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KommunalwahlenKölner Linke nominiert Heiner Kockerbeck als OB-Kandidaten

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Heiner Kockerbeck im vergangenen Herbst mit der Bundestagsabgeordneten Gesine Lötzsch bei Feierlichkeiten zu 25 Jahre Die Linke im Kölner Stadtrat.

Heiner Kockerbeck im vergangenen Herbst mit der Bundestagsabgeordneten Gesine Lötzsch bei Feierlichkeiten zu 25 Jahre Die Linke im Kölner Stadtrat.

Der Gesamtschullehrer ist seit 2014 Mitglied des Kölner Stadtrates. Die Partei bringt sich für weitere Erfolge in Stellung.

Nach ihrem überraschenden Erfolg bei den Bundestagswahlen hat die Kölner Linke nun ihren Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahlen am 14. September nominiert: Heiner Kockerbeck, 50 Jahre alter Gesamtschullehrer aus Deutz und seit 2014 Mitglied des Stadtrates, will antreten. Sein Ziel: „Köln muss sozialer und gerechter werden.“

Die Nominierung Kockerbecks nahm der Vorstand der Kölner Linken am Dienstag in seiner Sitzung vor, zudem wird Kockerbeck für Platz 1 der Ratsreserveliste kandidieren. Die Wahlen der Liste und des OB-Kandidaten finden beim Parteitag am 29. und 20. März statt.

Bei der Bundestagswahl gab es in Köln knapp 15 Prozent für die Linken

Dass der derzeitige Co-Vorsitzende der Kölner Ratsfraktion der Linken im Dreikampf von Grünen (Berivan Aymaz), SPD (Torsten Burmester) und CDU (Markus Greitemann) um die Nachfolge der jetzigen Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) ernsthaft mitmischen kann, wird nicht unbedingt erwartet. Aber nachdem die Linken bei der Bundestagswahl in Köln knapp 15 Prozent der Zweitstimmen holten, kann Kockerbeck zumindest mit breiter Brust in den Wahlkampf ziehen.

Auf ihrer Internetseite schreibt die Linke: „Danke Köln!“ Die Partei bezeichnet sich als „Gewinnerin der Bundestagswahl in Köln“. In den Stadtteilen Höhenberg, Humboldt/Gremberg, Kalk und Mülheim schnitten die Linken jeweils als stärkste Partei ab, das war ihnen zuvor noch nie gelungen.

Die 14,87 Prozent für die Linken in Köln bei der Bundestagswahl wären übersetzt mehr als zehn Sitze im Kölner Stadtrat und absoluter Höchststand für eine linke Fraktion – wenn die Linke ihr Ergebnis bei der Kommunalwahl wiederholen kann. Kann sie das? Und wenn ja, was heißt das für den Stadtrat? Mehr linke Politik? Fraktionssprecherin Güldane Tokyürek sagt: „Die anderen könnten dann an linken Themen nicht mehr so einfach vorbeikommen.“

Noch vor wenigen Monaten war die Lage eine komplett andere, das neue Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bedrohte die Existenz der Linken, es war schließlich aus der Linken-Bundestagsfraktion hervorgegangen. Auch in Köln ist ein Kreisverband in Vorbereitung, die frühere linke Landtags-Spitzenkandidatin Caroline Butterwegge soll ihn leiten. Michael Weisenstein, Geschäftsführer der aktuell sechsköpfigen Linken-Fraktion im Rat, sagt: „Ich hatte mich auf ein langes Tal der Tränen eingestellt.“ Doch das BSW schaffte in Köln bei der Bundestagswahl nur 3,95 Prozent.

Schon jetzt haben die linken Fraktionen im Stadtrat eigentlich eine Mehrheit: Grüne (26 Sitze), SPD (19) und Linke (6) kommen auf 51 von 90 Sitzen. Dazu kommt beispielsweise die Ratsgruppe Klima Freunde und Gut (2). Doch offiziell seit 2016 bilden Grüne und CDU (20 Sitze) ein Mehrheitsbündnis, seit der Kommunalwahl 2020 mit Volt (4). Sie vereinen also 50 der 90 Sitze auf sich.

15 Prozent bieten die Chance, in der Realität wirklich etwas zu verändern
Michael Weisenstein, Geschäftsführer der Linken-Fraktion im Kölner Stadtrat

Mit Blick auf Kölns Zukunft sagt Tokyürek: „Eine linke Mehrheit hätte eine sehr große Chance.“ Und Weisenstein erklärt: „Man wird anders wahrgenommen mit 15 Prozent, als wenn man beispielsweise nur 5 Prozent hat. Es bietet die Chance, in der Realität wirklich etwas zu verändern.“

Weisenstein und Tokyürek werden die möglichen neuen Höhenflüge nach einer Kommunalwahl allerdings nicht mehr in verantwortlicher Position erleben: Wie berichtet, treten fünf der sechs Ratsmitglieder nicht mehr an, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Nur der frisch nominierte OB-Kandidat Heiner Kockerbeck will bleiben.

Einen Mangel an Menschen, die sich engagieren wollen, hat die Partei allerdings nicht, im Gegenteil. Die Kölner Linke hatte 2020 noch 923 Mitglieder, aktuell sind es mehr als doppelt so viele, nämlich 2062. Bei einem Aktiventreffen nach der Wahl habe sie wieder „viele neue Gesichter“ gesehen, sagt die Kölner Parteichefin Nadine Mai. Es wurde der Erfolg gefeiert, aber erste Pläne für den anstehenden Kommunalwahlkampf werden auch schon geschmiedet.

Nach der Vorstandssitzung am Dienstag teilte Mai mit, dass man für die Kommunalwahlen 16 Personen für die Einzelwahl vorschlagen und insgesamt 40 Listenplätze vergeben wolle. Das ist ein Statement. „Wir kriegen schon eine tolle Ratsfraktion zusammen“, sagt Kockerbeck. All zu offen euphorisch möchte Mai sich aber nicht geben: „Ich hoffe, dass wir unsere sechs Plätze im Rat halten können. Wenn es mehr werden, freuen wir uns.“ Vorbereitet ist man.