Der Zoll präsentierte einige der spektakulärsten Funde des Jahres – und erklärte, warum es in Köln besonders viele Drogenfunde gibt.
Jahresbilanz 2023Waschbecken aus Amphetamin, täuschend echte Trikots – das ging dem Kölner Zoll ins Netz
Nur 600 bis 1000 Euro brutto sollen die Fahrer des Kurierdienstes monatlich verdienen, erzählen sie. Ein auffällig niedriges Gehalt, dass die Kölner Zollermittler neugierig macht. Vor allem, weil es sich um eine Branche handelt, in denen es allzu oft zu Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung kommt. „Welchen Umfang das Ganze annehmen würde, war zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht absehbar“, referierte Zollermittler Michael Horn am Donnerstag bei der Jahresbilanz-Pressekonferenz des Kölner Zollamtes.
Weitere Kontrollen und Durchsuchungen des Arbeitgebers bestätigen den Verdacht: über mehr als 50 involvierte Scheinfirmen wurden die Fahrer mit einem zu niedrigen Gehalt gemeldet. Das überschüssige Geld wurde über die Scheinfirmen als Rechnungen weiterüberwiesen und irgendwann bar zurück in die Hände der Täter gebracht – steuerfrei. Über fünf Jahre ermittelte der Zoll gemeinsam mit der Steuerfahndung in dem Fall. Ende April wurden die drei Haupttäter vom Landgericht Köln zu insgesamt elf Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Die Schadenssumme: 19,5 Millionen Euro. Am Donnerstag präsentierte der Zoll den Fall als Beispiel dafür, wie komplex, aber auch wie langwierig Ermittlungen ausfallen können.
Neuer Leiter des Kölner Hauptzollamtes
Rund 5,2 Millionen Euro nahm der Kölner Zoll im vergangenen Jahr ein. Das sind etwa 600.000 Euro weniger als im Jahr zuvor. Für den neuen Leiter des Hauptzollamtes, Frank Denner, ist das trotzdem eine erfreuliche Bilanz: „Aus meiner Sicht haben wir ein beeindruckendes Ergebnis erzielt und mit unserer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung unseres Staates geleistet“, sagte Denner.
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Nach vielen Jahren in verschiedenen Funktionen als Zöllner in Düsseldorf wechselte der gebürtige Kölner Anfang Mai in seine Heimatstadt. „Damit schließt sich aus meiner Sicht in beruflicher wie auch privater Hinsicht der Kreis“, so Denner in seiner persönlichen Bilanz.
Ein Schwerpunkt der Arbeit des Zolls war auch im vergangenen Jahr die Bekämpfung des Drogenhandels. „Fast jedes vierte Kilogramm Marihuana, beinah jedes fünfte Kilogramm Amphetamin sowie mehr als jedes siebte Kilogramm Heroin der bundesweiten Zoll-Jahresbilanz zogen Kölner Zöllnerinnen und Zöllner aus dem Verkehr“, bilanzierte Denner. Bei Ecstasy hat sich die Menge der gefundenen Drogen versechsfacht (rund 105.500 Stück), bei Amphetamin verdoppelt (rund 220 kg). Deutliche Rückgänge sind dafür bei Kokain (151 kg, 2022: 238 kg) und bei Heroin (9,8 kg, 2022: 27,6 kg) zu verzeichnen. Insgesamt stellte der Zoll rund vier Tonnen Rauschgift sicher, zwei Tonnen weniger als im Jahr davor.
Flughafen Köln/Bonn ist Drehscheibe des internationalen Drogenhandels
„Das sind immer noch erhebliche Mengen, die nur erahnen lassen, auf welchem Niveau sich der internationale Drogenhandel bewegt. Ich gehe davon aus, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist“, sagte Kai Wilkens vom Hauptzollamt Köln. „Mit dem Flughafen Köln/Bonn liegt eine Drehscheibe des internationalen Drogenhandels in unserer Region. Die Kreativität der Schmuggler kennt keine Grenzen und stellt unsere Fahnder täglich vor neue Herausforderungen.
Das zeigen auch einige der Asservate, die der Zoll präsentierte: Darunter Kokain, versteckt in einem Pferdesattel, Ecstasy-Tabletten in Kinderspielzeug und ein Waschbecken, das komplett aus Amphetamin besteht – alle sichergestellt in Paketsendungen am Flughafen Köln/Bonn.
Auch in diesem Jahr haben die Zöllner am Flughafen Köln/Bonn außerdem Plagiate im Millionenwert sichergestellt. Darunter ein Paket mit 200 täuschend echten Fußballtrikots der deutschen Nationalmannschaft. Aber auch Taschen, Uhren, Brillen und Handys gingen dem Zoll ins Netz – Waren im Wert von rund 35 Millionen Euro.
Besonders auffällig ist auch die Zunahme der beschlagnahmten Waffen: 85 Waffen, darunter vor allem Butterfly-Messer und Schlagringe, hat der Kölner Zoll im vergangenen Jahr sichergestellt. Das sind fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Besonders in Erinnerung geblieben ist den Zöllnern der Fall einer Krankenschwester aus der Türkei: „Unsere Fahnder fanden bei ihr vier Messer. Die Frau gab an, sie habe sie für ihren 14-jährigen Sohn mitgebracht. Das ist nicht nur verantwortungslos, sondern auch gefährlich.“