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„Wäre als Pilger nach Aachen gekommen“Gottesdienst mit Kardinal Woelki wegen Protesten abgesagt

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Der Kardinal Rainer Maria Woelki predigt beim Pontifikalamt zum Ostersonntag.

Der Kardinal Rainer Maria Woelki predigt beim Pontifikalamt zum Ostersonntag.

Aachens Bischof Dieser und Woelki hätten entschieden, auf den Auftritt zu verzichten. Woelki warnte vor einer Instrumentalisierung.

Nach Protesten im Vorfeld wird der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki am Sonntag nun doch nicht einen Gottesdienst in Aachen feiern. Der Aachener Bischof Helmut Dieser und Woelki hätten entschieden, auf den gemeinsamen Auftritt im Rahmen der Heiligtumsfahrt zu verzichten, erklärte das Bistum Aachen am Samstagnachmittag.

Domprobst Cremer statt Kardinal Woelki am Altar

Stattdessen soll Dompropst und Wallfahrtsleiter Rolf-Peter Cremer mit Dieser am Sonntag am Altar stehen. „Eine Situation, die absehbar nicht mehr erwarten lässt, dass eine geistlich verbindende Atmosphäre zur Feier des Gottesdienstes erlebbar wird, möchte ich vermeiden“, begründete der Bischof von Aachen den Schritt.

Woelki warnte nach Bekanntgabe der Entscheidung vor einer Instrumentalisierung von Gottesdiensten für Protestaktionen. „Ich wäre als Pilger nach Aachen gekommen, so wie viele Tausende auch. Ich bin davon überzeugt, dass es unter Christen möglich sein muss, unterschiedliche Auffassungen zu haben und deutlich zu vertreten - und dennoch gemeinsam die heilige Eucharistie zu feiern.“

Die Kritik an Woelki hatte sich vor allem an seiner Rolle bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der Kirche entzündet. So gab es Presseberichten zufolge im Mädchenchor des Aachener Doms Diskussionen darüber, ob man in Woelkis Anwesenheit bei der Messe singen wolle oder nicht. Nur knapp die Hälfte der 120 Sängerinnen habe sich dazu bereitgefunden.

Woelki: „Mir sind Prävention und Aufarbeitung ein Herzensanliegen“

„Mir persönlich sind Prävention, Aufklärung und Aufarbeitung ein Herzensanliegen“, betonte Woelki. „Betroffene sexuellen Missbrauchs müssen sowohl vor weltlichen Gerichten wie auch in der Kirche zu ihrem Recht kommen. Und hier heißt katholisch zu sein – auch wenn die Aufarbeitung weh tut, und sie tut weh – nicht dem Gift der Polarisierung zu erliegen, sondern Brücken zu bauen.“

Die Heiligtumsfahrt in Aachen endet am Montagabend mit der sogenannten Verschließungsfeier. Im Mittelpunkt der seit 1349 begangenen Wallfahrt stehen vier Tuchreliquien, die 799 Karl dem Großen übergeben wurden. In ihnen wird das Kleid Mariens aus der Heiligen Nacht, Windeln Jesu, das Lendentuch des Gekreuzigten und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers verehrt. Für ihre Echtheit gibt es keine historischen Nachweise.

Die Kirche heute sieht in ihnen Zeichen, die auf Jesus hinweisen. Normalerweise findet die Heiligtumsfahrt alle sieben Jahre statt; pandemiebedingt wurde der reguläre Rhythmus 2021 unterbrochen und das Glaubensfest um zwei Jahre verschoben. (kna)