Nicht nur die Anwohner des Zülpicher Viertel blicken mit gemischten Gefühlen auf die Karnevalstage. Auch für einige Geschäfte wird es anstrengend.
Bodenplatten, Zäune, Bier-PalettenSo bereitet sich das Zülpicher Viertel auf Weiberfastnacht vor
Zwei Tage vor Weiberfastnacht bereitet sich das Zülpicher Viertel auf den Ansturm der Feiernden vor. Die Bodenplatten auf der Uniwiese sind am Montagnachmittag schon weitestgehend verlegt, rund um den Aachener Weiher werden Bauzäune aufgebaut, die den Weiher an den Straßenkarnevalstagen vor Scherben und Müll schützen sollen. Auch entlang der Allee zwischen Bachemer Straße und Zülpicher Straße ist der Grüngürtel bereits abgesperrt.
Der Schutz des Landschaftsschutzgebiets wird augenscheinlich in diesem Jahr noch einmal verstärkt, nachdem sich sowohl Anwohnerinnen und Anwohner als auch der Umweltverband BUND im Nachgang des 11.11. über die Vermüllung des Aachener Weihers und den Zustand der Uniwiese beschwert hatten.
Auf dem Hohenstaufenring gibt es erstmal ein Alternativprogramm zur Zülpicher Straße
Auf den Ringen sind derweil noch keine Aufbauarbeiten für die neue Karnevalsbühne zu beobachten. Auf dem Hohenstaufenring zwischen Ecke Lindenstraße und Schaafenstraße bis zum Hohenstaufenring/Ecke Schaevenstraße richtet die Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823“ erstmals ein Alternativprogramm zur Zülpicher Straße und den Uniwiesen aus. 7500 Menschen haben Platz auf dem Gelände, an drei sogenannten „Szeneflächen“ sollen Newcomerbands und DJs auftreten. Dazu kommen Speise- und Getränkewagen sowie Toilettenanlagen. Am Montag ist davon noch nichts zu sehen.
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Das dürfte sich ab Mittwochvormittag ändern, laut der Stadt beginnt der Veranstalter ab da mit den Aufbauarbeiten. Ab 6 Uhr bis zum Freitag um 20 Uhr ist der Ring zwischen Schaeven- und Lindenstraße vollgesperrt. An Weiberfastnacht gibt es dann zwischen 9 und 17 Uhr noch umfassendere Verkehrssperrungen - auch wegen anderer Veranstaltungen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ angekündigt, dass sie sich eine Ausweitung der Ausweichfläche vorstellen könnte, „falls die Bühne einen guten Erfolg zeigt“.
Die Meinungen zum Karneval auf der Zülpicher Straße gehen auseinander
An Weiberfastnacht kann die Alternativfläche wegen der Aufbauarbeiten für den Rosenmontagszug nicht weiter auf den Ring ausgedehnt werden. „Wenn es attraktiv ist, könnte man das Angebot am 11.11. ausweiten und auf dem Ring weiter nach oben ziehen“, so Reker. Grundsätzlich würde sie sich wünschen, dass man „zu einem anderen Karneval zurückfindet“.
Auf der Zülpicher Straße selbst gehen die Meinungen dazu, was man in diesem Jahr von den Karnevalsfeiern zu erwarten habe, auseinander. Das alteingesessene Schnellrestaurant „Nehring“ auf der Zülpicher Straße, in der abgesperrten Feier-Zone, hat die Karnevalstage 2024 jeden Tag geöffnet. Besitzer Marcel Meyer empfindet die Sicherheitsvorkehrungen der vergangenen Jahre, wie die Ausweichfläche auf den Uniwiesen und die Polizeikräfte vor Ort, als positiv.
An den Büdchen gibt es Dosengetränke statt Glasflaschen
Außerdem sei es gut, dass zusätzliche Sanitäranlagen zu Karneval aufgebaut würden. Das prognostizierte schlechte Wetter könnte dem Imbissbetreiber in die Karten spielen – „bei Regen kommen mehr Leute in den Laden“, so Meyer. Wegen des Glasflaschenverbots steigt das Schnellrestaurant für die Tage auf Dosengetränke um.
Wie das Schnellrestaurant „Nehring“, verkaufen alle Büdchen auf der Zülpicher Straße an den Karnevalstagen Dosengetränke mit der Ausnahme von kleinen Schnapsflaschen. Dort ist die Stimmung am Montag bedrückt, obwohl die Kioske in der Vergangenheit oft besser besucht waren als die meisten Kneipen auf der Zülpicher Straße an Karneval.
Friseursalon muss über Karneval komplett schließen
Doch die Besitzer berichten, dass der Umsatz in den vergangenen Jahre durch die Absperrung der Zülpicher Straße und durch die Verlagerung der Menschenmassen hin zu den Uniwiesen deutlich gesunken sei. Außerdem bringen die Feiernden vermehrt ihre eigenen Getränke mit, anstatt vor Ort zu kaufen.
Auch der Betreiber des Friseursalons „Kastenbein & Bosch“ am Anfang der Zülpicher Straße, Thiemo Eisner, blickt sorgenvoll auf die kommenden Karnevalstage. Im Gegensatz zu den Büdchenbetreibern ist bei ihm überhaupt nicht an irgendeine Art des Betriebs zu denken. „Für das Geld, das wir durch die Betriebsschließung verlieren, könnten wir einen Auszubildenden ein Jahr lang bezahlen“, sagt er.
Er spare das ganze Jahr über für diese eine Woche an. Seine 25 Mitarbeitenden würden dann alle gleichzeitig Urlaub nehmen, das sei für ihn finanziell schwer zu stemmen. Vor drei Jahren habe er versucht den Verlust abzufedern, indem er Karnevalssamstag öffnete. „Wir haben uns Sicherheitspersonal geholt und uns so gut wie möglich vorbereitet. Trotzdem mussten wir den Versuch gegen Nachmittag abbrechen, da die Kunden auf Grund der Menschenmassen gar nicht bis zum Salon kommen konnten“, berichtet er.
Eisner plant fürs kommende Jahr Kurzarbeitergeld zu beantragen, um den Verdienstausfall zu überbrücken. Der Friseur wünscht sich mehr Unterstützung von der Stadt Köln, zum Beispiel durch finanzielle Unterstützung in Form einer Ausgleichszahlung. „Privat mag ich Karneval, aber wirtschaftlich ist das mehr als ein Fiasko“, sagt Eisner.
Ebenso wie der Friseursalon „Kastenbein und Bosch“ muss der benachbarte Secondhand-Laden „Entlarvt“ über die Karnevalstage geschlossen bleiben. Es sei einfach zu voll, um den Geschäftsalltag fortzuführen, sagt Betreiberin Eva Unverdross. Die neue Alternativveranstaltung stimmt sie aber positiv: „Ich finde das neu eingeführte Bühnenprogramm auf den Ringen super und ich würde mir mehr solcher Veranstaltungen an Karneval wünschen“, sagt Unverdross.