Die Feuerwache Innenstadt muss neu gebaut werden. Doch wo kommt sie währenddessen unter? Die Stadt hat aktuell zwei Flächen im Blick.
Interimslösung gesuchtStadt prüft Kölner Park als Standort für Feuerwache
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Der Max-Dietlein-Park.
Copyright: Matthias Hendorf
Bernd Klaedtke fand im Bericht der Feuerwehr zum Jahr 2022 klare Worte. Der Leiter des Sachgebietes Gebäude bei der Feuerwehr Köln sagte zur Frage, wann die Feuerwache Innenstadt neu gebaut wird: „Entscheidend für die weitere Planung wird in jedem Fall sein, wann ein Interimsstandort für die Feuer- und Rettungswache bezugsfertig ist.“ Klaedtke bezeichnete sie aufgrund ihrer Lage als die wichtigste Wache in Köln mit den „mit Abstand“ meisten Rettungsdiensteinsätzen.
Nun könnte die Frage des Interims bald geklärt sein: Die Feuerwache Innenstadt könnte nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ während des Abbruchs und Neubaus ihrer Wache an der Nord-Süd-Fahrt übergangsweise auf einer Grünfläche an Sankt Pantaleon oder auf einer Grünfläche nahe des Waidmarkts an der Löwengasse untergebracht werden.
Beide Grundstücke liegen jeweils rund 600 bis 800 Meter entfernt vom Standort an der Agrippastraße 18. Noch hat die Verwaltung aber keine Entscheidung getroffen. Für die Feuerwehr ist es wichtig, schnell ausrücken zu können und auf die Hauptverkehrsstraßen zu gelangen, um schnell an den jeweiligen Einsatzstandorten zu sein. Es gibt dafür klare Vorgaben. Das schränkt die Möglichkeiten ein.
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Selbst in der Verwaltung, so ist zu hören, ist das Vorhaben nicht unumstritten. Vor allem der Standort an der Kirche am Max-Dietlein-Park an Sankt Pantaleon gilt als kritisch, dort dürfte es zu Protesten kommen. Im Bebauungsplan von 1958 ist es als „öffentliche Freifläche“ gekennzeichnet.
Container im Park?
Nahe des Barbarossaplatzes wohnen viele Menschen, den Park und den Spielplatz nutzten beispielsweise am Montagnachmittag Spaziergänger, Hundebesitzer und Familien. Und dort sollen möglicherweise zukünftig für mehrere Jahre Container mit Feuerwehrfahrzeugen und Büros stehen?
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Heruntergekommen: Die Feuerwache Innenstadt an der Agrippastraße ist aus dem Jahr 1962.
Copyright: Matthias Hendorf
Dem Vernehmen nach prüft die Verwaltung deshalb nochmal die Grünfläche an der Löwengasse im Detail, auch weitere Alternativen waren ein Thema. Der Stadtrat soll in den nächsten Wochen und Monaten darüber entscheiden, welche Fläche sie bevorzugt. Eine Unterbringung in der früheren Kaufhof-Zentrale an der Leonhard-Tietz-Straße hatte sich zerschlagen (wir berichteten).
Gefährdete Betriebssicherheit
Damit könnte die jahrelange Suche nach einem Interim beendet sein, die Stadt hatte vor zwei Jahren über das Gebäude von 1962 unter dem Stichwort „Betriebssicherheit gefährdet“ notiert: „Ja“.
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Feuerwehrchef Christian Miller.
Copyright: Arton Krasniqi
Vor gut 60 Jahren arbeiteten dort 59 Mitarbeiter, jetzt sind es rund 160, hinzu kommen die Garagen samt der Einsatzfahrzeuge für Feuerwehr und Rettungsdienst. Feuerwehrchef Christian Miller sagte schon 2020: „Jetzt sind wir bei aller Zumutbarkeit an einem Punkt, wo man da nicht mehr vernünftig arbeiten kann.“
Eine Überprüfung der elektrotechnischen Anlagen sei „aufgrund der Vielzahl der nicht genehmigungsfähigen Zustände abgebrochen“ worden, hieß es in einem Bericht zum Zustand der Wache.
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Kein Thema mehr: Die frühere Kaufhof-Zentrale an der Leonhard-Tietz-Straße kommt nicht mehr als Interimsstandort infrage.
Copyright: Alexander Schwaiger
Eine neue Containerwache dürfte mehrere Jahre stehen bleiben. In einer Ausschreibung für einen Projektsteuerer für den Neubau der Wache an der Agrippastraße hatte die Stadt mehrere Teilaufgaben des Bauvorhabens genannt, die addiert 14 Jahre dauern (wir berichteten).
Als „absurd lang“ hatte das damals ein erfahrener Bauexperte hinter vorgehaltener Hand bezeichnet. Allein für den Neubau waren achteinhalb Jahre angesetzt. Bleibt das Interim auch so lange? Eine Sprecherin der Stadt hatte vor zwei Jahren gesagt, dass der Zeitraum auch alle vorlaufenden Arbeiten wie Genehmigungen betrifft.
Dass die Verwaltung Grünflächen für Interimslösungen verwendet, ist nicht neu, aber häufig umstritten: Beispielsweise errichtete die Stadt während der Sanierung des Dreikönigsgymnasiums im Bürgerpark Nord in Nippes eine Containerschule, die Fläche ist sogar ein Landschaftsschutzgebiet.
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Die Fläche nahe des Waidmarkt.
Copyright: Matthias Hendorf
Harald von der Stein, Vorsitzender des Naturschutzbeirates, sagte 2019: „Ich sehe die Notwendigkeit und den Druck, der auf den Kölner Schulbauten lastet, doch die Belange von Natur und Landschaft und der Bedarf der Bevölkerung an Grünflächen werden nicht angemessen eingestuft und bewertet.“ Der Naturschutzbeirat ist laut Stadt die nach dem Landesnaturschutzgesetz Nordrhein-Westfalen vorgeschriebene unabhängige Vertretung der Belange von Natur und Landschaft der Stadt.
Experte fordert Stadt auf, sich besser um die Häuser zu kümmern
Anfangs hieß es, die Sanierung des Dreikönigsgymnasiums soll fünf Jahre bleiben. Das bewahrheite sich sogar. Nur: Mittlerweile ist es saniert und hat die Containerschule verlassen, dafür ist seit Sommer die neue Gesamtschule Weidenpesch dort eingezogen.
Da die beiden diskutierten Grünflächen für die Innenstadtwache laut von der Stein keine Landschaftsschutzgebiete sind, hat der Naturschutzbeirat aber an der Stelle laut von der Stein nichts zu sagen.
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Das Container-Übergangsquartier für das Dreikönigsgymnasium im Bürgerpark Nord.
Copyright: Max Grönert
Allerdings merkt er an: „Ich halte es für ein Riesenproblem, wenn solche Flächen über Jahre der Öffentlichkeit entzogen werden. Das grundsätzliche Problem ist, dass die Stadt ihre Gebäude vergammeln lässt und deshalb neu bauen muss. Würde sie sich mehr um ihre Gebäude kümmern, würde sich das Problem verändern und sie würde weniger Interimsstandorte brauchen.“
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So soll die neue Feuerwache Innenstadt mal aussehen.
Copyright: Graber Pulver Architekten AG, Zürich / maaars Visualisierungen, Zürich
Insgesamt betreibt die Kölner Feuerwehr elf Wachen, der Feuerwache Innenstadt kommt nach Angaben der Stadt unter anderem wegen Karneval eine besondere Bedeutung zu, sie schreibt: „Durch die zentrale Lage und die außerordentlich gute verkehrliche Anbindung werden nicht nur die Risiken im eigenen Zuständigkeitsbereich mit besonders kurzen Interventionszeiten abgedeckt, sondern auch Unterstützungsmöglichkeiten der benachbarten Feuer- und Rettungswachen ermöglicht.“ Im Jahr 2021 rückten die Einsatzkräfte laut Verwaltung 33.729 Mal aus, im Jahr darauf 34.626 Mal.
Vor fünf Jahren hat der Stadtrat grundsätzlich anerkannt, dass die Feuerwache Innenstadt neu gebaut werden soll und Geld für die Planungen genehmigt. Seit Ende 2022 liegt ein Architektenentwurf für den Neubau vor (wir berichteten).
Noch muss der Rat den üblichen Baubeschluss treffen, zuvor will die Verwaltung den Politikerinnen und Politikern mitteilen, wie viel der Neubau kostet. Eine grobe Richtung vermittelt der städtische Haushalt: Dort sind bis 2029 für das Großbauprojekt insgesamt 50,5 Millionen Euro genannt. Dabei handelt es sich aber noch um eine erste Schätzung.