Wie geht es weiter neben dem Dom? Stadtmuseumsdirektor Matthias Hamann und der Kölner Stadtrat reagieren.
Nach Aus für Historische MitteTeil des Kölner Rats sieht neue Großbauprojekte skeptisch
Matthias Hamann wirkt ziemlich gefasst für einen Museumsdirektor, der gerade zugesehen hat, wie seine künftige neue Heimat öffentlich zu Grabe getragen worden ist. Hamann sagt am Donnerstag über den Ausstieg der Hohen Domkirche aus den bisherigen Pläne für die Historische Mitte am Dom: „Wir sind keineswegs entmutigt, sondern prüfen verschiedene Optionen und stehen weiter im Dialog mit der Hohen Domkirche und dem städtischen Kulturdezernat.“ Die Hohe Domkirche ist Besitzerin des Doms und eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, sie wird vertreten durch das Domkapitel.
Seit Oktober leitet Hamann das Kölnische Stadtmuseum (KSM), das seit Jahren ohne feste Heimat ist. Zum einen, weil das Zeughaus als jahrzehntelange Heimat ein Sanierungsfall ist. Und zum anderen, weil sich der Umbau des früheren Modehaus Sauer zur Interimsheimat immer wieder verzögert, im März soll das Museum endlich eröffnen.
Die Langzeitperspektive war immer die Historische Mitte am Roncalliplatz. Dort sollte ein neues Stadtmuseum entstehen, zudem ein Bürohaus für KSM, Römisch-Germanisches Museum (RGM) und Hohe Domkirche. Etwa ab 2031 sollte das Museum dort ausstellen — doch das hat sich durch die Absage der Kirche vorerst erledigt. Alle Diskussionen darüber, ob beispielsweise die Stadt das Projekt alleine baut und die Kirche es mietet, blieben ohne Ergebnis.
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Geschäftsführer Portz sieht auch Chancen nacn der Absage
Wie Hamann weiß auch Bernd Portz schon länger von den Problemen der Kirche mit den auf 207 Millionen Euro gestiegenen Baukosten. 41,4 Millionen Euro davon hätte die Kirche zahlen müssen. Portz ist Geschäftsführer der Gesellschaft Bürgerlichen Rechts, die die Stadt und das Domkapitel zur Umsetzung der Historischen Mitte gegründet hatten. Beide Seiten wollen in den nächsten Wochen klären, wie es weitergeht. Portz sagt: „Hinter jeder Absage kann auch eine strategische Chance stecken.“
Doch wie diese Chance aussieht, bleibt unklar. Kommt nun eine kleinere Variante der Historischen Mitte? Bauen Stadt und das Domkapitel weiter zusammen oder doch jeder alleine? Was passiert mit dem Stadtmuseum?
Die CDU-Fraktion bedauert die Entscheidung der Kirche. Geschäftsführer Niklas Kienitz fordert: „Für uns ist wichtig, dass wir noch in diesem Jahr eine gute Entscheidung für die Zukunft dieses überaus bedeutenden Areals treffen. Schließlich ist es einer der herausragendsten Plätze unserer Stadt.“
Uneinigkeit über Zukunft von Großprojekten im Kölner Stadtrat
Das Mehrheitsbündnis aus Grünen, CDU und Volt hatte sich im Kooperationsvertrag von 2021 zum Bau der Historischen Mitte bekannt, doch noch am Mittwochabend sagt Fraktionschefin Christiane Martin einen Satz, der die Haltung der personell stärksten Fraktion ausdrückt. Er dürfte angesichts der Haushaltslage der Stadt den Ton setzen für kommende Neubauideen: „Ein so gewaltiges Projekt ist gerade in den heutigen Zeiten nicht umsetzbar.“
SPD-Fraktionschef Christian Joisten bedauert die Entscheidung der Kirche, er sagt: „Ich halte eine neue Form der Prioritätensetzung bei den Großbauprojekten für notwendig. Die Entscheidung über die Historische Mitte im Stadtrat hätte dafür angesichts der Kostensteigerung das erste Beispiel sein können. Die Idee der Historischen Mitte halten wir aber weiter für gut.“ Wie berichtet, sollte der Rat wohl am 6. Februar den Bau beschließen, dazu kommt es nun nicht.
Dem Vernehmen nach könnte es eine Möglichkeit sein, das Zeughaus zu sanieren, damit das Stadtmuseum dorthin zurückzieht. Eine Sanierung samt Erweiterung könnte aber rund 90 Millionen Euro und mehr kosten, zudem gilt der Parkplatz neben dem Zeughaus als schwieriges Baufeld wegen der darunter fahrenden U-Bahn.
Und das Studiengebäude könnte entweder saniert oder neu gebaut werden, um dort einen sogenannten dritten Ort zu errichten. Der Begriff steht für einen Ort, an dem sich Menschen außerhalb von Familie und Arbeit treffen und einen Ausgleich finden.
Linke und FDP fordern die Sanierung des Zeughauses, auch Volt spricht sich dafür aus. Jörg Kobel, kulturpolitischer Sprecher der Linken, sagt: „Dabei liegt das Zeughaus an einem zentralen Standort, eine erstklassige Adresse für das Stadtmuseum.“
Lorenz Deutsch, kulturpolitischer Sprecher der FDP, sagt: „Die Rückkehr in den angestammten Ort nach angemessener Sanierung sollte der Rat so schnell wie möglich beschließen: Zeughaus jetzt! Es muss Schluss sein mit einer Politik, der es mit festgeschlossenen Augen egal ist, was es am Ende kostet.“ Und Volt-Fraktionschefin Jennifer Glashagen sagt: „Das ist das Problem, dass diese Stadt hat: In der Vergangenheit ist sich nicht um diese Schätze gekümmert worden.“