Touristen statt RadfahrerNeuer Bushalteplatz in der Innenstadt stößt auf Kritik
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Köln – Die Lobbyisten des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sprechen von einer widersinnigen Entscheidung: „Warum verlegt die Stadtverwaltung die Haltestelle für Reisebusse ausgerechnet auf die Gereonstraße, obwohl diese eine wichtige Verbindung für den innerstädtischen Radverkehr ist“, fragt ADFC-Vorstandsmitglied Christian Hölzel verärgert.
Vor einem halben Jahr hatten die Fraktionen im Stadtrat und der Bezirksvertretung noch beschlossen, dem Kraftverkehr auf der Gereonstraße, der Christophstraße und Unter Sachsenhause jeweils eine der beiden Fahrspuren zu nehmen und an deren Stelle Radstreifen zu markieren. Anfang voriger Woche verkündete das Presseamt dann, dass entlang der Gereonstraße ein Haltepunkt für bis zu acht Reisebusse errichtet werden soll.
Eine zusätzliche Gefahr für Radfahrer
„Der neue Halt wird den bisherigen an der Komödienstraße ersetzen und soll eine stadtverträglichere Abwicklung des Reisebusverkehrs in der Kölner Innenstadt gewährleisten“, teilte die Verwaltung mit. Was Touristen weite Wege ersparen soll, wird den Fahrradverkehr zwischen dem Hauptbahnhof und den Ringen wohl kaum sicherer machen. Denn die Busse müssen die Radspur kreuzen, um an den Halteplatz zu gelangen. „Die Verwaltung sollte überlegen, ob das wirklich so klug ist, die Reisebusse dorthin zu leiten“, sagt Hölzel. „Auf jeden Fall muss sie dort eine Tempo-30-Zone einrichten.“
Zuerst einmal will die Verwaltung im kommenden Jahr die Christophstraße für den Fahrradverkehr attraktiver machen, ebenso wie die Magnusstraße am Friesenplatz sowie die Ringe zwischen dem Rudolfplatz und dem Mediapark. Das kündigte der städtische Fahrradbeauftragte Jürgen Möllers am Dienstag an. Gemeinsam mit Verkehrsdezernentin Andrea Blome und dem Leiter des Straßenamtes, Klaus Harzendorf, stellte er das Arbeitsprogramm zum Ausbau des Radwegenetzes vor.
Diese Kölner Radstrecken sollen saniert werden
Die Verwaltung will in den kommenden zwölf Monaten eine Reihe bestehender Strecken sanieren, etwa an der Äußeren Kanalstraße, und neue Radwege anlegen. Es werde geprüft, an welchen von 40 ausgewählten Kreuzungen die getrennten Spuren für Rechtsabbieger gesperrt werden, so Möllers.
Zudem will das Straßenamt im Stadtgebiet 15 zusätzliche Fahrradstraßen ausschildern, so wie zuletzt den Friesenwall und die Ottostraße in Neuehrenfeld. Dort genießen Radler Sonderrechte. Sie dürfe nebeneinander her rollen, gegen die Einbahnrichtung fahren und brauchen Autofahrer nicht überholen zu lassen.
Mit einer Kamera wird der Radverkehr analysiert
Durch besseren Bedingungen für den Radverkehr hoffen Politiker und Planer der Verwaltung, Autofahrer zum Umstieg zu bewegen. Zählungen hätten ergeben, dass der Fahrradverkehr in den zurückliegenden zehn Jahren um rund 50 Prozent zugenommen habe, sagte der Straßenamtsleiter Harzendorf. Den stärksten Zuwachs gab es 2019 auf der Deutzer Freiheit und am Friesenwall. Ein weiteres Ergebnis der Zählung: In den Wintermonaten lasse der alltägliche Radverkehr zwar nach, aber lediglich um ein Drittel.
Mit Genehmigung des Ordnungsamtes und des Datenschutzbeauftragten setzt die Verwaltung neuerdings eine Videokamera ein, um Erkenntnisse über das Verhalten im Straßenverkehr zu gewinnen – und Rückschlüsse für die Planung ziehen zu können. An welchen Orten kommt es regelmäßig zu Konflikten zwischen Auto- und Fahrradfahrern, wo kommen sich Radler und Fußgänger in die Quere? Gesichter und Kennzeichen würden nicht aufgezeichnet, betonte Möllers. Die Kamera bleibe nur wenige Tage an einem Standort, derzeit befinde sie sich auf der Severinsbrücke.