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Kölner Dom-GeschichtenWarum sich östlich des Doms eine alte Straße verbirgt

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Kölner Dom Ausgrabung STRaße

Fragment des Straßenpflasters unter dem Dom

Köln – Wenn man sich in der Ausgrabung unter dem Dom nach Osten bewegt, stößt man am Ende auf das Fragment eines Straßenpflasters. Das mag Ihnen jetzt nicht besonders spektakulär vorkommen. Aber das Besondere daran ist, dass es sich um eine mittelalterliche Baustellenstraße handelt.

Die Steine für den Bau des gotischen Doms kamen zuerst aus der Eifel: Zunächst wurden Basalt und Tuff für die Fundamente des Chors verwendet und danach Drachenfels-Trachyt aus dem Siebengebirge. Alle Steinsorten wurden mit Booten rheinabwärts gefahren und dann an der Stelle, wo heute eine Verlängerung der Trankgasse auf den Rhein treffen würde, auf Ochsenkarren umgeladen und zur Baustelle an der Ostseite des Doms transportiert. Mit ihrer Last hätten diese Karren nun leicht im Stau oder im Schlamm versinken können. Um einen reibungslosen Transport und damit den raschen Baufortschritt zu gewährleisten, hat man deshalb die Zufahrt ab der Stelle, wo sie die alte römische Stadtmauer schnitt, bis zur eigentlichen Baustelle gepflastert.

Auch Radspuren im Gestein unterhalb des Kölner Doms

Wenn man genau hinschaut, sieht man sogar noch die Radspuren im Gestein. Das heißt, aus technischen Gründen wurde für die Dombaustelle ein weitaus größerer Aufwand betrieben als für die Wohngebiete der Stadt, deren Straßen damals sämtlich ungepflastert waren, soweit sie nicht auf die Römerzeit zurückgingen.

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Der Durchbruch für die Straße war übrigens der erste durch die Römermauer überhaupt. Man kann bis heute deutlich Spuren erkennen, dass das Loch in der Mauer verschließbar war. Auf Baustellen gab es zu allen Jahrhunderten immer kostbare Dinge zu holen. Im Mittelalter waren zum Beispiele Seile, ein sehr teurer Werkstoff, äußerst begehrt, genau wie Holz – zum Bauen wie zum Heizen. Deswegen wurden auch damals schon die Baustellen gut gegen Diebe gesichert. Es fehlt eigentlich nur noch das Schild „Eltern haften für ihre Kinder“, dann hätten wir eine fast moderne Baustellensituation.

Mit der Baustellenstraße nahm es übrigens ein ganz pragmatisches Ende. Wie man in den Ausgrabungen sehen kann, kam beim Weiterbau des Domes ein Pfeiler mitten auf der Baustellenstraße zu stehen. Man verlegte den Zugang zur Baustelle um etliche Meter nach Westen. Damit war dann die bisherige Straße nicht mehr benutzbar.

Aufgezeichnet von Joachim Frank