Parteichef Karl Mandl ist seit der Vertagung der OB-Kandidatenwahl geschwächt. Am Montag stehen die nächsten Gremiumsitzungen an.
„Fragen, ob er noch der Richtige ist“Hochrangige Parteimitglieder stellen Kölner CDU-Chef Mandl infrage
Die Mitgliederversammlung in der Kölner Messe wird gerade erst rund 36 Stunden beendet sein, wenn der geschäftsführende Vorstand der Kölner CDU am Montagmorgen um 8 Uhr tagt. Die Sitzung war schon vor dem Parteitag am Samstag angesetzt. Es war ein Parteitag, der zwar vermutlich die Antwort auf eine der drängenden Fragen der CDU geliefert hat – aber auch weitere Fragen produziert hat.
All diese Fragen drehen sich zunächst um Parteichef Karl Mandl, 52. Will Mandl tatsächlich weiter OB-Kandidat der CDU für die Kommunalwahl am 14. September 2025 werden, obwohl die Mitglieder die Wahl des Kandidaten am Samstag mit großer Mehrheit vertagten?
Initiative von Mandl
Mandl selbst hatte zu Beginn des Parteitages durchaus überraschend gesagt: „Ich möchte die Entscheidung in ihre Hände geben.“ Offenbar hatte er die Hoffnung, dass die anwesenden 545 Mitglieder die Vertagung ablehnen und ihn damit nach der Kritik der vergangenen Tage stärken.
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Bei der Abstimmung per Handzeichen votierten aber schätzungsweise rund 75 Prozent für die Vertagung, nur rund 25 Prozent dagegen. Zuvor hatten am Donnerstagabend schon 20 der 24 stimmberechtigten Mitglieder des erweiterten Parteivorstandes die Vertagung gefordert.
Mandl sagte am Samstag auf die Frage, ob er sich bei einer Abstimmung wieder als Kandidat zur Verfügung stelle: „Diese Frage stellt sich jetzt nicht.“ Ein hochrangiges Parteimitglied sagte danach: „Das ist heute eine klare Ansage an den Vorsitzenden gewesen. Damit ist die OB-Kandidatur von Mandl Geschichte.“
Laut Kreisgeschäftsführer Bastian Ebel kommt als neuer Termin für die Aufstellung des OB-Kandidaten frühestens Mitte oder Ende März infrage, weil vorher die Bundestagswahl am 23. Februar und der Karneval anstehen. Laut Mandl berät der Vorstand darüber am 9. Dezember, an dem Tag wird es auch darum gehen, ob die CDU wieder eine Vorschlagskommission bildet, um neue Kandidaten zu finden. Mandl sagte am Samstag: „Wir haben ja jetzt Zeit.“ Der Landtagsabgeordnete Florian Braun, der am Samstag die Sitzung leitete, sagte: „Die OB-Frage werden wir in Ruhe angehen.“
Zusätzlich zur OB-Frage steht laut mehreren Mitgliedern auch Mandls Status als Parteichef infrage, das sehen selbst einige seiner Unterstützer so, sagen das aber nicht öffentlich mit Namen. Ist Mandl tatsächlich bald ein Parteichef außer Dienst?
Mandl hatte Petelkau abgelöst
Ein hochrangiges Parteimitglied sagte am Sonntag: „Er sollte jetzt einen geordneten Übergang organisieren.“ Ein anderes sagte: „Er sollte das jetzt erstmal sacken lassen und dann überlegen, ob er als Parteichef noch der Richtige ist.“ Aus der Fraktion im Rat war zu hören: „Mandl ist politisch platt.“ Und ein Mitglied der CDU-Landtagsfraktion hatte schon am Freitag gesagt: „Mandl hat sich verrannt. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er nächste Woche nicht mehr den Kreisvorsitz führt.“
Mandl hatte den damaligen Parteichef Bernd Petelkau im März 2023 nach elf Jahren im Amt abgelöst, er war der Spitzenkandidat der parteiinternen Initiative „Zukunft Jetzt“. Sie forderte nach vier schlimmen Wahlergebnissen für die Kölner CDU die Trennung von Partei- und Fraktionsvorsitz, über Jahre hatte Petelkau beide Ämter inne.
Vorstandswahl im nächsten Jahr
Die Neuwahl des Vorsitzenden steht für nächstes Jahr an. Laut Satzung ist die Abstimmung das ganze Jahr über möglich, theoretisch ist sie Anfang Januar erlaubt, aber auch erst im Dezember.
Mandl selbst war am Sonntag für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht zu erreichen, er hat tags zuvor schon angekündigt, dass dieser Sonntag für Privates reserviert sei.
Mandl und auch die CDU haben anstrengende zehn Tage hinter sich, nachdem der Parteichef am vorvergangenen Freitag in einem Pressegespräch das „zeitnahe Ende“ des Mehrheitsbündnisses im Stadtrat aus Grünen, CDU und Volt (50 von 90 Sitzen im Rat) forderte. Eigentlich wollte er die Nachricht aussenden, dass er eine mögliche OB-Kandidatur von Oliver Kehrl, Vorsitzendem des CDU-Stadtbezirksverbandes Rodenkirchen, abgeräumt habe, weil er sich mit diesem verbündete.
Doch die ersten Meldungen über den angedachten Bündnis-Bruch ließen das innerhalb kürzester Zeit verblassen, zumal er das Ansinnen weder mit Fraktion noch Parteivorstand abgesprochen hatte. Noch am Freitagabend fing er sich in einem Statement mit Fraktionschef Bernd Petelkau selbst wieder ein, sah plötzlich „keinen Handlungsbedarf“ mehr. Doch da war die Empörung in Partei, Fraktion und Bündnis schon verbreitet. Ein treuer Unterstützer bezeichnet das am Samstag als „großen Fehler“.
Neben Mandl hatte sich am Samstag auch der eher unbekannte Innenstadt-Politiker Hendrik Biergans, 44, für die Kandidatur beworben. Biergans bedauerte die Vertagung und kündigte an, beim nächsten Termin wieder antreten zu wollen. „Jetzt soll sich die Partei erstmal beruhigen.“
Auch Kehrl wollte eigentlich CDU-OB-Kandidat werden und hatte sich bei der Vorschlagskommission beworben. Er zog aber vorvergangene Woche zurück, weil er sich mit Mandl verbündete und an dem Pressegespräch teilnahm. Stattdessen wollte er im Rat eine „gute Rolle“ spielen.
In den vergangenen Tagen spekulierten Parteimitglieder, dass Kehrl wieder OB-Kandidat werden will, wenn die Suche neu gestartet wird. Kehrl wollte das am Samstag auf Nachfrage nicht kommentieren. Er sagte allgemein: „Wir brauchen jetzt einen neuen Prozess in der Kölner CDU, damit wir eine Person finden für die OB-Kandidatur, die von allen Seiten der Partei geschlossen getragen wird.“
Nach der Vertagung der OB-Kandidatenaufstellung wählten die Mitglieder die Kandidaten für die 45 Wahlbezirke bei der Ratswahl. Unter anderem gewann in Kalk Ratsherr Dirk Michel gegen den früheren Ordnungsamtschef Engelbert Rummel, der dann aber in einem anderen Wahlbezirk unterkam.
Auch über die Reserveliste stimmte die Versammlung ab, sie kommt zum Einsatz, wenn die Partei mehr Zweitstimmen als direkte Wahlbezirke holt. Auf Platz eins steht Bernd Petelkau, gefolgt von Oliver Kehrl und Ratsmitglied Ira Sommer. Danach folgen Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz und Ratsmitglied Helge Schlieben.
Nach einigem Hin und Her findet sich Mario Schmitz, Spitzenkandidat der Jungen Union, auf Listenplatz elf, er war vorher weiter hinten eingereiht. Aaron Appuhn, Mitglied der JU in Köln und Beisitzer im Landesvorstand, bezeichnete Platz elf als gutes Zeichen. „An der Verjüngung der Partei muss allerdings auch weiterhin ernsthaft gearbeitet werden – auch und gerade gegen die Bedenken einiger Besitzstandswahrer.“ Sitzungsleiter Florian Braun bezeichnete die Liste als ausgewogen und sprach von einem guten Parteitag.