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Leiter des Kölner Zolls über Schmuggel„Mittlerweile finden wir nahezu jede Nacht Drogen in Paketsendungen“

Lesezeit 3 Minuten
„Jede Nacht“ finde der Kölner Zoll Drogen in Paketsendungen am Flughafen Köln/Bonn, sagt Frank Denner, Leiter des Kölner Hauptzollamtes. (Archivbild)

„Jede Nacht“ finde der Kölner Zoll Drogen in Paketsendungen am Flughafen Köln/Bonn, sagt Frank Denner, Leiter des Kölner Hauptzollamtes. (Archivbild)

Schon jetzt hat der Kölner Zoll so viel Haschisch beschlagnahmt wie im gesamten Jahr zuvor. Woran das liegt, erklärt Frank Denner.

123 Kilogramm Haschisch und 33 Kilogramm Crystal Meth: So viel hat der Kölner Zoll im vergangenen Jahr aus dem Verkehr gezogen. Vor allem am Flughafen Köln/Bonn, der als Drehscheibe für den internationalen Drogenhandel gilt, wurden die Zöllner fündig. Insgesamt stellten sie 2023 vier Tonnen Rauschgift sicher. „Bei Haschisch und Crystal Meth haben wir diese Zahlen 2024 bereits im ersten Halbjahr erreicht. Dass wir mittlerweile nahezu jede Nacht Drogen in Paketsendungen finden, überrascht uns nicht mehr“, sagt Frank Denner. Seit Mai dieses Jahres leitet er das Hauptzollamt in Köln. Die Eindämmung des Drogenhandels über den Großraum Köln erachtet der 59-Jährige als eine von drei zentralen Herausforderungen, der er sich als neuer Leiter der zweitgrößten Ortsbehörde der Zollverwaltung widmen will.

Mit Denner hat ein Zöllner die Leitung des Hauptzollamtes Köln übernommen, der so gut wie alles gesehen hat, was es in einer Karriere in der Zollverwaltung zu sehen gibt. Schon sein Vater war Zöllner. Während seiner vierzigjährigen Dienstzeit war Denner am Flughafenzollamt und im Ermittlungsdienst in Düsseldorf im Einsatz, später arbeitet er unter anderem im Fahndungsreferat des Finanzministeriums, zuletzt leitete er das Zollfahndungsamt in Essen.

Frank Denner ist der neue Leiter des Kölner Zollamtes.

Nach langen Jahren in Düsseldorf und anderen Regionen in Deutschland freut sich der gebürtige Kölner, dass ihn seine neue Führungsposition beruflich wieder in seine Heimatstadt zurückführt. „Für mich schließt sich mit der neuen Aufgabe beruflich und privat ein Kreis“, sagt Denner bei einem Gespräch über die Herausforderungen, die ihn als Leiter des Kölner Hauptzollamts erwarten.

Kölner Zoll-Chef: Drogenfunde verlaufen in Wellenbewegungen

Denner kennt die Strukturen und Aufgaben einer Zollbehörde in- und auswendig. Und doch sagt er: „Ich habe zwar schon in Essen eine große Behörde leiten dürfen, aber das Hauptzollamt Köln ist wegen der Vielfältigkeit der Aufgaben nochmal eine andere Herausforderung.“ Nicht nur sei es mit über 1400 Beschäftigten hinter Hamburg die zweitgrößte Ortsbehörde des Zolls, sondern mit aktuell 350 Auszubildenden auch das größte Ausbildungshauptzollamt.

Dass die Drogenfunde des Kölner Hauptzollamts in diesem Jahr bisher zugenommen haben, überrascht ihn nicht: „Erfahrungsgemäß verlaufen solche Funde in Wellenbewegungen.“ Wenn Drogenschmuggler merkten, dass ihre Lieferungen auf bestimmten Routen nicht mehr durchkämen, wichen sie auf andere Wege aus. „Deshalb sind wir bundesweit und auch international vernetzt, um auf solche Bewegungen reagieren zu können.“ Rückschlüsse auf die Auswirkungen der Teillegalisierung von Cannabis auf den Drogenhandel seien verfrüht. „Was wir aber bei den Kontrollen auf den Autobahnen zum Teil feststellen, ist, dass manche Leute anscheinend denken: Ich kann jetzt Cannabis aus dem Ausland nach Deutschland einführen.“ Das sei aber falsch: „Daran hat sich nichts geändert.“

Neben dem Schutz von Sicherheit und Ordnung, etwa durch die Bekämpfung des Drogenschmuggels, nennt Denner zwei weitere zentrale Herausforderungen: „Wir wollen ein starker Partner der Wirtschaftsregion sein und dabei auch für Steuer- und Abgabengerechtigkeit sorgen. Hierzu müssen wir uns weiterhin gut für die Zukunft aufstellen.“

Bisher gelinge das aber gut: „Der Fachkräftemangel hat sich glücklicherweise bei uns bisher noch nicht bemerkbar gemacht – trotz der starken Konkurrenzsituation. Hier in der Stadt beziehungsweise Region finden wir aktuell weiterhin genug qualifizierte Nachwuchskräfte.“ Das liege vor allem an den vielseitigen Aufgaben, die man während einer Karriere beim Zoll übernehmen könne. „Bei uns muss niemand 40 Jahre dieselbe Aufgabe wahrnehmen und hat bei Bedarf vielfältige Möglichkeiten, Einsatzbereiche nach individuellen Lebensphasen anzustreben.“