Köln – Um das Drogen- und Obdachlosenproblem auf dem Neumarkt zu entschärfen, will die Stadt auf dem Platz eine „niedrigschwellige Anlaufstelle“ errichten. Das bestätigte Stadtsprecherin Simone Winkelhog auf Anfrage. Aufgrund der „vielschichtigen Herausforderungen“ auf dem Neumarkt prüfe man derzeit diese Möglichkeit.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll es sich dabei um einen Container handeln, der schon in den nächsten Wochen aufgestellt werden soll. Stundenweise sollen darin so genannte Kümmerer arbeiten, die als Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger, aber auch für Geschäftsleute aus dem Umfeld bereit stehen. Zu den Aufgaben der „Kümmerer“ zählen zudem regelmäßige Rundgänge über den Platz, Begehungen von Problemzonen, aber auch das Anfordern von Polizei- und Rettungskräften. Bei dem Projekt handele es sich um eine Kooperation mit der KVB und anderen Ordnungspartnern der Stadt, auch die Polizei solle eingebunden werden, sagte Winkelhog.
Modellprojekt für zunächst zwei Jahre
Bereits Anfang des Jahres hatte die Stadt angekündigt, dass die „Kümmerer“ auf dem Neumarkt im Rahmen eines Modellprojekts für zunächst zwei Jahre tätig werden sollen. Per Stellenausschreibung wurde nach Personal gesucht. Nach einer Evaluierungsphase solle dann über den Fortgang des Projekts beraten werden.
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Einzelheiten sind noch unklar. So steht beispielsweise noch nicht fest, wie der Container aussehen soll, wie groß er sein und wo genau er auf dem Neumarkt stehen soll. Jedenfalls machte die Stadt dazu noch keine näheren Angaben. Fest steht nur, dass es sich bei der geplanten Anlaufstelle nicht um eine feste Wache handeln soll, wie es sie beispielsweise am Roncalliplatz gibt. Dort sind Ordnungskräfte von Stadt und Polizei die meiste Zeit des Tages ansprechbar und nehmen zum Beispiel Anzeigen auf.
Henriette Reker hatte zuletzt im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ deutliche Worte zur Situation auf dem Neumarkt gefunden. „Wir erleben auf einem zentralen Platz in unserer Stadt, wie gedealt wird und offen Drogen konsumiert werden“, sagte die Oberbürgermeisterin. „Die Situation, wie wir sie nun erleben, ist nicht hinnehmbar.“ Es bestehe „ohne jeden Zweifel dringender Handlungsbedarf“. Die Probleme, die durch Drogenkonsum und Obdachlosigkeit entstünden, werde man aber nicht kurzfristig lösen können.
Der Leitende Polizeidirektor Martin Lotz ergänzte, es gäbe „dringenden Handlungsbedarf“ an einer langfristigen Lösung der Situation auf dem Neumarkt. Es sei auch „nicht einfach“, die Polizistinnen und Polizisten dazu zu motivieren, „jeden Tag aufs Neue gegen etwas zu kämpfen, wo man am Ende weiß: Letztlich werde ich nichts ändern, ich werde immer nur an den Symptomen arbeiten.“