Köln – „Play Sculpture“ heißt die stählerne, rot lackierte Plastik, die auf den Plakaten zu sehen ist, mit denen das Museum Ludwig für die Retrospektive mit 150 Arbeiten des amerikanisch-japanischen Bildhauers Isamu Noguchi wirbt. 860 Kilogramm wiegt das Spielgerüst, das einem gewellten Doughnut ähnelt.
Warum man sich entschieden hat, es nicht mit dem Flugzeug, sondern mit dem Schiff nach Europa zu transportieren, konnten die Besucher erfahren, die am Samstag an einer Führung durch die Sonderausstellung mit Luis Müller Philipp-Sohn teilnahmen.
Als sogenannter Registrator ist er am Museum unter anderem zuständig für die Verträge, die zur Ausleihe von Kunstwerken geschlossen werden, für die Transportlogistik und den Aufbau von Ausstellungen. Unter anderem hörten Teilnehmer, wie wichtig dem Museum der Aspekt der Nachhaltigkeit ist – was eben auch die Frage des Transportmittels betrifft.
Kölner Kunstnacht will junges Publikum in Museen locken
Der Rundgang war eine von mehr als 20 Führungen zu unterschiedlichen Themen, die bei der 17. Kölner Kunstnacht geboten wurden, zu der mindestens 1200 Besucher und Besucherinnen kamen. Die Veranstaltungsreihe, organisiert von den Initiativen „jungekunstfreunde" und „job&kunstfreunde“, die zu den Freunden des Wallraf-Richartz-Museum und des Museum Ludwig gehören und über 1200 Mitglieder zwischen 18 und 45 Jahren zählen, musste 2021 wegen der Corona-Pandemie ausgesetzt werden.
Zweck der Kunstnacht ist es, junge Leute für die Museen zu interessieren. Das für dieses Jahr gewählte Motto, „Born into Space“, stammt aus einem Zitat von Noguchi: „Alles ist Skulptur. Jedes Material, jede Idee, die ohne Hindernis in den Raum geboren wird, ist für mich eine Skulptur.“
Nicht nur Führungen durch die Ludwig-Sammlung und die Wechselausstellung gehörten zum Angebot, sondern auch Performances des Ballet of Difference und der Tänzer Gustavo Gomes und Dwayne Holliday, eine Installation des Schauspiel Köln und ein Quiz. Zu vorgerückter Stunde wurde im bereits zuvor mit Musik beschallten Foyer getanzt, während die DJs Freddy Deckert und Tammo de Vries (Morning Glory) auflegten: Partyzeit im Museum.
„Das ist ein tolles Angebot“
Das Ballet of Difference nutzte einen weiten, hohen Saal, der sparsam mit Arbeiten von Noguchi bestückt ist und an dessen eine Längswand eine Sandfläche mit einem eingezeichneten, stilisierten Gesicht projiziert wird. Zuerst tanzte ein Paar, gelegentlich begleitet von einem Trommler, dann trat das ganze Ensemble auf.
Compagnie-Leiter und Choreograf Richard Siegal konnte dem Aufführungsort, wo jedes Stampfen und Händeklatschen durch Hall verstärkt wird, viel abgewinnen. Zudem passe die Art der Performance gut zur Sonderausstellung, weil Noguchi zum Beispiel mit Tänzerin Martha Graham zusammengearbeitet habe.
„Das ist ein tolles Angebot“, lobte eine 25-jährige Kunststudentin aus Köln das Programm. Eine andere Besucherin, 20 Jahre alt und aus Hürth, sagte, sie sei lange nicht im Museum gewesen; das Wort „Kunstnacht“ habe sie angelockt: „Ich wollte sehen, was dahintersteckt.“ Dass es viele Führungen gebe, sei eine „schöne Option“.
Viele schlenderten einfach herum und ließen die Kunstwerke auf sich wirken, von Gerhard Richters „Fünf Türen“ über die „Black Nana“ von Niki de Saint Phalle bis zu Renato Guttusos „Caffè Greco". Noguchis rotes Spielgerät muss übrigens nicht zurück über den Atlantik: Das Museum hat die Skulptur mit Unterstützung der Peter und Irene Ludwig Stiftung angekauft.