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„Gehört nicht in ein Wohnviertel“Anwohner des Belgischen Viertels fühlen sich von „Digital X“ gestört

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen sind Häuser und Bäume am Brüsseler Platz in Köln und Menschen, die in Außenbereichen von Restaurants sitzen.

Der Brüsseler Platz im Belgischen Viertel. (Symbolfoto)

Probleme mit Lärmbelästigung und Verschmutzung sind im Belgischen Viertel bereits länger bekannt. Die „Digital X“ sorgt für neuen Ärger.

Bereits seit Jahren häufen sich die Beschwerden von Anwohnern des Belgischen Viertels über Ruhestörung, die Verschmutzung der Plätze und Straßen sowie das Tourismusmarketing der Stadt Köln, das in gewissem Umfang für die Umstände mitverantwortlich sei.

Insbesondere Lärmbelästigung und die aus ihr resultierende Gesundheitsgefährdung waren vermehrt Streitpunkte zwischen Anwohnern, Wirten und der Stadt. Zuletzt bestätigte das Oberverwaltungsgericht Münster, dass die Stadt Köln Maßnahmen ergreifen müsse, um die Ruhestörung einzudämmen. Von solchen Maßnahmen sei aktuell aber nichts zu spüren, wie Anwohner Merlin Bauer anlässlich der „Digital X“-Veranstaltung der Telekom erklärte: „Viele Anwohner im Belgischen Viertel sehen das Event als weitere Privatisierung des öffentlichen Raums, der letztlich eindeutig überlastet ist.“

Anwohner in Sorge vor weiteren Großveranstaltungen

So erkundeten während der dreitägigen Messe- und Feierveranstaltung 50.000 Besucher das Belgische Viertel, in dem selber nur cirka 7.000 Kölner leben. An die durch diesen Ansturm ausgelösten infrastrukturellen Herausforderungen sei Anwohner Tom May zwar bereits gewöhnt, aber: „Ich habe Angst, dass die ,Digital X‘-Veranstaltung einen Dammbruch darstellt. Wenn die Telekom für ihre Messe unser Viertel nutzt, dann befürchte ich, dass andere private Unternehmen nachziehen werden.“

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In dieser Hinsicht sei ein gewisser Kontrollverlust auch seitens der Stadt zu erwarten. So berichtete Tom May: „Private Ordner haben auf der letztjährigen ,Digital X‘ einen Obdachlosen aus dem Belgischen Viertel verweisen wollen.“ Er hatte wohl nicht in das gewünschte Bild gepasst. Nachdem May in dieser Situation eingeschritten war, drohte ihm ein Ordner dafür eine körperliche Auseinandersetzung an. „Da wurde Polizeigewalt von privaten Ordnern ausgeübt.“ Diese seien in diesem Jahr allerdings deutlich defensiver.

Anwohner im Belgischen Viertel wünschen sich mehr Dialog mit der Stadt

Auch Christina Nägler, Anwohnerin im Belgischen Viertel seit 1997, nahm die „Digital X“-Veranstaltung in diesem Jahr grundsätzlich ruhiger wahr als im vergangenen Jahr. Dennoch war sie der Meinung: „Eine Messe gehört nicht in ein Wohnviertel. Hinzu kommt, dass durch die Ausgabe von Freigetränken und -essen die Veranstaltung eskaliert.“ In den späteren Abendstunden habe die „Digital X“ weniger den Charakter einer Messe als den einer ungehemmten Party inklusive Vandalismus.

Dabei teilten die drei Anwohner des Belgischen Viertels die Auffassung, dass weder die Digital X, noch die Gastronomie oder das Feiern per se problematisch seien. Es gehe stattdessen um Verhältnismäßigkeiten, um die Frage, wieso die Stadt Köln in ihrem eigenen Tourismusmarketing das Belgische Viertel dermaßen bewerbe, obwohl es bereits ausgesprochen prominent sei, und dort nun auch Messen stattfinden, während die Stadt ein eigenes Messegelände in der Innenstadt vorweisen kann. Die Anwohner wünschten sich daher mehr Dialog mit ihnen und Mitbestimmungsrecht in dieser gesellschaftlich-politischen Frage.

Dominik Sechser, Sprecher der Telekom, bedauere grundsätzlich die Anliegen der Anwohner und betont, weiterhin mit ihnen und der Stadt im Austausch stehen zu wollen. Mit Blick auf das Belgische Viertel als Veranstaltungsraum äußerte er sich dennoch entschieden: „Kern des Konzepts der ,Digital X‘ ist es, die Veranstaltung nicht in einer Messehalle zu verstecken.“ So sei die Telekom der Ansicht, dass die Mehrheit der Kölner das Konzept, die Veranstaltung im „Herzen der Stadt“ stattfinden zu lassen, begeistert aufnehmen würden.