Köln – Beim Raubüberfall auf einen Geldboten auf dem Ikea-Parkplatz in Köln-Godorf im März 2018 profitierte der bewaffnete Täter offenbar von einer veralteten Sicherheitstechnik. Das berichtete ein damaliger Verantwortlicher des zuständigen Security-Unternehmens am Freitag beim laufenden Prozess vor dem Landgericht. Angeklagt ist hier der frühere Reemtsma-Entführer Thomas Drach.
Köln: Ikea-Geldkoffer war mit Kralle gesichert
Der Niederlassungsleiter berichtete im Zeugenstand, er sei direkt zu Ikea gefahren, nachdem er von dem Überfall erfahren habe. Dort habe er zwei aufgelöste Mitarbeiter vorgefunden und versucht, diese zu beruhigen. Bei dem Überfall war einer der Geldboten mit einer Maschinenpistole bedroht worden. Der Täter hatte einen Geldkoffer mit rund 76.000 Euro Bargeld erbeutet und konnte flüchten.
Der Zeuge erklärte, dass der Geldbote die Ikea-Einnahmen abgeholt hatte. Diese hätten sich in einem bereits verplombten Aluminium-Koffer der Bundesbank befunden. Der Mitarbeiter habe diesen dann mit einer Sicherheitskralle gesichert. Legt der Träger den Koffer dann aus der Hand, gehe nach einer bestimmten Zeit ein Alarm los, sollte dieser nicht schnell mit einem Schlüssel deaktiviert werden.
Kölner Räuber profitiert von veralteter Technik
Außerdem würde bei einem unbefugten Öffnen weißer Rauch aufsteigen, der zudem kaum wahrnehmbare Farbpartikel enthalte. Damit würden Kleidung und Haut des Täters ganz fein markiert, sodass etwa Polizisten diesen bei einer späteren Kontrolle entlarven könnten. Ob das Sicherheitssystem im aktuellen verhandelten Fall ausgelöst hat, ist aber nicht bekannt.
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Das System gilt als veraltet, berichtete der Security-Fachmann. Zur Zeit des Überfalls gab es bereits eine neue und viel effektivere Methode, einen Geldkoffer zu schützen. Hier wird bei einem unbefugten Zugriff der Inhalt mit einer Farbpatrone eingefärbt. Das erbeutete Bargeld ist dann praktisch wertlos. Warum dieses System damals nicht eingesetzt wurde, wusste der Zeuge nicht.
Geldboten sollen „keine Heldentaten“ begehen
Drachs Verteidiger bohrten abermals bei der Frage nach, warum der überfallene Geldbote den Transporter 17 Meter weit entfernt vom Personaleingang geparkt hatte. Dazu konnte der Zeuge nur anmerken, dass die Mitarbeiter angehalten seien, den Geldtransporter so nah wie möglich am Übergabeort abzustellen. Wie das bei der Kölner Ikea-Filiale genau gehandhabt wurde, wisse er nicht.
Abermals erwähnten die Anwälte, dass der Bote selbst als möglicher Mittäter galt. Auch, weil er seine Waffe nicht geladen hatte. „Das war ein Dienstvergehen“, sagte der frühere Vorgesetzte. Dass der Mitarbeiter den Geldkoffer aber zügig abgegeben habe, als er mit einer Waffe bedroht wurde, sei völlig in Ordnung gewesen. „Keine Heldentaten“, sage man den Beschäftigten. Der Prozess wird fortgesetzt.