Ausweichmöglichkeit haben, falls das Wetter nicht mitspielt.“

Blick auf das Fort XI. Philipp Minettos vom Rosarot e.V. will die alte Festungsanlage für kulturelle und soziale Zwecke nutzen.
Copyright: Thilo Schmülgen
Ein recht neuer Erlass vom Land NRW regelt, dass Veranstaltungen unter 5000 Personen keine Baugenehmigung mehr brauchen und temporäre Nutzungen bis zu 25 Mal stattfinden können. Was heißt das für Open-Air-Events?
„Der Erlass führt zu einer spürbaren Vereinfachung im bauordnungsrechtlichen Verfahren und überträgt mehr Eigenverantwortung auf die Veranstalterinnen und Veranstalter“, sagt die Sprecherin. Diese seien weiterhin verpflichtet, sich an die gesetzlichen Regelungen für Fluchtwege, Brand- und Lärmschutz zu halten. „Man spart sich viele Kosten“, sagt Till Riekenbrauk, der seit Jahren das Street Food Festival in Ehrenfeld organisiert. „Bei uns ist die Organisation routiniert, wir sparen einen vierstelligen Bereich dadurch“, so der Gastronom.
Sophia Legge von der Klubkomm, der Interessensvertretung der Kölner Clubs und Veranstalter, befürwortet den Erlass ebenfalls, da gerade neue Veranstalter die Kosten gar nicht stemmen könnten und das ein Schritt zur Entbürokratisierung sei. Könnte die „Südbrücke“ dann nicht auch einfach den Spielraum der 25 Veranstaltungen nutzen? „Für uns wäre das allenfalls eine Notoption“, so Witschke. Er bevorzugt den rechtssicheren Weg über die Baugenehmigung. Operiert der Veranstalter auf eigene Faust, könne das Bauamt die Durchführung kontrollieren und bei Unstimmigkeiten den Betrieb stoppen. Dieses Risiko wolle man nicht eingehen, so Witschke.

Auf dem Gelände der Hallen Kalk an der Dillenburger Straße gibt es diesen Sommer bereits zum zweiten Mail ein Open-Air-Programm.
Copyright: Martina Goyert
Kann das Fort XI 2025 wie angekündigt an den Start gehen?
Das scheint aktuell eher unwahrscheinlich. In der ehemaligen Befestigungsanlage in Buchheim soll dieses Jahr laut Stadtsprecherin eine Pilotveranstaltung durchgeführt werden. Erste Gutachten und Prüfungen seien beauftragt worden, so die Sprecherin weiter. Noch offene Punkte stünden jedoch einer baldigen Nutzung entgegen. Insbesondere der Landschafts- und Artenschutz sowie die Notwendigkeit eines zweiten Fluchtwegs durch ein Landschaftsschutzgebiet seien noch ungeklärt.
Starkes Interesse am Fort XI hat Philipp Minettos vom Verein Rosarot. Er beklagt jedoch, von der Verwaltung immerzu vertröstet zu werden. „Ich schreibe alle paar Wochen Mails, da wird einem gesagt, dass interne Abstimmungen getroffen werden müssen.“
Was sagt die Klubkomm?
„Das Kulturraummanagement einzuführen, war ein sehr wichtiger Schritt und erste Erfolge wie die Open-Air-Fläche des Osthof an den Hallen Kalk wurden erzielt“, sagt Legge vom Klubkomm-Vorstand. Doch sie hat auch Kritik: Die Erschließung von Locations werde oftmals durch Kleinigkeiten behindert. „Die verschiedenen Verwaltungsapparate und Ämter ziehen nicht an einem Strang“, so Legge. Fort XI und Südbrücke seien sehr „wertvolle Flächen“, doch die Prozesse seien „lahm“, vor allem beim Bauamt sowie beim Umweltamt sei es mühselig, Fortschritte zu machen. Laut Legge gibt es eine Nachfrage nach kleinen, möglichst niedrigschwelligen Flächen, wo sich Newcomer ausprobieren könnten.
„Zum anderen haben wir auch den Bedarf nach einer großen Fläche. Nicht ohne Grund wirbt der Kunstrasen Bonn damit, Kölns schönste Open-Air-Fläche zu sein.“ In Düsseldorf geht der neue Open-Air-Park für bis zu 80.000 Personen im Juli mit einem Konzert von AC/DC an den Start. Eine ähnliche Fläche sei in Köln trotz politischen Beschlusses nicht in Aussicht.
Die Betreiber der Essigfabrik hatten die Eröffnung des Essiggartens für den Spätsommer 2024 angekündigt. Warum ist daraus bisher nichts geworden?
Er habe selber um eine Fristverlängerung des Bauantrags gebeten, weil das Gelände teilweise neu vermessen und von Architekten neu gezeichnet werden müsse, sagt Essigfabrik-Betreiber Sergio Sotric. „Die Außengastronomie im hinteren Teil der Essigfabrik, mit dem einmaligen Blick auf Kölns Skyline und den Dom, möchten wir in einigen Monaten starten“, so Sotric.
Erst einmal ginge es darum, den Biergarten als Treffpunkt im neu entstehenden Quartier des Deutzer Hafens zu eröffnen. Dazu arbeite er mit der Stadt und der Eigentümerin Moderne Stadt Gmbh sehr gut zusammen. Ob die Fläche auch zur Open-Air-Fläche umfunktioniert werden könne – dafür sei er offen und stehe als Veranstalter bereit.
Welche Rolle spielt der Lärm bei der Erschließung von Flächen?
Potenzielle Open-Air-Flächen werden nach dem Konzept des KRM nach der zu erwartenden Lärmbelastung in Kategorien unterteilt: von Lärmschutzkategorie 1 (Foren, Lesungen ohne Beschallung) bis hin zu Lärmschutzkategorie 5 (Clubbetrieb, Party). Auf der Fläche An der Schanz in Riehl etwa dürfen nur 18 Veranstaltungen pro Jahr durchgeführt werden. „Eine künftige Nutzung wäre nur mit sehr geringen Lärmemissionen realistisch“, so die Sprecherin. 2024 fand sich kein Interessent, für dieses Jahr hätten erste Gespräche bereits stattgefunden.