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Kölner Arzt mit Corona infiziert„Ansteckung durch Keime an Oberflächen ist tückisch“

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Moritz Riepen hat sich vermutlich durch einen Patienten mit dem Coronavirus infiziert.

  1. Ärzte und Pflegekräfte sind besonders gefährdet, sich mit dem Virus zu infizieren. Moritz Riepen (38) ist stellvertretender ärztlicher Leiter der Zentralambulanz im Klinikum Leverkusen und hat sich vermutlich bei einem Patienten angesteckt.
  2. Seitdem befindet er sich in Quarantäne in seiner Kölner Wohnung mit seiner Frau, zwei Kindern und einem Aupair-Mädchen, das wie er an Symptomen leidet.
  3. Sein Appell an die Kölner: Man sollte auf Abstand bleiben und an öffentlichen Orten wie der Bahn so wenig wie möglich anfassen.

Köln – Wir haben Moritz Riepen telefonisch interviewt und mit ihm über seinen Krankheitsverlauf, die Arbeitsbedingungen in seiner Klinik, seinen Appell an die Kölner und seine medizinischen Ratschläge gesprochen: Wer Bahn fährt, sagt Riepen, sollte dabei möglichst nichts anfassen. „Die Ansteckung durch Keime an Oberflächen ist tückisch.”

Herr Riepen, Sie haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Wie geht es Ihnen?

Aktuell mäßig gut. Ich habe ziemlich starke Gliederschmerzen. Der Geruchssinn ist quasi erloschen. Ich habe immer wieder Husten mit Auswurf. Aber ich bin stabil, habe kein Fieber und muss vermutlich keine medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.

Wissen Sie, wann und wo Sie sich angesteckt haben?

Genau lässt sich das nicht sagen. Es wird mutmaßlich im Rahmen der beruflichen Tätigkeit gewesen sein. Wahrscheinlich habe ich mich am vergangenen Wochenende angesteckt. Als Internist im Klinikum Leverkusen habe ich immer wieder mit Problemfällen mit Fieber, Husten und Luftnot zu tun.

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Sie befinden sich in Quarantäne. Sind Sie mit Ihrer Familie dort?

Ja, meine Familie ist bei mir. Meine beiden Kinder, zwei und vier Jahre alt, und meine Ehefrau. Außerdem unser Au-pair-Mädchen. Wir sind gemeinsam bis zum 2. April in Quarantäne.

Wie meistern Sie den Alltag?

Glücklicherweise hat meine Frau keine Symptome und kann sich viel mit den Kindern beschäftigen. Das Au-pair-Mädchen zeigt Symptome und fühlt sich abgeschlagen. Wir haben zum Glück viele Freunde und Familie, die uns immer wieder Essenslieferungen vor die Tür stellen. Ich persönlich bin froh, dass ich drin sein muss. Alles andere ging gerade nicht. Ich muss nachmittags immer wieder im Bett liegen und schlafen. Hart ist es für die Kinder. Aber mit Balkon, Internet, Home Entertainment, Spielsachen und Großeltern über Facetime geht das.

Was empfinden Sie, wenn Sie aus dem Fenster gucken?

Das ist ein ganz ambivalentes Gefühl. Auf der einen Seite wird es draußen immer schöner, der Frühling kommt. Alles ist grün. Auf der anderen Seite gucke ich aus meiner Wohnung in Lindenthal in der Nähe der Uni auf eine fast leere Straße. Normalerweise herrscht dort Trubel. Das ist ein bisschen gruselig und erfüllt mich mit Sorge.

Die meisten Menschen wurden von Corona völlig überrascht. War Ihnen als Mediziner klar, dass es einmal zu so einer oder ähnlichen Viren-Epidemie kommen könnte?

Mein direkter Vorgesetzter hat mit einer ganz bemerkenswerten Schärfe schon Anfang des Jahres gesagt, dass Corona ein großes, großes Problem werden wird. Ich hätte das Problem anfangs so wie Sars eingeordnet, das uns vor vielen Jahren gar nicht richtig erreicht hat. Erfreulicherweise hat mein Vorgesetzter unser Klinikum so vorbereitet, dass es uns nicht unvorbereitet trifft.

Wie war die Lage im Klinikum am Wochenende?

Es war am Wochenende eher ruhiger. Es gab wiederholt Aufrufe vom Krankenhauspersonal, an die Leute, die nicht wirklich krank sind, zu Hause zu bleiben. Die Notfallaufnahme wird ja öfters mal für Bagatellfälle missbraucht. Nun habe ich das Gefühl, dass die Leute in sich gekehrt sind und vielleicht auch aus Sorge vor Infektionen mit einfachen Erkrankungen zu Hause geblieben sind.

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Haben Sie genug Personal und ausreichend Arbeitsmaterial?

Wie gesagt, weil mein Vorgesetzter frühzeitig gewarnt hat, hat er auch frühzeitig Personal geordert und erhalten – im ärztlichen und pflegerischen Bereich. Auch um den administrativen Aufwand, die Kommunikation mit dem Gesundheitsamt, zu bewältigen, sind für die zentrale Notfallambulanz Leute aus anderen Abteilungen abgestellt worden. Die Räumlichkeiten wurden frühzeitig erweitert und es wurde schnell begonnen, infektiöse Patienten von anderen zu isolieren. Zudem hat das Labor eine eigene Abstrich-Anlaufstelle aufgemacht.

Glauben Sie, dass Köln auf die Pandemie gut vorbereitet ist?

Insgesamt glaube ich schon, dass Köln sich ganz gut darauf vorbereitet hat. Zudem haben wir alle Behandlungen, die nicht unbedingt sein müssen, auf unbedingte Zeit verschoben, um Kapazitäten für Notfälle frei zu halten.

Kamen die Maßnahmen, die von Bund, Ländern und Stadt eingeführt wurden, rechtzeitig?

Aus medizinischer Sicht könnte man sagen, man hätte vieles noch vorher machen können. Die Frage ist natürlich immer, was kann man den Leuten zumuten. Ich glaube daher, dass die Politik das schon gut gemacht hat. Sie haben offen kommuniziert, sie waren transparent. Ich sehe auch, was das Gesundheitsamt leistet. Die rufen mich täglich an und fragen: Wie geht es Ihnen? Man muss sehen, dass man vor wenigen Monaten nicht gedacht hätte, dass auf das System eine so unglaubliche Belastung zukommt.

Wie lautet Ihr Appell an die Kölner?

Ich glaube, dass man sich an die Kontaktsperre halten und auf den Abstand achten sollte. Tückisch ist die Ansteckung durch Keime an Oberflächen. In der Bahn sollte man daher so wenige Sachen wie möglich anfassen. Wichtig sind natürlich Händewaschen und Desinfektionen. Rausgehen und Sonne mitzunehmen ist gut für das Gemüt, deswegen würde ich auch das empfehlen. Aber eben nur allein oder zu zweit.

Was macht Ihnen in dieser Zeit Hoffnung?

Die Entwicklung in China stimmt mich hoffnungsvoll. Was man über die Medien mitbekommt, ist, dass es nur wenige neue Infektionen gibt und die Krankheit ganz gut eingedämmt werden konnte.

Mehr Informationen über Moritz Riepen und seinen Krankheitsverlauf gibt es auf instagram.com/ayudavital.de.