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Früheres Nazi-GefängnisKölner NS-Dok soll für elf Millionen Euro neugestaltet werden

Lesezeit 4 Minuten
Außenansicht des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln am Appellhofplatz in der Kölner Innenstadt.

Außenansicht des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln am Appellhofplatz in der Kölner Innenstadt.

Noch muss der Stadtrat dem Projekt zustimmen: Tut er das, beginnt die Neugestaltung ab 2026. Das NS-Dok soll trotzdem geöffnet bleiben.

Im nächsten Kölner Museum stehen in den kommenden Jahren große Veränderungen an: Die Stadt will im NS-Dokumentationszentrum im EL-DE-Haus in der Innenstadt bis 2029 insgesamt elf Millionen Euro investieren. Laut einer Sprecherin handelt es sich bei der Summe um eine Schätzung. Demnach soll die NS-Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus eine neue Dauerausstellung erhalten.

Die Sprecherin teilte mit: „Neben einer neuen Dauerausstellung, die räumlich und inhaltlich mehr umfasst als die Ablösung der bestehenden Dauerausstellung und der Ausstellung im ehemaligen Gestapo-Gefängnis im Keller, geht es bei dem Vorhaben auch um die Neugestaltung weiterer Publikumsflächen des Museums.“

Stadtrat muss noch beraten und entscheiden

Es geht um die Flächen vom ehemaligen Gestapo-Gefängnis bis einschließlich der zweiten Etage. Von einer Sanierung ist anders als bei den anderen Kölner Museen in der Antwort der Verwaltung keine Rede. Im Frühjahr soll der Stadtrat den Beschluss zum NS-Dok fassen, fix ist es demnach noch nicht.

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Die Umsetzung des Millionen-Euro-Projektes am Appellhofplatz soll 2026 starten und 2029 enden. Das NS-Dok soll in dieser Zeit nicht schließen, die Sprecherin teilte mit: „Die Realisierung soll in mehreren Schritten erfolgen, sodass das NS-Dokumentationszentrum, bei temporärer Schließung einzelner Bereiche, durchgehend geöffnet bleiben soll.“

WRM-Plan hatte Aufsehen verursacht

Ende des vergangenen Jahres hatten vor allem die vorgesehene Schließung des Wallraf-Richartz-Museums (WRM) über eineinhalb Jahre Aufsehen verursacht. In der Ausschreibung der Stadt für einen Generalunternehmer hatte die Verwaltung an zwei Stellen klar notiert, dass das WRM während der Generalinstandsetzung schließen soll.

Als das öffentlich wurde, verkündete Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), dass in der Sache das letzte Wort noch nicht gesprochen sei und im Januar ein Krisengipfel dazu stattfinde.

Henning Borggräfe ist der Leiter des Kölner NS-Dokumentationszentrums.

Henning Borggräfe ist der Leiter des Kölner NS-Dokumentationszentrums.

Zuletzt hatte Henning Borggräfe, Direktor des NS-Dok, in seiner Kolumne für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ am 14. Dezember geschrieben, dass die Ausstellung verändert werden soll und „der historische Ort erzählerisch noch stärker ins Zentrum rücken soll“. Laut Borggräfe beschäftigt sein Team sich momentan damit, wie die Kölner Gestapo das Gebäude im Alltag genutzt hat. Die Erkenntnisse sollen in die neue Ausstellung fließen.

Borggräfe schrieb: „Das Interesse an der Hausgeschichte konzentrierte sich lange Zeit auf das ehemalige Gefängnis im Keller mit den zahlreichen Wandinschriften der Häftlinge. Die darüber liegenden Büroetagen der Gestapozentrale erhielten weniger Aufmerksamkeit. Doch neben Inhaftierung, Folter und Hinrichtungen bestand das Gestapohandeln größtenteils aus bürokratischen Routinen: Mit Bürgerinnen und Bürgern, Behörden und anderen Stellen kommunizieren, Akten führen, Karteien pflegen, Listen schreiben.“

Der frühere Gestapo-Keller im EL-DE-Haus.

Der frühere Gestapo-Keller im EL-DE-Haus.

Im Haushalts-Entwurf der Verwaltung sind für die Veränderungen im EL-DE-Haus in den nächsten Jahren sieben Millionen Euro eingeplant. Die restlichen vier Millionen Euro sollen von Bund, Land und weiteren Förderern kommen.

Doch die Sprecherin wies darauf hin, dass zunächst der Stadtrat den Haushalt für 2025 und 2026 verabschieden muss. Die Politikerinnen und Politiker beraten gerade, ob und wie sie den Entwurf von Kämmerin Dörte Diemert verändern. Sie hat das Zahlenwerk im November präsentiert.

In seiner Sitzung am 13. Februar soll der Rat den Haushalt für die Jahre 2025/2026 verabschieden, die Stadt geht von 1,73 Milliarden Euro Verlusten in den nächsten fünf Jahren bis 2029 aus.

Wenn der Haushalt gilt, will die Verwaltung den Stadtrat über die Veränderungen im NS-Dok informieren, damit das Gremium darüber beraten kann und eine Entscheidung trifft. Laut Sprecherin muss der Rat erst über die „Einzelheiten des Projekts“ sprechen.


Daten und Fakten:

Das NS-Dokumentationszentrum ist 1979 nach dem Beschluss des Rates gegründet worden und ist laut eigener Aussage die größte lokale NS-Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland. 2023 besuchten es 76.580 Gäste.

Seit 1988 hat es seinen Sitz im EL-DE-Haus, das nach den Initialen seines Bauherrn benannt wurde, dem Kaufmann Leopold Dahmen. Dort befand sich von 1935 bis 1945 die Zentrale der Kölner Gestapo.

Laut Internetseite zeigt die Dauerausstellung „Köln im Nationalsozialismus“ seit 1997 das politische, gesellschaftliche und soziale Leben Kölns in der NS-Zeit. Darüber hinaus werden Sonderausstellungen zur NS-Zeit gezeigt und es gibt mehr als 130 Veranstaltungen jährlich. (mhe)