Veranstalter des „Ukraine Tags“ rufen Kölnerinnen und Kölner zu einer ungewöhnlichen Aktion auf, um Solidarität zu zeigen.
„Einschüchterungsversuch“Pro-russische Aktivisten planen Demo bei ukrainischem Kinderfest in Köln
Wenn am übernächsten Sonntag, 20. August, mehrere tausend ukrainische Kinder und ihre Eltern aus ganz Deutschland nach Köln kommen, um vor dem Schokoladenmuseum den „Ukraine Tag“ zu feiern, müssen sie sich auf unschöne Bilder gefasst machen: russische Fahnen schwenkende Menschen, die mit einem Autokorso durch Köln ziehen und für „Frieden mit Russland“ demonstrieren.
Bei der Polizei hat die pro-russische Aktivistin Elena Kolbasnikova einen entsprechenden Aufzug durch die Innenstadt angemeldet. Er soll gegen 12 Uhr auf der Deutzer Werft starten und über die Deutzer Brücke ziehen. Etwas später führt der Weg über die Rheinuferstraße genau am Schokoladenmuseum vorbei – kein Zufall, vermutet Linda Mai vom Blauen-Gelben Kreuz, das das große Fest vor dem Schokomuseum ausrichtet. Mehr noch: „Das ist ein Einschüchterungsversuch“, sagt Mai. „Die wissen genau, was sie tun. Sie wollen erreichen, dass sich die Ukrainer nirgends sicher fühlen.“
Köln: 5000 Besucher beim „Ukraine Tag“ im Vorjahr
Besonders schlimm sei das für die Kinder, sagt Mai. Im Vorjahr seien 5000 Menschen zum „Ukraine Tag“ gekommen, mehr als die Hälfte seien Kinder und Jugendliche gewesen. „Sie sollen hier ohne Angst feiern können“, wünscht sich Mai. Geplant ist ein ukrainisches Kultur- und Musikprogramm, Bastel- und Schminkaktionen und ein Talentwettbewerb für Kinder. Das Fest startet um 12 Uhr und soll gegen 21 Uhr enden. Der Eintritt ist frei.
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Viele Kinder seien mit ihren Familien aus ihrer Heimat vor den russischen Angreifern nach Deutschland geflohen. Nicht wenige seien traumatisiert. „Sie haben das Geräusch fallender und explodierender Bomben noch genau im Ohr. Manche haben den Tod gesehen“, sagt Mai.
Sie erzählt von einem Kind, das sich bis heute panisch unter dem Tisch verstecke, wenn es das Geräusch eines Helikopters höre. Ein anderes bekomme Angst beim Grollen einer Straßenbahn, weil das ganz ähnlich klinge wie der Lärm, den ein fahrender Panzer mache.
„Die Kinder wissen genau, wer die Bomben auf ihre Häuser geworfen hat, und sie kennen natürlich auch die russische Flagge“, sagt Mai. Der Gedanke daran, dass die Demonstrantinnen und Demonstranten um Kolbasnikova am 20. August auf der Rheinuferstraße russische Fahnen schwenken, so wie sie das bei ähnlichen Veranstaltungen getan haben, während 50 Meter weiter ukrainische Kinder und Jugendliche feiern wollen, lässt die Gründerin des Blau-Gelben Kreuzes schlecht schlafen. „Bei vielen Kindern werden Ängste wieder hochkommen“, fürchtet Mai.
Sie hofft, dass die Wegstrecke für die pro-russische Demo noch verändert werde. Aber die Polizei habe ihr bereits signalisiert, dass das rechtlich wohl nicht möglich sei. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigt Polizeisprecher Philipp Hüwe, man habe die Veranstalterin des „Ukraine Tags“ über „die rechtliche Lage bezüglich des Rechts auf Versammlungsfreiheit und freie Meinungsäußerung“ in Kenntnis gesetzt. In trockenen Tüchern ist das aber noch nicht, der Aufzugsweg werde noch „abschließend geprüft“, sagt Hüwe. Auch über mögliche Auflagen für die Korso-Anmelderin sei noch nicht entschieden worden.
Für den Autokorso sind 1000 Teilnehmer in 200 Autos angemeldet. Linda Mai vom Blau-Gelben Kreuz appelliert an die Solidarität der Menschen in Köln. Sie fragt sich: „Wie können wir verhindern, dass die Kinder die russischen Fahnen sehen?“ Mai hofft, dass so viele Menschen wie möglich am 20. August zum Schokoladenmuseum kommen und sich wie eine Art lebendiger Sichtschutz zwischen die Russlandaktivisten und die Besucher des „Ukraine Tags“ stellen.
Philipp Hüwe betont, die Polizei werde für die Wahrung der Rechte der pro-russischen Versammlungsteilnehmer sowie des friedlichen Verlaufs des Festes am Schokoladenmuseum sorgen. Der politischen Situation sei man sich genau bewusst, sagt Hüwe. „Die Polizei geht sehr sensibel in die Vorbereitung dieses Einsatzes.“