Ein Wassereinbruch in einem Kölner Stellwerk hat massive Auswirkungen auf den Bahnverkehr.
Der Kölner Hauptbahnhof wurde zeitweise nicht angefahren, viele Bahnreisende brauchten viel Geduld.
Die Reparaturen laufen „mit Hochdruck“ – aber der Stellwerksfehler könnte laut Deutscher Bahn Auswirkungen für den Verkehr bis Samstag haben.
Köln – Ein defektes Stellwerk hat den Betrieb im Kölner Hauptbahnhof am Donnerstag nahezu vollständig lahmgelegt. Wegen des Schadens, den ein Wassereinbruch hervorgerufen hatte, war der Regional- und Fernverkehr nach Auskunft der Deutschen Bahn „stark eingeschränkt“. Es kam zu erheblichen Verspätungen und Zugausfällen. Nur die S-Bahnen würden „nach Fahrplan“ verkehren.
Die Bahn teilte ab späten Donnerstagabend mit, dass die Reparatur des Stellwerks auch den gesamten Freitag beanspruchen werde – Bahnreisende müssen sich wohl weiterhin auf Verzögerungen und Chaos einstellen.
Allerdings wurde wegen Teilausfällen der Linie S 11 zwischen Nippes und Bergisch Gladbach am Nachmittag ein Ersatzverkehr mit zwei Bussen eingerichtet, die zwischen Köln Messe/Deutz und Bergisch Gladbach pendelten.
Ein Sprecher der Rheinenergie sagte, gegen neun Uhr habe die Feuerwehr einen Wasserohrbruch im Bereich der Bahnunterführung Marzellenstraße/Ursulaplatz gemeldet. Nach derzeitigem Kenntnisstand sei das Wasser unter anderem in einen Kabelschacht eingedrungen, in dem Versorgungskabel der Bahn liegen. Mehrere Wohn- und Geschäftsgebäude, darunter einige Hotels, seien von der Trinkwasserversorgung abgeklemmt worden. „Mit Hochdruck“ arbeite die Rheinenergie an der Behebung des Schadens.
Um 16.30 Uhr hieß es, es sei damit zu rechnen, dass „ein Großteil der Betroffenen in einigen Stunden wieder versorgt werden kann“. Der Rest solle im Laufe der Nacht wieder Trinkwasser erhalten.
Deutsche Bahn teilt mit, dass Kölner Reparaturen „auf Hochtouren“ laufen
Auch die Deutsche Bahn teilte am Nachmittag mit, die Reparaturen liefen „auf Hochtouren“. Am Vormittag hätten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Bahn und der Feuerwehr mehrere Zehntausend Liter Wasser aus dem Stellwerk gepumpt. Bei der Begutachtung der Schäden sei deutlich geworden, „dass große Teile der Stellwerkstechnik durch das Wasser irreparabel zerstört worden sind“.
Nun seien Techniker und Technikerinnen dabei, Dutzende defekte Klemmleisten auszutauschen. Auch mehrere Kabel müssten erneuert werden. Erst wenn alle Kabel geprüft und abgenommen worden seien, könne das Stellwerk wieder in Betrieb gehen.
Die Bahn geht davon aus, dass die Einschränkungen im Zugverkehr rund um Köln bis mindestens Samstag andauern. Der Regional- und Fernverkehr wird über Köln Messe/Deutz oder die Südbrücke umgeleitet oder fällt zum Teil aus. Die S-Bahnen würden weiter fahren, doch auch hier müssten Reisende mit Einschränkungen rechnen. Der Stellwerkschaden sorgt auch in Rhein-Berg für Bahnchaos. Die Bahn arbeite daran, einen Pendelverkehr mit S-Bahnen zwischen Köln Hauptbahnhof und Hürth-Kalscheuren einzurichten; er solle am frühen Abend beginnen.
Einschränkungen dauern wohl bis Samstag
Bei dem Wasserschaden im alten Stellwerk direkt an Gleis 1 hat die Bahn noch Glück im Unglück. Seit Oktober 2021 wird der gesamte S-Bahn-Verkehr zwischen Ehrenfeld, Nippes, dem Hauptbahnhof, Mülheim und Kalk nicht mehr von dort, sondern aus dem neuen elektronischen Zentralstellwerk an der Maybachstraße gesteuert. Deshalb konnte die S-Bahn am Donnerstag störungsfrei fahren. Ab Herbst 2024 sollen die Fahrdienstleiter von dort aus auch den Fern- und Regionalverkehr durch Köln schleusen.
Das alte Stellwerk stammt aus den 1970er Jahren. An der Technik hat sich seither kaum etwas verändert. Geschaltet werden Signale und Weichen noch über Relais. Jede Weichenstellung, jeder Signalwechsel des sechs Kilometer langen Abschnitts zwischen Köln-West und Deutz ist im Schaltraum noch zu hören. Hier laufen Zigtausende kleiner Drähte zusammen und jede gebrochene Lötstelle könnte ein Verkehrschaos auslösen. Die elektromechanische Technik ist bei der Deutschen Bahn immer noch weit verbreitet und vom Grundsatz her sehr robust, aber nach mehr als 50 Jahren schon wegen ihres Alter störanfällig.