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Streit um Geißbockheim1. FC Köln rechnet mit Klagen gegen neuen Standort

Lesezeit 3 Minuten
Das Luftbild zeigt das Geißbockheim von oben.

Das Luftbild zeigt das Geißbockheim von oben.

Im neuen Geschäftsbericht des 1. FC Köln thematisiert der Klub den Wegzug vom Geißbockheim – und äußert sich zu den Planungskosten.

Fußball-Erstligist 1. FC Köln hält bei einem Wegzug vom Geißbockheim Klagen gegen seine Ausbaupläne auch an einem neuen Standort für möglich. Das geht aus seinem aktuell veröffentlichten Geschäftsbericht für das Jahr von Sommer 2021 bis zum Sommer 2022 hervor. In den vergangenen Monaten hat sich eine unbebaute städtische Fläche an der Autobahn 1 in Marsdorf für den Klub notgedrungen zum Favoriten entwickelt.

OVG erklärte Bebauungsplan für unwirksam

Denn für die Verwirklichung der ursprünglichen Ausbaupläne am Geißbockheim findet sich seit Jahren keine umsetzbare politische Mehrheit, der Klub ist dort seit 1953 zu Hause. Und das Oberverwaltungsgericht Münster (OVG) erklärte den Bebauungsplan im November 2022 für unwirksam, noch ist das Urteil aber nicht rechtskräftig. Zuvor hatte die Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle“ geklagt.

In dem Bericht schreibt der FC: „Im Zuge dessen hat der Club beschlossen, sich aufgrund der unsicheren Lage nach einem Alternativstandort in Köln umzusehen.“ Der Verein nennt Marsdorf nicht namentlich, allerdings hat der Verein den Bericht im vergangenen Jahr vor dem OVG-Urteil geschrieben, die Entwicklungen seither sind deshalb noch nicht aufgeführt. Der FC hat schon einen Masterplan entwickelt, wie in Marsdorf neue Gebäude und Fußball-Plätze angeordnet sein könnten.

Die Geschäftsführung um Philipp Türoff teilt in der Analyse mit: „Sollte diese Alternative ernsthaft in Betracht gezogen werden, ist hier analog mit Ausgaben für Planungskosten für den neuen Standort und auch dort möglicherweise mit gerichtlichen Auseinandersetzungen zu rechnen.“ Im April hatte Friedmund Skorzenski von „Grüngürtel für Alle“ zumindest für seine Gruppe eine Klage ausgeschlossen.

Klub hat Grundstücke bis 2054 gepachtet

Seit Monaten verhandeln Stadtspitze und Klubführung, der finanziell klamme Verein will möglichst viel Geld von der Stadt, wenn er das Geißbockheim früher als gedacht verlässt. Laut des Berichtes hat der Verein die städtischen Grundstücke bis 2054 gepachtet, die Stadt könnte das Gelände möglicherweise als Bezirkssportanlage nutzen.

In dem Bericht bestätigt der Verein, dass er von der Stadt Geld möchte: „Des Weiteren wäre bei einem Wegzug die Frage nach einer Entschädigung für die am RheinEnergieSportpark geleisteten baulichen und infrastrukturellen Maßnahmen mit der Stadt Köln zu klären.“ Damit könnte er einen Teil der Kosten für die neuen Plätze und Gebäude bezahlen, es geht dem Vernehmen nach um rund 120 Millionen Euro.

Zuletzt hatte Türoff im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf die Frage, ob der Verein den Umzug finanziell stemmen könne, gesagt: „Das muss der Fall sein, wir würden da eine Lösung finden. Es gibt viele Partner, die an uns glauben.“ Türoff rechnet aber mit mindestens fünf Jahren, die es braucht, bis der Bau in Marsdorf beginnt.

Der Bericht liefert ein Indiz, dass der Verein den Verbleib am Geißbockheim zumindest für sehr unwahrscheinlich hält: Der Klub hat die bislang ausgegebenen 2,1 Millionen Euro für die Planungen demnach „aus kaufmännischer Vorsicht bis auf einen Erinnerungswert abgeschrieben“.