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„Eine Ruine weniger“Kölner Aktionskünstler will marodes Zeughaus für 1 Euro kaufen

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Der Kölner Künstler HA Schult.

Köln – Wenn das Stadtmuseum im Frühjahr 2022 ins Modehaus Sauer an der Minoritenstraße zieht, steht das sanierungsbedürftige Zeughaus zunächst leer. Eine konkrete Perspektive für die weitere Nutzung gibt es bisher nicht. Der Aktionskünstler HA Schult hat nun eine Idee präsentiert. Der 82-Jährige hat der Stadt Köln angeboten, das Zeughaus für einen symbolischen Euro zu erwerben und sich unter Einhaltung des Denkmalschutzes um die Sanierung des maroden Gebäudes zu kümmern.

HA Schult schwebt ein „Art is Life Building“ vor

Damit möchte der Aktionskünstler dafür sorgen, dass es „eine Ruine weniger in der Stadt gibt“. Man brauche sich nur die Umgebung rund um den Dom mit der Dauerbaustelle am Domhotel anzusehen: „Das ganze Elend liegt vor uns ausgebreitet. Ich bin seit vielen Jahrzehnten in Köln und habe die Stadt immer ein bisschen besser gemacht“, ist Schult überzeugt.

Der Goldene Vogel

Ihm schwebt ein zeitgenössisches Museum unter dem Titel „Art is Life Building“ vor, das etwa seine weltberühmt gewordenen „Trash People“, Menschen aus Müll, über einen gläsernen Boden ausstellen soll. Das Museumskonzept enthält auch eine Gastronomie, einen Shop, Lofts sowie einen Begegnungsraum. Es sollen unter anderem lokale Themen wie die Politik Konrad Adenauers, Literatur und Heinrich Böll sowie Karneval verhandelt werden. Bleibt die Frage, wie HA Schult das finanzieren möchte.

Finanzierung durch Kölner Firmen wie Ford

Dafür hat der Künstler schon potenzielle Geldgeber parat. Nach eigenen Angaben sollen der Autohersteller Ford, die DEVK (Deutsche Eisenbahn Versicherungskasse) und die Bank für Sozialwirtschaft ihm mit finanziellen Mitteln zur Seite stehen. Eine Kalkulation liege ihm bereits vor, die wolle er der Stadt unterbreiten. „Es gab schon einige Gespräche und jetzt habe ich auch OB Reker ein Gespräch angeboten“.

Die Stadt möchte weder stattgefundene Gespräche bestätigen, noch konkret auf den Vorschlag des Künstlers eingehen. Auf Anfrage teilt sie lediglich mit, dass „die Verwaltung derzeit noch verschiedene Nachnutzungsmöglichkeiten prüft. Weitergehende Aussagen können erst nach Festlegung der Folgenutzung getroffen werden.“ Auch ob ein symbolischer Verkauf von einem Euro juristisch überhaupt so zulässig wäre, ließ die Stadt unbeantwortet.

Wenn es nach HA Schult ginge, könnte er jedenfalls gleich morgen mit den Baumaßnahmen loslegen, er würde nach eigenen Angaben fünf Jahre benötigen. Zu den Firmen, die das Projekt finanzieren würden, unterhält der Künstler langjährige Beziehungen: Die DEVK-Zentrale etwa ziert seit Jahren HA Schults metallene Weltkugel, die zuvor an der Spitze der Severinsbrücke thronte.

Und sein goldenes Flügelauto, das sich seit über 30 Jahren auf dem Turm des Zeughauses befindet, war 1989 teil der Aktion „Fetisch Auto“, bei der er elf Ford-Fiesta-Modelle gestaltete. Er hält die privatwirtschaftliche Finanzierung für einen Vorteil, denn seiner Meinung nach würden Firmen besser haushalten, während die Kosten städtischer Bauvorhaben zu Kostenexplosionen tendierten, siehe das Opern-Desaster.

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2017 machte ein Wasserschaden das seit 1958 genutzte Zeughaus für die Dauerausstellung des Stadtmuseums unbrauchbar. Arbeiter fanden Asbest in den Wänden. Die neue Heimstätte an der Minoritenstraße wird zurzeit zum neuen Domizil des Museums hergerichtet.