Köln – Ein bisschen feierlich wird es normalerweise schon in der ersten Ratssitzung nach der Wahl. Die frisch gewählten Volksvertreter werden vereidigt, die Oberbürgermeisterin leistet ihren Amtseid, ihre Stellvertreter werden gewählt, die Ratsneulinge sind aufgeregt. Doch weil in Corona-Zeiten eben alles anders ist, war die Eröffnung der neuen Ratsperiode am Donnerstag eine reine Arbeitssitzung. Einzig die Amtskette, die die OB anlässlich ihrer Vereidigung trug, verlieh der Sitzung etwas Glanz. Ansonsten war Henriette Reker zum Start ihrer zweiten Amtszeit um größtmögliche Sachlichkeit bemüht.
„Ich übernehme das Amt in Zeiten allgemeiner Verunsicherung“ , sagte Reker, nachdem sie von Alterspräsident Walter Wortmann erneut vereidigt worden war. Wortmann hatte zuvor auf eine Besonderheit hingewiesen: „Es ist erst das zweite Mal in der Geschichte der Stadt Köln, dass eine Frau das Amt der Oberbürgermeisterin übernimmt.“
Ehrenamtliche Bürgermeister vertreten OB Reker
Bei den ehrenamtlichen Stellvertretern der OB dominieren dagegen die Männer deutlich. Die Ratsmitglieder votierten mit großer Mehrheit für die von den Fraktionen vorgeschlagene Liste, gewählt wurden Andreas Wolter (Grüne) als erster Stellvertreter von Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Ralf Heinen (SPD) als zweiter Bürgermeister, Ralph Elster (CDU) als dritter Stellvertreter und Brigitta von Bülow (Grüne) als vierte Bürgermeisterin.
Die ehrenamtlichen Bürgermeister vertreten die OB bei repräsentativen Terminen. Henriette Reker verpflichtete die neuen Stellvertreter im Anschluss an die Wahl. Auch diese Zeremonie wurde so kurz wie möglich gehalten, persönliche Gratulationen und Blumensträuße entfielen. Alle vier Bürgermeister bedankten sich beim Rat für das Vertrauen. Brigitta von Bülow, bis zur Kommunalwahl Fraktionsvorsitzende der Grünen, freute sich vor allem darüber, „dass unter den Stellvertretern immerhin eine Frau ist“.
Erstmals im Rat vertretene vierköpfige Volt-Fraktion
Derweil musste sich manches Ratsmitglied erst in neuer Umgebung akklimatisieren. Und das galt nicht nur für die erstmals im Rat vertretene vierköpfige Volt-Fraktion oder die zwei gewählten Vertreter der Klimafreunde. Zum allerersten Mal rückte die Linke auf den scharf linken Flügel des Ratssaals, durchaus zur Freude des ehemaligen Fraktionschefs Jörg Detjen. „Die Linke sitzt jetzt links und passt auf die SPD auf“, rief Detjen der Nachbarfraktion zu.
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Die Plexiglasboxen auf jedem einzelnen Tisch, deren Installation die Rückkehr des Rates aus dem Ausweichtagungsort im großen Saal des Gürzenich erst ermöglicht hatten, machten die Kommunikation zwischen den Ratsmitgliedern indes nicht einfacher. Allerdings hatte OB Reker die Ratsmitglieder vorab mit deutlichen Worten aufgefordert, auf übliche Routinen doch bis auf weiteres tunlichst zu verzichten. „Wir halten uns alle bitte kurz und sachlich.“ Auf Beschimpfungen und Polemik sei zu verzichten, „Respekt und größtmögliche Sachorientierung“ müssten nun die Arbeitsgrundlage sein.
Die Fachausschüsse des Rates sollen erst in der nächsten Sitzung bestimmt werden. Am Mittwoch wählten die Ratsmitglieder lediglich den Wahlprüfungsausschuss und den Hauptausschuss – letzterer soll bis zur nächsten Ratssitzung die wichtigsten Themen beraten und beschließen.