Seit einem Jahr ruht der Bau am Dom, weil die Gerchgroup insolvent ging. Der neue Besitzer hat seine Ideen für das Areal präsentiert.
„Ein Baustopp ist nie gut“So geht es mit dem Laurenz-Carré am Kölner Dom weiter
In Kölns prominentester Baugrube sollen in drei bis vier Wochen wieder Bauarbeiter dafür sorgen, dass Mitte 2027 der Kölner Dom ein neues Bürogebäude in direkter Nachbarschaft hat. Das hat Alexander Jacobi, Geschäftsführender Gesellschafter des Bauunternehmens Bauwens, bei einem Besuch der Baustelle in dieser Woche mitgeteilt. Jacobi sagte: „Die Herausforderung ist, das Projekt wieder ins Laufen zu bekommen.“ Seit dem Wochenende steht auch der neue Baukran.
Wie berichtet, ruht die Baustelle seit rund einem Jahr. Das Loch samt Bauzaun gehört seit einem Jahr zur Innenstadt dazu, nachdem der Düsseldorfer Projektentwickler Gerchgroup vergangenes Jahr insolvent ging. Jacobi sagte: „Ein Baustopp ist nie gut.“ In der zweiten Jahreshälfte 2025 sollen Teile des neuen Gebäudes gegenüber des Doms auch zu sehen sein, weil es über Straßenniveau nach oben wächst.
Als die Gerchgroup insolvent ging, fürchteten viele Beteiligte, dass das sogenannte Laurenz-Carré jahrelang brach liegt. Baudezernent Markus Greitemann beispielsweise sprach von vier bis fünf Jahren. Doch jetzt dauerte es nur rund ein Jahr.
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Der Abbruch hatte 2021 begonnen, ursprünglich sollten die neuen Gebäude 2024 und 2025 fertig sein. Nun soll es drei bis vier Jahre länger dauern.
Köln: Neue Wohnungen in Dom-Nähe
Den Begriff Laurenz-Carré hatte die Gerchgroup gewählt, weil das Bauprojekt am Laurenz-Platz in der Innenstadt liegen. Dazu gehören auf dem nördlichen Baufeld 200 Meter südlich des Doms ein altes Gebäude samt in die Jahre gekommenen Parkhauses und weiterer Gebäude. Auf dem südlichen Baufeld stehen das denkmalgeschützte Senats-Hotel und ein weiteres Haus, in dem früher der Music Store verkaufte. Auch ein Parkhaus gehört dazu. Dort sollen Wohnungen entstehen.
Die Gerchgroup wollte das Senats-Hotel sanieren und die restlichen Häuser durch neue ersetzen – und zwar durch Büros, Hotel, Handel und Wohnungen. 400 Millionen Euro wollte das Unternehmen investieren, doch dann kam die Insolvenz und die Frage: Wer baut das Projekt fertig?
Am Ende drittelte Insolvenzverwalter Jens Schmidt das Bauprojekt, um es besser verkaufen zu können. Das nördliche Baufeld übernahm die Hanse-Merkur Grundvermögen AG. Das Recht, das Grundstück für das Wohngebäude zu nutzen, hat das Unternehmen „The Flag“ aus Attendorn übernommen. Ein Käufer für das Senats-Hotel fehlt noch, seit Wochen erwarten alle Beteiligte eine Lösung.
Die Hanse-Merkur Grundvermögen AG hatte der Gerchgroup Geld geliehen, sie steht als Sicherheit im Grundbuch. Regionalmanager Robert Haeselbarth sagte: „Wir sind von Projekt überzeugt, es passt zu uns. Die Lage ist unvorstellbar gut.“ Die Frage, wie viel Hanse-Merkur an der Stelle investiert, ließ er unbeantwortet, er wisse es noch nicht.
Das Unternehmen übernimmt die Pläne der Gerchgroup mit Ausnahme des geplanten Hotels. Ursprünglich sollte ja das neue Radisson Red Hotel im sanierten Senats-Hotel und in einem weiteren Haus auf dem nördlichen Baufeld unterkommen, doch das geht jetzt nicht mehr, weil nicht eine Firma alleine das Projekt umsetzt.
Laut Haeselbarth bleibt das Gebäude aber ein Hotel, nur eben jetzt ein eigenständiges. Noch steht demnach der Mieter nicht fest. Das gilt auch für das angrenzende zweite Bürogebäude. Der am besten gelegene Neubau direkt gegenüber des Doms ist schon für die Boston Consulting Group reserviert, der Mietvertrag ist unterzeichnet.
Laut Jacobi sollen das neue Hotel und das weitere Bürogebäude im Laufe des Jahres 2028 fertig gebaut sein. Er sagte auch: „Das ist die Lage in Köln, besser geht es nicht.“ Durch die neue Anordnung der Gebäude gibt es an der Sporergasse anders als früher einen Durchgang. „Früher war das hier wie tot“, sagte Jacobi mit Blick auf den Hinterhof-Charakter der Stelle.
Greitemann erhofft sich auch durch die neuen Wohnungen eine Belebung. „The Flag“ hatte den Bau von Apartments für Studenten und sogenannte „Young Professionals“ angekündigt, also Berufsanfänger. 30 Prozent der Wohnfläche sind mit öffentlichem Geld gefördert und deshalb für Menschen mit vergleichsweise geringem Einkommen reserviert.
Bezirksrathaus Innenstadt
An das Laurenz-Carré schließt sich das Bezirksrathaus Innenstadt an, das viele Bürgerinnen und Bürger nutzen, weil es als Kundenzentrum dient. Unter anderem gibt die Stadt dort Ausweise aus. Zwischen 2031 und 2034 kann der Neubau erfolgen, so steht es in einem Protokoll der Bezirksvertretung Innenstadt aus dem Oktober 2022. Das Kundenzentrum soll ohnehin in die frühere Kaufhof-Zentrale in der Leonhard-Tietz-Straße umziehen, doch es dürfte noch dauern, bis der Umbau abgeschlossen ist.