Eine Bande soll mit 1000 Kilo Drogen gehandelt haben, darunter ein Kölner Imbissbetreiber. Die Anklage liest sich wie eine Räuberpistole.
In KölnMillionengeschäft mit 1000 Kilo Rauschgift – dann zerlegt sich mutmaßliche Drogenbande selbst
Drogenschmuggel in einem unfassbaren Ausmaß wirft die Staatsanwaltschaft fünf Männern vor, die sich seit Mittwoch vor dem Kölner Landgericht verantworten müssen. Die mutmaßliche Bande soll mit rund einer Tonne Opium, dazu Heroin und Kokain gehandelt haben. Der als Haupttäter geltende Yahya T. (38) soll mit den illegalen Geschäften mehr als drei Millionen Euro eingenommen haben. Mit privaten Aufzeichnungen soll dieser sich teilweise selbst ans Messer geliefert haben.
Kölner Anklage: Drogenkuriere im Iran engagiert
Hochprofessionell soll der Hauptangeklagte das Opium aus seinem Heimatland Iran nach Deutschland geschafft haben. „Er setzte eigene Transportfahrzeuge und von ihm beauftragte Fahrer als Kuriere ein“, so heißt es in der Anklageschrift. Los ging es laut Staatsanwältin spätestens im April 2020. T. soll im Iran mittels eines verschlüsselten „EncroChat“-Handys 200 Kilo Opium geordert und es dann per Chat einem Nutzer namens „Machokoala“ für 2169 Euro pro Kilo angeboten haben.
Der Angeklagte habe dann dafür gesorgt, dass Komplizen das Rauschgift über die sogenannte Balkanroute über die Türkei und Bulgarien bis nach Deutschland transportieren. Der mutmaßlich aus Bayern stammende „Machokoala“ soll weitere zwei Zentner Opium für 7500 Euro pro Kilogramm beim Hauptangeklagten geordert haben, dazu ein Kilo Kokain für 29.500 Euro. Das Kokain „guter Qualität“ soll Yahya T. zeitweise in seiner ehemaligen Wohnung in Porz-Westhoven gelagert haben.
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Kölner soll Grenzbeamten bestochen haben
Mit einer Bestechungszahlung von 10.000 Euro an einen Grenzbeamten soll T. in einem Fall verhindert haben, dass eine Lieferung von etwa 100 Kilo Opium aus dem Verkehr gezogen worden wäre. Ein vom 38-Jährigen organisiertes Transportfahrzeug soll in eine „Röntgenkontrolle“ geraten sein. Letztlich habe er aber mit der heißen Ware passieren dürfen. Um welchen Grenzübergang es sich handelte, ist unklar. Die vagen Angaben sollen aus aufgezeichneten Gesprächen stammen.
Tatsächlich aufgeflogen ist dann aber ein mutmaßlicher Komplize, ein Kölner Imbissbetreiber. Dieser sollte laut Anklage zehn Kilo Opium und ein Kilo Heroin zu einem Abnehmer in der Schweiz bringen. Die Kurierfahrt sollte offenbar als Familienausflug mit Verlobter und Kind im Auto getarnt werden. Hinter der Grenze im baden-württembergischen Lottstetten kontrollierten Schweizer Beamte aber den Mercedes und wurden in einem Koffer fündig. Der Fahrer erhielt dafür in der Schweiz eine Haftstrafe.
Köln: Laut Anklageschrift vom früheren Komplizen bestohlen
Zunächst laut Staatsanwältin als Komplize von T. agierend, soll der ebenfalls angeklagte Frechener Hosein F. (26) später einen eigenen Drogenhandel aufgezogen haben. Nachdem F. erfahren haben soll, dass der mutmaßliche frühere Geschäftspartner eine große Menge an Drogen in einer Wohnung in Porz-Urbach lagerte, soll dieser mit Mittätern im September 2022 dort eingebrochen sein. „Sie entwendeten 80 Kilo Opium, die sie in Tüten und einem Rollkoffer verstauten“, so die Anklage.
Diesen Drogendiebstahl soll dann der Angeklagte T. nicht auf sich sitzen gelassen haben. So soll er einen der Beteiligten, der ihn verraten haben soll, unter einem Vorwand in seine aktuelle Wohnung in Mülheim gelockt haben. Mit Schnürsenkeln gefesselt und nach diversen Schlägen sollte der Mann laut Ermittler seine Mittäter verraten. Bei einem Fluchtversuch soll ihm T. dann ein Messer in die Brust gerammt haben, was zum Rippendurchbruch und lebensgefährlichen Verletzungen führte.
Kölner soll sich mit Tonaufnahmen selbst belastet haben
Nachbarn hatten Schreie aus der Wohnung vernommen und die Polizei gerufen. Die Beamten trafen T. noch mit dem Messer in der Hand an. Der Vorfall soll die bereits verdeckten Ermittlungen gegen die Drogenbande erheblich beschleunigt haben. T. stand in diesem Fall bereits wegen versuchten Totschlags vor Gericht. Ein zunächst angenommener Tötungsvorsatz ließ sich in dem Verfahren aber nicht erhärten, sodass es im Hinblick auf den nun gestarteten Drogenprozess eingestellt wurde.
Der Hauptbeschuldigte Yahya T. soll sich auch ohne Not selbst in Bedrängnis gebracht haben. So fanden Ermittler bei einer früheren Razzia in dessen Wohnung zwei Datenträger mit aufgezeichneten Gesprächsaufnahmen, aus denen die Staatsanwaltschaft viele Vorwürfe und auch die Drogenmengen abgeleitet haben soll. T.s Verteidiger Pantea Farahzadi und Abdou Gabbar erklärten, dass ihr Mandant zunächst schweigen werde. So hielten es beim Prozessauftakt auch die Mitangeklagten.