Köln – Nun ist der Name öffentlich. Paul Ziemiak, Generalsekretär der Bundes-CDU, enthüllte die Identität des 72-Jährigen, der am Morgen des 30. Dezember nach einem Streit mit jungen Männern am Porzer Rheinufer mit einer scharfen Waffe auf einen 20-Jährigen geschossen und ihn an der Schulter getroffen haben soll. Warum Paul Ziemiak? Weil der mutmaßliche Schütze nicht nur Mitglied der CDU ist, sondern auch gewählter Abgeordneter der Partei in der Bezirksvertretung des Stadtbezirks Porz. Und mutmaßlich wohl auch, weil im Internet das Thema immer weitere Kreise zog – eine Entwicklung, die Ziemiak durch seine Twitter-Nachricht wohl zu stoppen hoffte.
Selbstverständlich verbieten sich weiterhin Vorverurteilungen, selbstverständlich gilt weiterhin die Unschuldsvermutung. Das gilt auch, obwohl die Polizei im Haus des 72-Jährigen gleich fünf Schusswaffen sicherstellte. Ebenfalls gilt, dass sowohl das Opfer wie vermutlich auch der Schütze zur Tatzeit alkoholisiert waren. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen.
Schuss in Porz: Kölner Politiker äußert sich nicht
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ recherchiert seit Bekanntwerden der Tat am 30. Dezember. Dabei hat diese Zeitung viele Fragen gestellt: An Polizei und Staatsanwaltschaft, auch an die CDU Köln – und natürlich an den Bezirkspolitiker selbst. Dieser war nach der Tat vorläufig festgenommen, aber bald wieder freigelassen worden. Weil er auf wiederholte Anfragen nicht reagierte, hat ihn der „Kölner Stadt-Anzeiger“ schriftlich zu einer Stellungnahme aufgefordert und ihm dafür eine Frist gesetzt – ohne Reaktion.
Ebenso hat diese Zeitung die Kölner CDU jeden Tag um eine Stellungnahme zu ihrem Parteimitglied und Mandatsträger gebeten. Diese Bitte wurde jedoch bis heute Morgen ignoriert. Um 11.48 Uhr erreichte die Nachricht von Parteichef Bernd Petelkau, dass der Porzer sein Mandat ruhen lasse, in knappen Sätzen die Redaktion. Wenig später, nämlich um 12.21 Uhr, folgte dann die Nachricht von Ziemiak in Form eines Tweets.
Name des Kölner Politikers kursierte bereits im Internet
Allerdings kursierte der vollständige Name des Porzers schon seit Silvester im Internet. Und immer wurde die Redaktion gefragt, warum denn der Name nicht in der Zeitung veröffentlicht werde. Dies geschah zum Schutz des Persönlichkeitsrechts. Unabhängig davon meldeten sich aufgrund der Berichterstattung im „Kölner Stadt-Anzeiger“ das Opfer und ein Tatzeuge und schilderten ihre Sicht der Dinge. Eine Reaktion des mutmaßlichen Schützen oder der CDU Köln blieb jedoch weiterhin aus.
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Die Debatte in der Öffentlichkeit, vor allem im Internet, wurde jedoch jeden Tag intensiver – und fand ihren vorläufigen Höhepunkt in der heutigen Nachricht des CDU-Generalsekretärs, mit der er den Namen des Porzer CDU-Mitglieds öffentlich machte. Dass Ziemiak seinen Tweet löschte und ihn wenig später ohne Namensnennung wiederholte, ändert daran nichts.
Nachdem also ein Mitglied der CDU-Bundesspitze den Namen des mutmaßlichen Schützen selbst benutzte und in Abwägung aller weiteren Argumente hat sich der „Kölner Stadt-Anzeiger“ entschieden, den Namen des mutmaßlichen Täters ebenfalls zu nennen. Das ändert nichts daran, dass weiterhin die Unschuldsvermutung gilt.