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Drogenkonsumraum am NeumarktDie Furcht vor noch mehr Abhängigen steigt

Lesezeit 3 Minuten

Einige Mitglieder der Drogenszene in der Nähe des Neumarkts.

Köln – Im Fall des geplanten Drogenkonsumraums in unmittelbarer Nähe des Neumarkts schlagen die Wellen unvermindert hoch. Nach einem ersten Informationsabend der Stadt Mitte Mai laden jetzt Anwohner, Hausbesitzer und Geschäftsleute ihrerseits ein, um ihre Bedenken gegen das Hilfsangebot für Süchtige geltend zu machen. Ein Überblick.

Wie ist die Ausgangslage?

Seit Jahrzehnten ist der Neumarkt und der angrenzende Josef-Haubrich-Hof ein Hotspot der Drogenszene. Nach Angaben der Stadt ist seit Anfang 2014 eine Verschlechterung der Situation zu beobachten.

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Vorläufiger Höhepunkt war im vergangenen Sommer eine Schlägerei vor Hunderten von Passanten wegen eines Streits um gestrecktes Heroin. Anwohner berichten, dass sich die Szene zuletzt immer mehr in die kleinen Straßen des angrenzenden Wohngebiets ausgeweitet habe.

Was ist geplant?

Die Stadt möchte ein umfassendes Drogenhilfsangebot einrichten. Dazu gehört neben einem Drogenkonsumraum mit maximal zehn Plätzen, in dem kontrolliert und unter hygienischen Bedingungen der selbst mitgebrachte Stoff konsumiert werden kann sowie ein Café, Dusch-, Wasch- und Beratungsmöglichkeiten und medizinische Sprechstunden.

Die Einrichtung soll zehn Stunden täglich und an sieben Tagen in der Woche geöffnet sein. Die Stadt rechnet mit rund 130 Besuchern und Kosten von 800.000 Euro jährlich.

In der Innenstadt gibt es doch schon zahlreiche Drogenhilfe-Angebote. Warum jetzt noch ein Konsumraum?

In der Tat gibt es eine Konzentration von Hilfsangeboten in der Innenstadt. Allerdings richten diese sich lediglich an Substituierte, also an die Süchtigen, die mit Ersatzstoffen wie zum Beispiel Methadon behandelt werden. Allein 280 Personen werden regelmäßig in der Substitutionsambulanz in der Lungengasse versorgt.

Weitere 250 Plätze existieren in Ambulanzen am Mauritiussteinweg sowie in der Nähe des Hauptbahnhofs. Für Abhängige, die noch an der Nadel hängen, gibt es dagegen lediglich am Hauptbahnhof einen Drogenkonsumraum mit drei Plätzen.

Warum richtet man den Drogenkonsumraum nicht an weniger zentraler Stelle ein?

Aus Sicht der Stadt gibt es für einen Standort in unmittelbarer Nähe des Neumarkts keine Alternative. Zum einen, weil sich die Szene nun mal hier konzentriert, zum anderen, weil weiter entfernte Konsumräume nicht genutzt werden. So musste ein Angebot in Deutz wegen fehlender Akzeptanz wieder schließen, auch der Konsumraum am Hauptbahnhof wird von der Neumarkt-Szene nicht angesteuert.

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Ein Drogensüchtiger spritzt sich einen Schuss Heroin.

Ursprünglich wollte die Verwaltung den Konsumraum direkt neben dem Gesundheitsamt ansiedeln. Dagegen erhob jedoch Polizeipräsident Jürgen Mathies Einwände. Nun soll die Einrichtung in einer Seitenstraße entstehen, die Rede ist von der Thieboldsgasse. Über den genauen Standort schweigt sich die Stadt mit Hinweis auf laufende Vertragsverhandlungen noch aus.

Was kritisieren die Anlieger?

Anwohner wie auch Gewerbetreibende befürchten, dass die Einrichtung noch mehr Abhängige anzieht und sich die Szene weiter ins Wohngebiet verlagert. Sie kritisieren ferner, dass der Bereich durch Hunderte von Substitutionsplätzen bereits über die Gebühr belastet sei. Zusätzlich angeheizt wird die Stimmung durch die desaströsen Erfahrungen mit der Notschlafstelle für Obdachlose, die im vergangenen Winter in der Thieboldsgasse angesiedelt war. Anlieger beklagten in dem Zusammenhang die mangelnde Präsenz von Polizei, Ordnungsdiensten und AWB.

Was sagen Experten und Polizei?

Nach Erfahrung von Fachleuten aus der Drogenhilfe sind Hilfsangebote wie der geplante Konsumraum geeignet, die bereits vorhandene Szene zu befrieden, ohne mehr Abhängige von außerhalb anzulocken.

Durch strenge Regeln, etwa in Bezug auf den Aufenthalt vor der Einrichtung sowie eine Kooperation mit städtischem Ordnungsdienst und Polizei ließen sich Belästigungen für die Nachbarschaft minimieren. Auch die Polizei hält einen Konsumraum am Neumarkt für dringend notwendig. Nur mit Kontrollen und Festnahmen erreiche man lediglich eine zeitweise Verdrängung.