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Touristenbusse in KölnNeue Haltestelle in Betrieb – Kritik von Radfahrern

Lesezeit 3 Minuten
Reisebushaltestelle Gereonstraße

Reisebusse stehen an dem neuen Haltepunkt auf der Gereonstraße.

Köln – Die gut drei Dutzend Senioren aus Baden-Württemberg, die der erste Reisebus am Donnerstagvormittag in die Gereonstraße ausspuckt, sehen nicht so aus, als habe man sie gerade im Niemandsland zurückgelassen. Das könnte an den kleinen Zetteln liegen, die ihnen jemand in orangefarbener Leuchtjacke zusteckt. Das könnte aber auch daran liegen, dass alle relativ schnell die Domspitzen am Himmel sehen. Wahrscheinlicher ist Zweiteres. Das muss also Köln sein, kein Zweifel.

Ein paar Minuten später kommt noch ein Bus, diesmal mit Touristen aus Asien. Fortan werden 40 bis 60 Busse pro Tag am neuen Haltepunkt vor dem Börsenplatz Passagiere aus aller Welt abladen. Die bisherige Haltestelle vor der Kirche St. Andreas auf der Komödienstraße ist damit ab sofort Geschichte. Ob sich die Ärgernisse, die der alte Standort für Anwohner und Passanten mit sich brachte, damit ebenfalls verlagern, bleibt jedoch offen.

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Die Stadt jedenfalls scheint keinen Zweifel zu haben, dass man hier den idealen Standort für die Touristenbusse gefunden hat – vorerst zumindest. Verkehrsdezernentin Andrea Blome hebt hervor, dass der neue Standort zwar aus der direkten Domumgebung versetzt, aber dennoch an einem zentralen Ort geblieben sei. „Wir hatten ja in den vergangenen Wochen die Diskussion, ob die Reisebusse in das Domumfeld gehören oder nicht. Hiermit geben wir die klare Antwort: Nein!“, sagt Klaus Harzendorf, der das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung leitet.

Weniger Parkplätze, dafür zwei Radspuren

Wo früher zwischen Nord-Süd-Fahrt und St. Gereon zwei Fahrspuren verliefen, ist nur noch eine geblieben, auf der anderen stehen nun die Busse. Bis zu acht von ihnen haben hintereinander Platz – ebenso wie am alten Standort. Jeder Bus darf maximal eine Viertelstunde hier stehen, danach sollen sie zum zentralen Buspark in Niehl fahren. Die bisherigen Parktaschen sind als solche nicht mehr zu benutzen und mit festen Metallbügeln abgesperrt, damit die Touristen in Ruhe aussteigen können. Danach bekommt jeder einen Flyer mit Straßenkarte. „Damit sie einen Infozettel in der Hand haben, auf dem steht, wie sie zum Dom kommen“, sagt Blome. Bald will man hier noch mehr Schilder aufstellen, ein Toilettenhäuschen und Mülleimer kommen auch noch.

Und das wird nicht der letzte Maßnahme sein, denn die ganze Straße wird umgebaut. Auch Richtung Innenstadt soll eine zweite Spur wegfallen, ebenso die 30 Parkplätze auf diese Seite. Dafür werde noch in diesem Jahr auf beiden Seiten ein Fahrradstreifen angelegt, sagt Blome. Schließlich ist die Gereonstraße ist zusammen mit der Gladbacher Straße und der Christophstraße als zentrale Radverkehrsachse zwischen Altstadt und Ehrenfeld geplant. Der ADFC Köln fürchtet nun, dass die Gereonstraße durch Busverkehr und Touristenströme zur Gefahrenstelle wird. „Wir haben schon auf der Komödienstraße gesehen, dass viele Busfahrer in zweiter Reihe parken und beim Abbiegen nicht aufpassen“, sagt Christoph Schmidt, Vorsitzender des ADFC. Außerdem: „Viele Fahrer entladen den Bus über die Gepäckklappen und stellen achtlos das Gepäck auf den Radweg.“

Shuttleservice langfristig geplant

Auf der Gereonstraße soll der Radweg zwischen Fahrspur und Haltezone verlaufen. Jeder Bus muss also sowohl beim Ein- als auch beim Ausfahren den Radstreifen queren – jedes Mal ein potenziell gefährliches Manöver. „Bedenken, dass sich Busverkehr und Radverkehr behindern könnten, teilen wir nicht“, sagt Dezernentin Blome dazu.

Während die Anwohner der Komödienstraße aufatmen können, wird auf die Gereonstraße künftig eine höhere Umweltbelastung zukommen. Immer wieder hatten sich Bewohner und Berufstätige am alten Standort über Dieselgestank und laute Motoren beschwert. Langfristig ist ohnehin geplant, große Busse nur noch bis zum Niehler Rheinufer fahren zu lassen, von wo aus ein emissionsarmer Shuttle-Service die Touristen in die Innenstadt bringt. Bis dahin werden erst einmal auf der Gereonstraße Zettel verteilt.