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KommentarRekers No-Covid-Strategie droht zum Rohrkrepierer zu werden

Lesezeit 3 Minuten
Henriette Reker dpa 180221

Henriette Reker Anfang Februar im Impfzentrum der Stadt Köln 

No Covid! Das ist zunächst einmal gar keine Strategie, sondern eine Wunschvorstellung, an der es im Grunde keinen Zweifel geben kann. Natürlich wäre es das Beste, wenn das vermaledeite Virus endlich verschwände. Eine Strategie, wie eine Gruppe von Forschern sie vertritt, wird daraus erst durch einen Stufenplan mit dem Ziel virusarmer „grüner Zonen“: mit verstärkten Tests, Unterbrechung der Infektionsketten, Isolation der Infizierten, strikten lokalen Lockdowns, wo die Inzidenz zu hoch ist, und Beschränkung der Mobilität zwischen solchen „roten“ und den grünen Zonen.

Kölns OB Henriette Reker hat sich jetzt die „No-Covid-Strategie“ zu eigen gemacht und sähe sie am liebsten in ganz Deutschland verwirklicht. Doch beim Drehen am großen Rad droht man leicht mit den Fingern in die Speichen zu geraten. Genau das ist Reker passiert. Es ist völlig klar, dass „No Covid“ eines nicht sein kann: eine Insellösung. Heißt konkret: Die Stadt Köln kann tun und lassen, was sie will. Wenn nicht wenigstens die angrenzenden Städte und Kreise mitmachen, ist „No Covid“ ein No-Go, ein Rohrkrepierer.

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Ein unabgestimmtes Vorgehen führt zu Abwehrreflexen. Davon zeugt auch Armin Laschets Kommentar, man dürfe nicht ständig neue Inzidenz-Vorgaben „erfinden“ . Mit ihrem Schritt, aus ihrer persönlichen Meinung die Forderung nach einer bundesweiten Strategie abzuleiten, schwächt Reker die Akzeptanz des gemeinsamen Corona-Abwehrkampfes. Ein Kampf, der eh schon längst in eine schwere Legitimationskrise gerutscht ist: Seit dem vorigen Herbst stellen die Verantwortlichen in Bund und Ländern den Menschen bei Erreichen bestimmter, wechselnder Grenzwerte Lockerungen in Aussicht – wie Eseln, denen man die Karotte vorhält.

Es passt ins Bild des Versagens, dass es nicht einmal gelingt, die Impfkampagne als den zentralen Hoffnungsfaktor der Anti-Corona-Politik einigermaßen anständig zu managen.

Rekers Vorstoß provoziert Verunsicherung

Es stimmt: „No Covid“ setzt dem fortdauernden Wischiwaschi-Lockdown, der die sozialen, psychischen und wirtschaftlichen Flurschäden mit jedem Tag verschlimmert, zumindest etwas entgegen, was die Aussicht auf ein Ende mit Schrecken anstelle des Schreckens ohne Ende bietet – samt Rückgewinnung der abhanden gekommenen Freiheit.

Dennoch ist der Kölner OB anzukreiden, dass sie mit ihrem Plädoyer für „No Covid“ mitten in eine Phase platzt, in der er es darum geht, Verlässlichkeit, Gemeinsamkeit und Vertrauen wieder zu stärken. Ihr Vorstoß bewirkt das Gegenteil: Verunsicherung.

Zudem muss sie sich die Frage gefallen lassen, wie ernst sie als erste Bürgerin in ihrer Stadt eigentlich die parlamentarische Beteiligung nimmt. Das Bündnis Grün-Schwarz-Lila nimmt gerade erst die Arbeit auf. Sinnvoll wäre gewesen, den neuen Stadtrat in die Überlegungen einer No-Covid-Strategie einzubinden. Rekers Vorstoß mag daher in der Sache gar nicht so falsch sein. Politisch klug war ihr Vorgehen nicht.