Hühner, Honig und Heilkräuterr Freiluga in Köln-Müngersdorf begeistert für Natur
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Müngersdorf – „Mückenstiche?“, sagt Angelika Burauen. „Dagegen ist ein Kraut gewachsen!“ Vorsichtig zieht sie ein grünes Blatt aus der Tasche. „Beinwell“, sagt sie. „Ein wunderbares Heilkraut gegen Mückenstiche. „Einfach das raue Blatt zusammenknuddeln und über die Quaddeln reiben“, empfiehlt sie. „Hört sofort auf zu jucken. Wusste Hildegard von Bingen schon – vor mehr als 800 Jahren.“ Die Fördervereinsvorsitzende der städtischen Freiluft- und Gartenarbeitsschule (Freiluga) weiß ihre Zuhörer zu begeistern. „Die Kräuter wachsen hier im Garten“, sagt sie. Im Kräutergarten hat sie sich ein Beinwell-Blatt abgepflückt, nachdem eine Mücke sie gepiekst hatte.
Burauen schwärmt von dem riesigen Garten, den vielen Blumen, Pflanzen, Kräutern und Bäumen und den „76 verschiedenen Vogelarten, die hier rumschwirren“. „Ein Tag im Garten der Gesundheit“, hatte der Förderverein sein Sommerfest genannt, zu dem zahlreiche Gäste, Besucher und Familien mit Kindern auf das weitläufige Gelände an der Belvederestraße gekommen waren. Die Vielfalt an Heilpflanzen und Arzneikräutern sowie die artgerechte Nutztierhaltung von Bienen, Hühnern und Kaninchen standen im Mittelpunkt.
Von Heimatgefühl, das die Freiluga ihr vermittele, sprach Bezirksbürgermeisterin und Schirmherrin Helga Blömer-Frerker bei ihrer Begrüßung. Auf der Obstwiese unterm Apfelbaum zu sitzen sei wie in ihrer Heimat Süd-Oldenburg, sagte sie.
Wie Blömer-Frerker lobte auch Bernd Petelkau (CDU), das vielfältige Engagement der Bürger, um die Freiluga als „grüne Oase und wichtigen Botschafter der Wissensvermittlung“ zu erhalten und weiter auszubauen. Neben dem Dank an die Kölner Grün-Stiftung, die den ehemaligen Theaterplatz auf dem Gelände wiederherrichtete und mit neuen Sitzbänken bestückte, richtete sich Burauen unter anderem an die Beatrix Lichtken Stiftung, dessen Vorsitzender, Harald Gaspers, dem Verein jetzt eine Spende in Höhe von 3000 Euro überreichte. „Das ist ganz wunderbar“, freute sich Burauen. „Denn unser Imker Mohamed Maameri braucht dringend eine neue Honigschleuder.“ Seit mehr als 30 Jahren kümmert sich der Betriebsgärtner und Imker in der Freiluga um die zwölf Bienenvölker auf der rund fünf Hektar großen Anlage.
Beim Sommerfest klärten er und „Honig Connection“, eine Initiative des Kölner Imkervereins, über die wichtige Arbeit der Honigbienen auf. Insgesamt 20 Vereine, Initiativen und Naturschutzverbände aus Köln und Umgebung beteiligten sich mit Aktionen an dem sommerlichen Fest und klärten die Besucher an Infoständen über ihre Arbeit auf.
Das Jahr des Kölner Grünsystems
Eingebettet in den „Tag im Garten der Gesundheit“ des Fördervereins Freiluga war die Auftaktveranstaltung zum Jahr des Kölner Grünsystems im Rahmen des Europäischen Kultur-Erbejahres 2018. Die Initiative „Kölner Grünsystem“ will mit ihrem Beitrag „Das Kölner Grünsystem – ein zukunftsweisendes Erbe“ das Bewusstsein für das einzigartige Kölner Grünsystem, seinen Erhalt und Ausbau und seine vorbildliche Konzeption für die Europäische Stadt schärfen. Unter dem Motto: „Die Stadt der Zukunft wird grün sein. Oder sie wird nicht sein“ hat der NRW-Landtagsabgeordnete Johannes Remmel (Bündnis 90/Die Grünen) die Schirmherrschaft des Kölner Projektes übernommen. Das Themenjahr startete in einem der „Grünen Klassenzimmer“, einem Originalentwurf des Gartenbaudirektors Fritz Encke, mit Impulsvorträgen über die Visionen des ehemaligen Oberbürgermeisters Konrad Adenauer und die avantgardistische Leistung des Stadtplaners Fritz Schumacher und die Vision der „sozialen Grünpflege“ des Gartenbaudirektors Encke, dessen Urenkel Walther Lehnert bei der Auftaktveranstaltung anwesend war. Infos und Hinweise zu den kostenlosen Veranstaltungen im Rahmen des Kultur-Erbejahres gibt es im Internet. (meu)www.gruensystem.koeln
Unter ihnen der Bergische Streuobstwiesenverein, der Thurner Hof und der Verein Querwaldein. Britta Eschmann vom Ernährungsrat Köln warb an ihrem Stand für die „Essbare Stadt Köln“, für urbane Gemeinschaftsgärten in jedem Stadtviertel, für Firmengärten und das Gärtnern in Hinterhofgärten und auf Balkonen. Es gehe um nachhaltige Ernährung und um die Erzeugung von lokalen Lebensmitteln für Mensch und Tier. Am Stand gegenüber, beim Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN), interessierte sich Dagmar Hellriegel für eine Salatgurkenpflanze namens Parad, eine frühreife Sorte, die sich als Einlege- und auch als Salatgurke eignet. Sie habe einen kleinen Garten und könne die Gurkenpflanze gut gebrauchen. Gegen eine freiwillige Spende an die vor einem Jahr gegründete Kölner Ortsgruppe wanderte die junge Pflanze in Hellriegels Einkaufskorb.
Während die einen bei Tee oder Kaffee über Umwelt- und Naturthemen plauderten, nahmen es andere beim intuitiven Bogenschießen eher sportlich. „Das hier ist schon ein besonderer Ort“, resümierte Angelika Burauen und griff in eine Schüssel mit frisch gepflückten roten Kirschen. „Möchten Sie auch welche?“, fragte sie eine Besucherin, die gerade vorbeischlenderte. „Die Kerne können Sie ins Gebüsch spucken. Dann freuen sich die Vögel.“