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Verspätung wegen A1-UnfallStandesamt Köln lässt Vater nicht zur Trauung seiner eigenen Tochter

Lesezeit 4 Minuten
Ein frisch vermähltes Brautpaar zeigt nach der Eheschließung im Rathaus die Eheringe.

Viele Brautpaare lassen sich im historischen Rathaus in Köln trauen. Offenbar gibt es strenge Regeln – Gäste müssen demnach überpünktlich sein. (Symbolbild).

Obwohl er sich nur fünf Minuten verspätete, durfte ein Dortmunder nicht bei der Hochzeit seiner Tochter dabei sein.

Es gibt Termine, die man partout nicht verpassen möchte. Weil sie sich nicht wiederholen lassen, wie die Geburt der eigenen Kinder. Oder wenn der Nachwuchs sich Jahre später vermählt.

Ein solcher Termin stand am Donnerstag (29. August) für Norbert R. aus Dortmund an: die Hochzeit seiner 30-jährigen Tochter in Köln. Doch er scheiterte mit seiner anderen, älteren Tochter und dem zweijährigen Sohn an den strengen Einlasskontrollen des hiesigen Standesamtes.

Stau durch Unfall auf Leverkusener Autobahnbrücke

Vater, Tochter und Enkel machten sich am Donnerstag (29. August) gegen 12.30 Uhr auf den Weg aus Dortmund Richtung Köln. Weil bei einem Unfall am Morgen auf der Leverkusener Autobahnbrücke ein Mitarbeiter ums Leben kam und sechs weitere zum Teil lebensgefährlich verletzt wurden, musste die A1 stundenlang gesperrt werden. Das führte zu mehr Stau als sonst auf der Strecke, weshalb sich die Reise aus dem Ruhrgebiet in die Länge zog. Drei statt der üblichen eineinhalb Stunden hätte die Fahrt nach Köln laut Norbert R. gedauert.

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Obwohl das Dortmunder Trio ursprünglich reichlich Puffer eingeplant hatte, standen sie nun gehörig unter Zeitdruck. In Köln angekommen, wurde das Auto in Mülheim geparkt. Mit dem Enkel unter dem Arm ging es zum Wiener Platz, um mit dem nächsten Bus zum Heumarkt zu fahren, von dort dann per Laufschritt zum Ziel, dem historischen Rathaus.

Die Trauung seiner Tochter war für 15.45 Uhr angesetzt. Trotz widriger Umstände gelang es Norbert R. und seiner Tochter, nur fünf Minuten zu spät da zu sein. „Wir waren eigentlich ganz glücklich, dass wir es dann noch so schnell geschafft haben“, sagt der Dortmunder.

Vater, Tochter und Enkel sind fünf Minuten zu spät – trotzdem kein Einlass

Das Sicherheitspersonal am Empfang des historischen Rathauses machte der euphorischen Stimmung jedoch schnell ein Ende: „Sie sind zu spät, jetzt können wir Sie nicht mehr hereinlassen“, hätte einer von ihnen zu den Dortmundern gesagt. Norbert R. und seine Tochter hielten das zunächst für einen schlechten Scherz. Die Sicherheitsleute erklärten allerdings, dass der Standesbeamte keine verspätete Gäste erlaube, da die Zeremonie schon begonnen hatte.

Mit Diskussionen oder dem mittlerweile laut weinenden Enkel kamen die Dortmunder nicht weiter. Das Personal blieb bei ihrer Entscheidung – Norbert R. will sogar ihrer Belehrung als unterschwellige Drohung verstanden haben. Demnach sei die Eheschließung ein „hoheitlicher Akt“, das Brautpaar werde vom Standesbeamten in dem Saal dabei „nur geduldet“, er könne „die Trauung jederzeit abbrechen“.

Norbert R. verpasste also die Trauung seiner jüngsten Tochter. Das ärgert den Dortmunder, vor allem aber habe ihn der Umgang gestört: „Ich werde sicher nicht vergessen, dass in Köln noch beamtete Selbstherrlichkeit anzutreffen ist, wie ich sie persönlich aus den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts kenne.“

Stadt Köln: Einzelfall werde „sehr ernst“ genommen

Inzwischen habe sich die stellvertretende Standesamtsleiterin bei dem Brautpaar für den Vorfall entschuldigt, wie die Stadt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Nachfrage mitteilt. Beim Einlass sei man so streng, da es der Anspruch aller Standesbeamten sei, für einen „angenehmen Empfang in den Trauräumen“ zu sorgen und „Eheschließungen in einem würdigen und feierlichen Rahmen durchzuführen“. Störungen durch Nachzügler zu vermeiden, gehöre dazu.

Dennoch seien Standesbeamte „immer gewillt, innerhalb des knappen Zeitfensters eine gute Lösung im Sinne des Brautpaares zu finden, wenn Gäste, insbesondere Brauteltern, verspätet eintreffen.“ Das gelinge bei den vielen Eheschließungen, rund 5.000 etwa im vergangenen Jahr, „so gut wie immer“. Man nehme solche Einzelfälle jedoch „sehr ernst“ und zum Anlass, Absprachen zwischen Standesbeamten und Sicherheitsdienst zu verschärfen.

Besonders ärgerlich bei der Trauung seiner Tochter findet Norbert R., dass sie dem Sicherheitspersonal vor der Trauung sogar Bescheid gesagt hatte, dass ihr Vater zu spät kommt. Doch auch sie bekam zu hören, dass der Standesbeamte keine verspäteten Gäste erlaube. Die Stadt Köln argumentiert, dass das Brautpaar direkt mit dem Standesbeamten hätte sprechen müssen. Dass seine Tochter aber nicht kurz vor ihrer Trauung mit ihrem Standesbeamten diskutieren möchte und andere Dinge im Kopf hat, kann Norbert R. nachvollziehen. Und komplett ruiniert wurde dieser besondere Tag auch nicht: Nach der verpassten Trauung seiner Tochter feierte die Familie bei bestem Wetter draußen direkt am Rhein. (rxa)