AboAbonnieren

Im Kölner LandgerichtSchlagabtausch zwischen Anwalt und Staatsanwältin – und Drach kommentiert

Lesezeit 2 Minuten
Der Angeklagte Thomas Drach wird von SEK-Beamten in den Gerichtssaal im Landgericht Köln gebracht.

Der Angeklagte Thomas Drach beim Prozess im Kölner Landgericht.

Wieder gerieten die schweren Vorwürfe im Prozess um Thomas Drach durch einen Schlagabtausch der Prozessbeteiligten in den Hintergrund.

Im Strafprozess um Reemtsma-Entführer Thomas Drach haben sich die Verteidiger schon so manches Scharmützel mit dem Vorsitzenden Richter Jörg Michael Bern geliefert. Am Dienstag war es dann die Staatsanwältin, mit der Anwalt Wolfgang Heer aneinandergeriet. Die hatte sich plötzlich und lautstark eingeschaltet, nachdem Heer einen Sachverhalt falsch wiedergegeben haben soll.

Kölner Mithäftling von Thomas Drach wieder im Zeugenstand

Im Zeugenstand saß an diesem Verhandlungstag abermals ein wegen Beihilfe zum Drogenhandel verurteilter Mann, der zeitgleich mit Drach in Hafthaus 4 der JVA Ossendorf untergebracht war. Der „Spitzel“, wie ihn Drach nennt, hatte den Reemtsma-Entführer schwer belastet. Dieser habe ihm gegenüber drei der vier angeklagten Überfälle auf Geldtransporter zugegeben. Drach bestreitet das.

Wolfgang Heer, Anwalt des Mitangeklagten im Prozess gegen Thomas Drach.

Verteidiger Wolfgang Heer vertritt Drachs mutmaßlichen Komplizen.

Ob er sich eine Bewährungsstrafe in seinem eigenen Verfahren vor dem Landgericht Kleve – dies urteilte jüngst auf fünf Jahre Haft – erhofft und dies dort geäußert habe, fragte Verteidiger Heer den Zeugen. „Nein“, war die Antwort. Das habe der dortige Staatsanwalt aber anders bekundet, warf Heer ein. „Das ist nicht richtig!“, rief Staatsanwältin Sabrina Heimers aufgebracht. Der Richter gab ihr Recht.

Kölner Anwalt: „Lasse mich nicht anblaffen“

„Was regen Sie sich hier so auf, ich lass mich doch hier nicht anblaffen!“, entgegnete Verteidiger Heer pikiert. Es ginge doch auch höflich. Damit scheint das sonst augenscheinlich gute Verhältnis zwischen Staatsanwältinnen und den Verteidigern von Drachs Mitangeklagten angeknackst. Sieht man diese doch sonst häufig vor dem Prozess und in Pausen gemeinsam Rauchen und Kaffeetrinken.

Dass die Staatsanwältin so genervt reagierte, hatte ein Vorspiel. So hatte Anwalt Heer zuvor etliche sachfremde Fragen an den Zeugen gestellt, die laut Gericht nur dessen Verfahren in Kleve, aber nicht den Drach-Prozess berührten. Heer sagte, er wollte damit die Glaubwürdigkeit des Mannes abklopfen, den Drach einen „Lügner“ nennt. Richter Bern blockierte dann aber jede dieser Fragen.

„Ob sie es glauben oder nicht, ich bin durchaus harmoniebedürftig“, sagte Heer zum Richter. Sogar Drach selbst schaltete sich ein. „Mal rein statistisch, wurde hier auch nur mal ein Antrag der Verteidigung positiv beschieden?“, fragte der Reemtsma-Entführer in seinem rheinischen Singsang. „Nach meiner Erinnerung nicht“, antwortete Richter Bern verschmitzt. Der Prozess wird fortgesetzt.