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Monatelanger MachtkampfKölner SPD stellt Kandidaten für Ratswahl auf

Lesezeit 3 Minuten

SPD-Delegierte bei der Konferenz im Gürzenich

  1. Auf der Wahlkreiskonferenz der Partei in Gürzenich hat sich der Machtkampf innerhalb der SPD-Ratsfraktion fortgesetzt.
  2. Andreas Kossiski und Elfi Scho-Antwerpes führen die Liste an.
  3. Mike Homann verdrängt den Fraktionsvize.

Köln – Der monatelange Machtkampf innerhalb der SPD-Ratsfraktion hat sich am Samstag auf der Wahlkreiskonferenz der Partei im Gürzenich fortgesetzt. Parteichefin Christiane Jäger und Fraktionschef Christian Joisten hatten vorab empfohlen, wer auf welchem Platz der Reserveliste für die Kommunalwahl am 13. September gesetzt sein sollte.

Der Unterbezirksvorstand hatte den Vorschlag der beiden daraufhin unterstützt. Obwohl Jäger und Joisten am Samstag bei den 244 anwesenden Delegierten – die aufgrund der Corona-Pandemie an großzügig im Saal verteilten Tischen saßen – ausdrücklich dafür warben, die Liste so zu wählen, kam es anders.

Homann fordert Kron heraus

Der Rodenkirchener Bezirksbürgermeister Mike Homann – für den der wenig aussichtsreiche Platz 23 vorgesehen war – forderte mit seiner Kampfkandidatur den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Peter Kron heraus, der Platz sieben bekommen sollte. Das gelang ihm in einem separaten Wahlgang mit einem deutlichen Erfolg: Homann erhielt 144 Stimmen, Kron lediglich 89 – hinzu kamen neun Enthaltungen. Aus Kreisen der Partei heißt es, dass die Delegierten Kron dafür abstraften, dass er mit seinen Stellvertreter-Kollegen Andreas Pöttgen und Monika Schultes über Ostern vergeblich versucht hatte, SPD-Fraktionschef Christian Joisten aus dem Amt zu drängen.

Da der Druck seitens der Partei jedoch zu groß war, zogen die drei ihren Abwahlantrag wieder zurück. Pöttgen und Schultes bewerben sich bei der Kommunalwahl ohnehin nicht erneut um ein Ratsmandat. Peter Kron steht nun auf Listenplatz 23, kann aber auch über sein Direktmandat in Bickendorf in den Stadtrat kommen, das er bereits bei der Wahl 2014 holte.

Homann wollte sich ursprünglich als OB-Kandidat aufstellen lassen, obwohl die SPD-Spitze bereits Andreas Kossiski vorgeschlagen hatte. Homann hatte als Reaktion mit einer Rede auf einer Wahlkreiskonferenz im Februar – in der er Parteichefin Jäger Intransparenz vorwarf – für einen Eklat gesorgt.

Rangfolge

Die Wahl der übrigen 71 Plätze auf der Reserveliste verlief geräuschlos. OB-Kandidat Andreas Kossiski steht auf Platz eins, dahinter folgen Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (2), Fraktionschef Christian Joisten (3), Parteichefin Christiane Jäger (4), Bürgermeister Ralf Heinen (5) und die ehemalige Landtagsabgeordnete Lisa Steinmann (6). Die Kandidaturen für den Rat in den 45 Wahlkreisen wurden ebenfalls wie erwartet verabschiedet. Parteichefin Christiane Jäger erhielt allerdings auffällig viele Gegenstimmen – 60 bei der Reserveliste und 44 bei ihrer Direktkandidatur im Wahlbezirk Ehrenfeld 1.

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Geschlossenheit demonstrierten die Sozialdemokraten gegenüber ihrem OB-Kandidaten. Andreas Kossiski zeigte sich engagiert und angriffslustig. Die Delegierten erhoben sich nach seiner Rede zum Applaus. Er kritisierte die Wohnungsbaupolitik von Oberbürgermeisterin Henriette Reker und des sie unterstützenden Ratsbündnisses aus CDU und Grünen. Sie seien verantwortlich, dass die Neubauzahlen 2019 erneut eingebrochen sind, so Kossiski. Er kündigte an, als Oberbürgermeister dafür zu sorgen, dass jedes Jahr 10 000 neue Wohnungen entstehen. Die Stadt strebt 6000 Neubauten an – 2019 waren es jedoch nur 2175. „Köln braucht jetzt mehr denn je eine starke Sozialdemokratie, damit das visionslose schwarz-grüne Ratsbündnis abgelöst wird“, sagte Parteichefin Christiane Jäger.