Kölner Staatsanwaltschaft klagt versuchten Ehrenmord an. Zum Prozessauftakt äußerte sich der Beschuldigte.
„Meine Ehre, meine Frau, ich töte dich!“Mann sticht in Köln-Ehrenfeld 13-mal auf seine Ex-Partnerin ein
„Meine Ehre, meine Frau, ich töte dich!“ Mit diesen Worten soll ein 29-Jähriger in Ehrenfeld auf seine frühere Lebensgefährtin eingestochen, sie schwer verletzt haben. Die Staatsanwaltschaft spricht von versuchtem Mord aus niederen Beweggründen und Heimtücke, seit Mittwoch muss sich der Beschuldigte vor dem Schwurgericht des Landgerichts verantworten. Beim Prozessauftakt legte der Mann zwar ein Geständnis ab. Den Vorwurf einer im Vorfeld geplanten Tötung wies er aber zurück.
Köln: Angeklagter habe Trennung nicht akzeptiert
Die Beziehung sei von Gewalt, Eifersucht und Kontrollsucht seitens des Angeklagten geprägt gewesen, so erklärte es die Staatsanwältin in Saal 2 des Kölner Justizgebäudes. Im Dezember vergangenen Jahres habe sich das spätere Opfer getrennt, was der Mann offenbar nicht akzeptiert habe. Mit Anrufen und Textnachrichten habe er vielfach Kontakt aufgenommen. Die Richterin sprach von einem gerichtlichen Kontaktverbot, das der Mann offensichtlich ignoriert habe.
Im Februar dieses Jahres tauchte der Beschuldigte laut Anklageschrift an der Wohnanschrift seiner Ex-Freundin auf. Er soll sich auf der anderen Straßenseite hinter einem Baum versteckt haben. Als die 23-Jährige den Mann beim Zurückkehren in ihre Wohnung erblickte, soll sie schnell ins Haus gelaufen sein. Vom Fenster aus habe sie mit Rufen versucht, den mutmaßlichen Stalker zu vertreiben. Die Frau verließ die Wohnung laut Anklage wieder, nachdem der Mann zunächst verschwunden war.
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Köln: Ex-Freundin laut Anklage eine Falle gestellt
Danach soll der Ex-Partner das Opfer in eine perfide Falle gelockt haben. Laut Staatsanwaltschaft habe der Angeklagte einen Bekannten von ihm und gleichzeitig Vertrauten seiner früheren Lebensgefährtin angerufen. Diesen soll er überredet haben, ohne deren Wissen ein Treffen mit der Frau zu arrangieren. Diese wurde zu einem Treffpunkt am Maarweg gelotst, sollte ins Auto des Bekannten einsteigen. Als sie erkannte, wer mit ihm im Fahrzeug saß, habe sie sich wütend abgewendet.
Der Angeklagte soll der Frau daraufhin gefolgt sein. Mit einem Schweizer Taschenmesser soll der Mann dann auf sein Opfer eingewirkt haben. Die Klinge traf Kopf, Oberkörper und Arme. Ein Schnitt soll quer über das Gesicht verlaufen sein, vom Mundwinkel bis zum Bereich des Auges. Der gemeinsame Bekannte ging daraufhin laut Anklage dazwischen. Die Frau erlitt schwere, aber letztlich keine konkret lebensbedrohlichen Verletzungen. Sie wurde unmittelbar im Krankenhaus versorgt.
Kölner Beschuldigter liefert eigene Tatversion
Planvoll sei der Angeklagte vorgegangen und auch im Gedanken, dass er für eine Tötung alles Nötige getan habe, so die Staatsanwältin. Er sei im Vorfeld davon ausgegangen, dass die Frau inzwischen intime Beziehungen zu anderen Männern pflege, was er nicht habe akzeptieren wollen. Er habe sie für sich beanspruchen wollen, heißt es in der Anklageschrift. „Das war ihm nicht gelungen, daher wollte er sie töten, denn er fühlte sich in seiner Ehre verletzt“, erklärte die Staatsanwältin.
Der Angeklagte räumte den Messerangriff ein, allerdings habe es sich um eine spontane Tat gehandelt. Er habe zum Valentinstag extra Geschenke für die Frau, „die ich bis heute liebe“, besorgt. Doch dann habe sie sich mehrere Tage nicht mehr gemeldet. Bei dem Zusammentreffen in Ehrenfeld habe die 23-Jährige ihm damit gedroht, die Handynummer seiner Mutter im Internet zu verbreiten. Das sei vorher auch schon mal mit der Nummer seiner Schwester auf einer „Huren-App“ passiert.
Köln: Zuletzt habe er täglich Kokain konsumiert
„Ich habe sie dann geschlagen, mit den Fäusten, ich war durcheinander“, schilderte der Beschuldigte. Wie dann plötzlich das Messer zum Einsatz gekommen sei, wisse er nicht. Er habe vorher Kokain genommen. „Bis ich im Gefängnis war, war ich nicht bei mir, ich dachte, ich bin im Urlaub“, erklärte der Mann. Er verzeihe sich das nicht. „Wie kann ich einer Person, die ich liebe, sowas antun?“, fragte der 29-Jährige. „Ja, die Frage stellt sich“, so die trockene Reaktion von Richterin Sabine Kretzschmar.
Zu seinem Lebenslauf gab der Angeklagte an, vor dem Militärdienst in seinem Heimatland Syrien geflohen zu sein. „Weil ich niemanden töten wollte“, so die Erklärung. 2015 sei er nach Deutschland gekommen, habe in Restaurants und auf Baustellen gearbeitet. Das spätere Opfer habe er 2019 kennengelernt, man habe nach islamischem Recht geheiratet. Zuletzt habe er fast täglich Kokain konsumiert. Er habe das Geld vom Jobcenter dafür verwendet. Der Prozess wird fortgesetzt.