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Kommentar

Satirischer Wochenrückblick
Die Kölner kriegen einen Müllanfall

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
Fahrradständer auf der Trankgasse

Vielleicht kommen sie wieder. Oder auch nicht oder vielleicht stufenweise? Der absurde Streit um die Fahrradständer auf der Trankgasse geht weiter.

Warum man im Millionendorf Köln für das Entsorgen von Luft bezahlt und Fahrräder am Dom stufenweise aufgestellt werden.

Kleines Köln-Quiz zu Wochenende: Was haben Mülltonnen, Parkplätze und Fahrräder in unserem Millionendorf gemeinsam? Man kann endlos über sie diskutieren, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. In der Verwaltung, in den Bezirksvertretungen und im Stadtrat.

Über elf Ständer für 88 Fahrräder auf der Trankgasse am Dom zum Beispiel. Erst haben sich alle aufgeregt, weil das Verkehrsdezernat sie über Nacht im Schatten des Weltkulturerbes je nach politischer Ausrichtung platziert oder deplatziert hat. Dann waren sie wegen der Fußball-EM – warum auch immer – wieder verschwunden und nun wird die Diskussion neu angefacht, an deren Ende es möglicherweise „zu einer stufenweisen Wiederaufstellung“ kommen könnte. Ich habe zwar keine Ahnung, wie man 88 von geschätzt 2,2 Millionen Fahrrädern stufenweise aufstellt, aber allein wegen dieser neuen Parkmethode bin ich unbedingt dafür. Das würde ich einfach gern mal sehen.

Dass man beim Parken methodisch vorgehen muss, haben die Grünen schon vor drei Jahren erkannt und einen Masterplan Parken in Auftrag gegeben. Seither wird auch geprüft, ob die leeren Parkplätze von Supermärkten wie Aldi und Lidl über Nacht nicht freigegeben werden können.

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Das Feierabend-Parken kommt – in Düsseldorf

Jetzt ist es soweit! Die Idee des Feierabend-Parkens der Kölner FDP aus dem Jahr 2017 wird umgesetzt – leider in Düsseldorf. Zusammen mit dem Parkplatz-Anbieter Ampido aus Köln. Eine Nacht kostet vier, ein Monat 30 Euro.

In diesem Fall halte ich mich mit Kritik an der Stadtverwaltung aber zurück. Könnte durchaus sein, dass unser ehemaliger Stadtdirektor Stephan Keller (CDU) die Parkkonzept-Akte nach Düsseldorf mitgenommen hat, um sie dort als Oberbürgermeister aus dem Hut zu ziehen.

Nach dem Motto: Aldi schönen neuen Parkplätze hab‘ ich euch beschert. Kein Wunder also, dass man die Akte in Köln vergeblich sucht. Ähnlich erfolgreich wie einen Parkplatz in Ehrenfeld oder Nippes nach Feierabend. Davon könnte ich ein Lidl singen.

Selbst wenn ich kein Hardcore-Mülltrenner bin, weil die Fehlwurfquote in unserem Gemeinschaftsmüllraum mir manchmal die Motivation nimmt und ich immer noch nicht begreife, warum ich einen Joghurtbecher vor der Entsorgung erst auseinanderbauen muss, kann ich nachvollziehen, dass Menschen wie Sven Dunkel regelmäßig einen Müllanfall kriegen.

Keine kleineren Mülltonnen

„Wir entsorgen hier jede Woche teure Luft“, klagt der Merheimer Trennungsexperte in Sachen Abfall. Vier Personen müssen 140 Liter Restmüll pro Woche produzieren, das schreibt die Abfallsatzung vor, sagen die Abfallwirtschaftsbetriebe und erteilen uns Abfallerzeugern und Abfallbesitzern eine Abfuhr. Da könne man leider nichts machen. Doch. Man könnte ja mal die Frage klären, wem die Luft in der Tonne eigentlich gehört. Dem Abfallbesitzer oder der Allgemeinheit.

Doch was macht die Politik? Auf Initiative der Grünen hat die Stadt im vergangenen Jahr ein Zero-Waste-Konzept beschlossen, das eine Hausmüll-Analyse mit dem Ziel der Reduzierung des Mindestbehältervolumens vorsieht. Das kann dauern, weil man dafür sehr lange im Dreck herumwühlen muss.

So ist das in Kölle. In anderen Städten bestellen die Bürger bei ihrer Müllabfuhr einfach eine kleinere Tonne. Ja. Auch in Düsseldorf. Und in Leverkusen. Bei uns geht das nicht. Zu teuer, zu aufwendig, sagt die Verwaltung.

Mein Vorschlag zur Güte. Liebe Stadtverwaltung! Vergesst die stufenweise Wiederaufstellung der Fahrradständer auf der Trankgasse und wandelt das Konzept einfach um. In eine stufenweise Wiederabschaffung der großen Restmülltonne.

Dann haben wir weniger Schrotträder in der Stadt und das Risiko, dass die Kölner noch mehr Kreislaufwirtschaftsprobleme kriegen und am Ende einen ihrer Müllanfälle im Angesicht der halbleeren Großbehälter nicht überleben, dürfte auch sinken.