Unter dem Titel „100 Boote – 100 Millionen Menschen“ soll das Projekt für mehr Sensibilität und Solidarität im Umgang mit Flucht und Migration sorgen.
Deutschlandweites KunstprojektAWO stellt Papierschiffe für Solidarität mit Flüchtlingen vor dem Kölner Dom auf
Sie sind fünf Meter lang, zwei Meter breit und ziehen mit ihren bunt leuchtenden Farben und wehenden Fähnchen die Aufmerksamkeit der Passanten auf der Domplatte auf sich. Die Arbeiterwohlfahrt brachte die sieben großen Papierfaltboote aus dem Heimathafen am Mittelrhein nach Köln. Damit beteiligt sie sich an einem deutschlandweiten sozialkritischen Kunstprojekt, das unter dem Titel „100 Boote – 100 Millionen Menschen“ für mehr Sensibilität und Solidarität im Umgang mit Flucht und Migration sorgen will.
„Die Flucht hat mich zu einem anderen Menschen gemacht“
Die Botschaft auf den besonderen Kunstwerken ist eindeutig: Sie fordern die freie Entfaltung und Entwicklung, verweisen auf den ersten Artikel des Grundgesetzes und zeigen vor allem den über allem stehenden Wunsch nach Frieden. Ruben Herm spricht als Referent für Engagementförderung des AWO-Landesverbands Sachsen-Anhalt und Initiator der bundesweiten Aktion vor dem Dom.
„Menschen fliehen fast überall. Der Frieden ist die wesentliche, die einzige Lösung, die den Ursprung der Flucht beseitigen könnte. Deswegen bleibt es wichtig, dass wir weiter an die Menschlichkeit appellieren“, betont er die Bedeutung der besonderen Kunstinstallation. Es sei wichtig, im Austausch zu bleiben, ins Gespräch zu kommen und im direkten Anschluss daran nicht mehr nur passiv hinzuhören, sondern auch aktiv Taten sprechen zu lassen. Die bunten Boote sollen genau diesen Anreiz unterstützen. Zuvor konnte man diese auch schon in anderen NRW-Städten wie Dortmund, Düsseldorf oder Essen begutachten.
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Iranische Sängerin berichtet von ihrer Flucht
Die Redebeiträge von Bürgermeister Ralf Heinen oder dem Präsidiumsvorsitzenden der AWO Mittelrhein, Axel Heiner Dabitz, wurden von der selbst aus dem Iran geflüchteten Sängerin Sheyda Ghavami musikalisch unterstützt. Über ihre Gesangskunst hinaus berichtete Ghavami von den Erfahrungen, die sie selbst während ihrer Flucht auf dem Mittelmeer machen musste.
„Ich habe nach meinem Kampf für mehr Frauenrechte im Iran lange im Gefängnis gesessen, bis mir die Flucht über die Türkei schließlich gelang. Hier in Deutschland konnte ich Sängerin werden, was mir im Iran nie ermöglicht worden wäre. Deswegen bin ich heute sehr gerne Botschafterin und mache darauf aufmerksam, dass die schlimmen Strapazen und Gefahren im Mittelmeer niemals in Vergessenheit geraten dürfen.“
Die sieben Papierschiffe entstanden an unterschiedlichen Standorten. Als Quartiersprojekt älterer Migranten in Köln-Chorweiler und Düren, bei der Jugendarbeit im Rheinisch-Bergischen Kreis oder während eines Integrationskurses in Heinsberg ließen die vielen Künstler ihrer Kreativität freien Lauf. Jeder von ihnen war auch am Montagnachmittag dabei, als die Ergebnisse in der Kölner Innenstadt präsentiert wurden. Doch auch im Juni geht ihre Reise weiter.
Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni 2024 werden die Papierschiffe in einer Reihe mit 103 anderen im Berliner Lustgarten aufgestellt. Initiator Ruben Herm freut sich, das große Privileg bekommen zu haben, in ganz Deutschland eine solche Reichweite zu erschaffen und auszubauen. Auch Brüssel sei bereits auf die sozialkritische Aktion aufmerksam geworden und wolle die Boote vor dem Europa-Parlament platzieren.
So segeln auch die sieben Boote der AWO Mittelrhein zukünftig ein Land weiter, um auch in Belgien auf die enorme Relevanz von Solidarität mit Geflüchteten und ihrer individuellen Geschichte aufmerksam zu machen.