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MissbrauchsfallKölner Pfarrer Meurer zu Kardinal Woelki: „Es steht Spitz auf Knopf“

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Pfarrer Franz Meurer (Archivbild)

Köln – Im Streit um die Aufarbeitung von Missbrauch im Erzbistum Köln fordert der Kölner Pfarrer Franz Meurer völlige Transparenz. Kardinal Rainer Woelki habe sich im Umgang mit dem angekündigten Rechtsgutachten in eine Sackgasse manövriert. Aus der komme man nur heraus, wenn man sich „rumdreht und in die Gegenrichtung geht“, sagte Meurer am Dienstag im Deutschlandfunk. Auf die Frage, ob der Erzbischof zurücktreten müsse, sagte Meurer: „Es steht Spitz auf Knopf.“

Der Kölner Kardinal hatte zunächst ein Gutachten zum Umgang des Erzbistums mit dem Missbrauchsskandal in Auftrag gegeben und Transparenz versprochen. Dann stoppte er die Veröffentlichung wegen angeblich gravierender methodischer Fehler und gab ein weiteres Gutachten in Auftrag. Danach berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“ auch über Vertuschungsvorwürfe gegen Woelki selbst.

Bistum Münster als Vorbild

Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ betont Pfarrer Franz Meurer, das Erzbistum sei bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs „in die falsche Richtung gelaufen“. Er hätte sich gewünscht, „dass alle Fakten und Untersuchungen schnellstmöglich auf den Tisch gelegt werden“: „Die Art, wie das Bistum in Münster die Fälle historisch aufgearbeitet hat, fand ich richtig und vorbildlich.“

Er sei davon überzeugt, dass Kardinal Rainer Maria Woelki „eine ehrliche Haut“ sei und „an Aufklärung interessiert“, so Meurer. Der Kardinal und der Vingster Arbeiterpfarrer Meurer kennen sich seit der Kindheit: Sie sind beide in der Bruder-Klaus-Siedlung groß geworden, aufs Hölderlin-Gymnasium in Mülheim gegangen und gelten als vertraut. Die mangelnde Aufarbeitung sei „Teil des Systems“ gewesen, sagt Meurer, der glaubt, dass Bischöfe mit der Macht ihres Amtes grundsätzlich überfordert seien. Wer leite, müsse nicht allein entscheiden, sagt der 69-Jährige. Er wisse von vielen Gemeinden, die Woelki in dazu geraten hätten, möglichst schnell „alle Karten auf den Tisch zu legen“.

Die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum kritisiert auch der oberste Laien-Vertreter. „Mich enttäuscht, dass es nur um die juristische Ebene geht“, sagte der Vorsitzende des Diözesanrates, Tim Kurzbach, am Dienstag. „Ich vermisse ein Zeichen der Geistlichen aus der ersten Reihe“, so Kurzbach. Sie könnten doch jetzt einmal offen sagen, wo sie schuldig geworden seien im Umgang mit Missbrauchstätern, und nicht darauf warten, bis ein Gutachter ihre Fehler feststelle. (uk, kna)