Köln – Die Präsenz der Medien war groß, als am Montag in Kalk mit dem ersten Spatenstich offiziell die Bauphase des Erzbischöflichen Bildungscampus eingeläutet wurde. Das Interesse an dem Termin wäre sicher geringer gewesen, hätte nicht Kardinal Rainer Woelki als Hauptperson an dem Akt teilgenommen – knapp drei Wochen, nachdem er aus seiner mehrmonatigen „geistlichen Auszeit“ zurückgekehrt war.
Tags zuvor hatte der Kölner Erzbischof, über dessen Rücktrittsangebot im Zuge des Missbrauchsskandals der Papst noch nicht entschieden hat, in einer Kirche in Oberberg eine Messe gefeiert. Nun stand er mit einem Spaten in der Hand auf der großen Baustelle an der Dillenburger Straße Ecke Christian-Sünner-Straße und warnte die Journalisten und Fotografen launig davor, sich vor dem herumfliegenden Sand in Acht zu nehmen: „Ich will‘s mir mit Ihnen nicht noch mehr verderben.“ Schließlich setzte er sich in den Führerstand eines Baggers und grub nach kurzer Einweisung schaufelweise Sand weg.
Erzbistum Köln erweitert Engagement im Bildungsbereich
Mit dem Bildungscampus, der auf dem rund 12.000 Quadratmeter großen Gelände entsteht, erweitert das Erzbistum Köln sein Engagement im Schul- und Bildungsbereich. Gebaut werden eine Grundschule mit drei Etagen und eine viergeschossige Gesamtschule – samt Sporthalle, Aula und Mensa mit angeschlossenem Elterncafé. Die Pläne stammen vom Büro Hausmann Architekten aus Aachen/Köln, das auf Schulbau spezialisiert ist.
Die Kosten sind mit 50 bis 60 Millionen Euro veranschlagt. Die Gebäude sollen 2024 fertiggestellt sein. Sobald es soweit ist, kann die zweizügige Grundschule einziehen, die schon 2020 in Klassenraum-Containern in der Nähe ihren Betrieb aufgenommen hat und in der zurzeit etwa 80 Kinder unterrichtet werden. Beide Schulen, in denen soziales und emotionales Lernen großgeschrieben wird, werden durch ein Netzwerk von Partnern aus dem Bildungs- und Sozialbereich unterstützt. Von den Erfahrungen, die mit der vernetzten Arbeit am Campus gemacht werden, sollen später andere Bildungseinrichtungen profitieren. Das Erzbistum ist Träger von 33 Schulen.
Schaffung von weiteren Schulplätzen in Köln
„Mit diesem Projekt investieren wir als Kirche gezielt in die Zukunft junger Menschen“, sagte Woelki. „Dabei liegen mir besonders diejenigen am Herzen, die ihren Lebensweg unter schwierigen Voraussetzungen beginnen“. Als Erzbischof übernehme er „ein Stück Verantwortung dafür, dass weitere Schulplätze in unserer Stadt geschaffen werden“, an denen es bekanntlich mangele. Der Campus solle „Chancen eröffnen“, zudem „positive Begegnungen mit Glauben und Kirche ermöglichen“ und den Schülern und Schülerinnen „Geborgenheit und Sicherheit schenken“.
Zu denen, die außer dem Kardinal symbolisch zum Spaten griffen, gehörten die stellvertretende Kalker Bezirksbürgermeisterin Daniele Topp-Burghardt, Architekt Frank Hausmann und Bernadette Schwarz-Boenneke, Leiterin der Hauptabteilung Schule und Hochschule im Erzbistum. Das neue Schulangebot richte sich an Kinder aus allen Gesellschaftsschichten im Stadtteil, betonte sie. Eine Quote, die die Religionszugehörigkeit betrifft, gebe es nicht. „Außerdem hoffen wir, dass der Bildungscampus auch Potenzial für die Aufnahme geflüchteter Kinder bieten wird.“