Köln – Seit rund zwei Wochen sind die großen Kölner Weihnachtsmärkte nun geöffnet. Wer mit Markt-Betreibenden sowie Händlerinnen und Händlern spricht, hört vor allem immer wieder: „Wir sind froh, dass unsere Märkte überhaupt stattfinden.“ Und: „Wir hoffen, dass wir offen bleiben können.“ Denn in einigen anderen Bundesländern öffneten die Weihnachtsmärkte erst gar nicht oder mussten wieder schließen. Und noch etwas betonen alle in Köln Beteiligten: „Es ist sicher auf unseren Märkten an der frischen Luft, 2G und die anderen Corona-Regeln funktionieren und werden gut angenommen.“
Pascal Raviol ist seit mehr als 20 Jahren in unterschiedlicher Funktion im „Weihnachtsmarktgeschäft“, wie er sagt. Seit einigen Jahren betreibt der 51-Jährige einen kleinen Stand auf dem Weihnachtsmarkt am Stadtgarten, wo er gebrannte Mandeln und handgefertigte Lebkuchen verkauft. Täglich bereitet er seine Mandeln vor Ort frisch zu. Dann weht der Duft über die Marktfläche. „Aber natürlich nur, wenn ich auch was verkaufe“, sagt der Schausteller. „Die Touristen fehlen, ebenso die Besucher von außerhalb. Es kommen vorwiegend Kölner und die vor allem, um Glühwein zu trinken und etwas zu essen.“
Sein Umsatz liege aktuell bei 30 bis 40 Prozent von dem, was er vor Corona erwirtschaftet habe. „Natürlich wünsche ich mir einen Umsatz wie früher, aber gleichzeitig freue ich mich über die Leute, die kommen.“ Die seien dankbar für ein bisschen Normalität und froh darüber, dass es nicht so voll sei.
Menschenmassen, die sich an den Buden vorbeischieben, Gedränge vor den Ständen – solche Bilder gibt es in dieser Adventszeit bisher nicht. „Für die Besucher ist das ein positiver Effekt, für die Händler natürlich ganz und gar nicht“, sagt Rodney Ranz, der den Markt der Heinzel in der Altstadt betreibt. Der „dramatische Rückgang an Touristen“ wirke sich vor allem auf die Aussteller aus, die keinen Glühwein oder Speisen verkaufen, sondern die beispielsweise Kunsthandwerk anbieten. „Die Umsätze sind insgesamt wesentlich schlechter als in früheren Jahren. Aber immerhin gibt es Umsätze.“
Ein düsteres Bild zeichnet Britta Putzmann, Veranstalterin des „Markt der Engel“ am Neumarkt: „Die Stimmung bei den Händlern ist durchweg schlecht. Ich traue mich manchmal gar nicht mehr, über den Markt zu gehen, weil mir die Händler so leid tun.“ Momentan hofften alle, dass sie wenigstens ihre Kosten decken - „es ist eine Katastrophe!“ Touristen kämen gar keine, tagsüber könne man die Besucher an zwei Händen abzählen, abends sei der Markt so besucht wie in früheren Jahren tagsüber. „Ich habe wenig Hoffnung, dass es noch besser wird. Busse mit Touristen werden nicht kommen, die Politik mahnt die Kontakte zu reduzieren und dann gibt es noch die neue Variante. Ich hoffe, dass wir staatliche Hilfen bekommen werden.“
Umsätze sind besorgniserregend
Auf dem Hafen-Weihnachtsmarkt am Schokoladenmuseum ist die Situation ähnlich: „Die Besucherzahlen sind beängstigend niedrig. Am Wochenende geht es so einigermaßen, aber unter der Woche ist es geradezu gespenstisch leer“, sagt Veranstalter Edwin Kroll. Umsätze wie 2019 und davor habe keiner erwartet, „die derzeitigen Umsätze sind jedoch besorgniserregend. Wenn die Besucherzahlen so bleiben wie jetzt, sind keine Gewinne bis Verluste zu erwarten.“ Doch trotz dieser Aussichten sei die Laune unter den Händlern „verblüffend gut: Alle sind froh, endlich wieder tätig zu sein“.
So sieht das auch Brigitte Pursch: Die 51-Jährige betreibt auf dem Alter Markt das Weihnachtspostamt - Kinder können dort ihre Wunschzettel in einen Briefkasten werfen – und verkauft Papier, Bastelprodukte sowie Postkarten. „Wirtschaftlich wird das kein gutes Jahr, die Umsatzeinbußen lagen in der ersten Woche bei 70 Prozent.“ Trotzdem stehe sie morgens gut gelaunt auf und versuche, das Beste aus der Situation zu machen. „Unsere Gäste sorgen für gute Stimmung. Es sind zwar deutlich weniger, aber die sind unglaublich dankbar und froh. Und vielleicht steigen die Besucherzahlen ja noch ein bisschen an.“