Am Mittwoch haben Ministerpräsident Hendrik Wüst und OB Henriette Reker das Boccia-Turnier der World Dwarf Games in Köln besucht.
Reker über World Dwarf Games„Die Kölschen nehmen die Menschen, wie sie sind“
Julia Schramm sitzt tief vorgebeugt auf ihrem Hocker, ihr Blick ist starr auf die Kugeln vor ihr gerichtet. Ihre Anspannung ist deutlich sichtbar. Aber dann kommt die Erleichterung: Ihre Kugeln sind näher dran an der weißen Kugel, sie hat das Boccia-Halbfinale in der offenen Klasse der World Dwarf Games gewonnen. Triumphierend reckt sie ihre Fäuste in die Höhe.
„Es ist unglaublich“, sagt die 21-Jährige am Mittwochnachmittag nach ihrem Spiel in den Hallen der Deutschen Sporthochschule Köln. Unglaublich auch deshalb, weil die Studentin vor diesem Tag erst einmal Boccia gespielt hat. Am Ende reicht es dann leider nicht für den Titel, im Finale verliert sie 3:1 gegen einen US-Amerikaner und landet damit auf Platz Zwei.
Bei den World Dwarf Games können Profis wie Anfänger jeden Alters teilnehmen. Mehr als 500 Athletinnen und Athleten aus 25 Nationen treten in dreizehn Disziplinen gegeneinander an: Badminton, Basketball, Boccia, Bogenschießen, Fußball, Gewichtheben, Leichtathletik (Sprint, Kugelstoßen, Speerwerfen, Diskus), Schwimmen, Tischtennis und Volleyball. Einzige Voraussetzung ist, dass die Teilnehmenden kleinwüchsig sind.
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World Dwarf Games finden erstmals in Deutschland statt
„Oft hat man das Gefühl, die einzige Person mit diesem Thema im eigenen Umfeld zu sein“, sagt Patricia Carl-Innig, Vorsitzende des Bundesverbands Kleinwüchsige Menschen und ihre Familien e.V. (BKMF). Der BKMF veranstaltet die 8. World Dwarf Games, die das erste Mal in Deutschland stattfinden. „Das ist die einzige Möglichkeit, sich mit so vielen Menschen auf Augenhöhe zu messen.“
Inklusion – auch im Sport – weiter voranzubringen, sei ein wichtiges Anliegen des Landes Nordrhein-Westfalen, betont Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) bei seinem Besuch der internationalen Sportveranstaltung in Köln. „In Deutschland leben 100.000 kleinwüchsige Menschen. Die World Dwarf Games rücken sie in den Mittelpunkt und sie schaffen Anerkennung, Wertschätzung und Respekt.“ Am Mittwoch begrüßt er gemeinsam mit Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) die Boccia-Spielerinnen und -Spieler. „Die Kölschen nehmen die Menschen, wie sie sind“, sagt Reker. Deshalb sei Köln auch der perfekte Austragungsort.
Bei ihrem Besuch schütteln die beiden Politiker nicht nur Hände – sie lassen auch Kugeln rollen. Wüst und Reker messen sich in einem Boccia-Spiel mit der deutschen Athletin Hannah Danziger und dem Australier Lachlan Volling-Geoghegan. Reker spielt gemeinsam mit Volling-Geoghegan mit blauen Kugeln, Wüst gemeinsam mit Danziger mit roten.
Dafür, dass beide nach eigener Aussage nicht geübt haben, liefern sie sich ein spannendes Spiel. Beide Teams gewinnen einen der zwei Sätze, am Ende siegen Reker und Volling-Geoghegan aber knapp. „Ich kann noch ein bisschen üben“, resümiert Wüst sein Spiel. „Mein Teamkollege aus Brisbane wusste im Gegensatz zu mir genau, was er tat“, relativiert Reker ihren Anteil am Sieg ihres Teams.
Danziger spielt am Mittwoch nach ihrer Partie mit Reker und Wüst selbst im Boccia-Doppel. Große Ambitionen habe sie dabei nicht, da sie die Sportart vorher noch nie gespielt habe. „Ich wollte es einfach ausprobieren.“ Die 22-Jährige tritt insgesamt in sechs Disziplinen an, neben Boccia noch im Fußball, Basketball, Badminton-Doppel, Diskus und Speerwerfen. Außerdem ist sie als „Chef de Mission“ der deutschen Mannschaften Ansprechpartnerin für das eigene Team und auch für die „Chefs de Mission“ der anderen Länder.
Mit den ersten World Dwarf Games in Deutschland sei sie „total zufrieden“. Gerade das Teamgefühl sei besonders schön. Und auch sportlich konnte Danziger schon Erfolge feiern: Mit der Frauen-Basketballmannschaft spielt sie am Freitag um Platz drei und die deutsche Frauen-Fußballmannschaft steht – genau wie die der Männer – im Finale. Vor dem Fußballfinale, das am Samstag den Abschluss der Veranstaltung bildet, sei sie auch schon ein bisschen nervös. Von 13 bis 17 Uhr finden die Finalspiele im „Net Cologne Stadion“ der Deutschen Sporthochschule statt, Zuschauerinnen und Zuschauer sind willkommen.