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„Bilderstöckchen spricht“ erstmals verlegtKlimadebatte zieht wegen Starkregens vom Park in die Kirche

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann steht vor einem Tisch, an dem Gäste sitzen.

Chris Weber empfängt Diskussionsgäste erstmals in der Nathanaelkirche.

In Bilderstöckchen haben sechs Experten in Sachen Klimaschutz und Klimaproteste über Missstände diskutiert.

Erneut luden Miriam Haller und Chris Weber zu „Bilderstöckchen spricht!“ ein. Thema diesmal: die Klimaproteste, und die Herausforderung Klimaschutz. „Was an der Klimadebatte schade ist: Dass sich zwischen den Generationen Gräben aufgetan haben“, stimmte Chris Weber, Mitorganisator von „Bilderstöckchen spricht!“ die rund 45 Gäste auf die folgende Debatte ein. „Die Jüngeren zeigen mit dem Finger auf die Älteren, und jene wiederum verweisen auf die gestiegenen Ansprüche der heutigen Generation im Vergleich zur eigenen Jugend. Einige gehen für den Klimaschutz demonstrieren, aber anderen reicht das nicht mehr.“

Zu letzteren gehört Caroline Schmidt, Mitstreiterin der „Letzten Generation“, die seit 2022 durch Festklebe-Aktionen, Blockaden, Baumfällaktionen und Farbattacken auf Gebäude, Denkmäler oder Kunstwerke auf sich aufmerksam macht. Sie war eine der sechs Referenten der siebten Auflage der als „Speakers' Corner“ nach Londoner Vorbild gedachten Runde, die in wechselnder Besetzung in der Tischrunde mit den Gästen diskutierten. Zu etwas milderen Maßnahmen greift „Scientist Rebellion“, bei der Maria-Inti Metzendorf Mitglied ist: Deren Aktionsmittel ist das „Paper Pasting“ – ein großformatiges Ausdrucken von Fachberichten zum Thema Umwelt und Klima, die sie demonstrativ an Fassaden von Konzern- oder Ministeriums-Gebäuden anbringen.

„Bilderstöckchen spricht“ erstmals nach drinnen verlegt

Neben Amadeo Kaus von „Fridays for Future“ war auch Max Beckhaus zu Gast: Der frühere Grünen-Fraktionschef in der Bezirksvertretung Nippes hat Partei und Fraktion verlassen, weil er die Klimaschutzpolitik der Bundesregierung, an der seine Ex-Partei beteiligt ist, für unzureichend hält. Aus der Politik komplettierten Landtagsabgeordnete Lena Teschlade (SPD) und Ralf Albach, umweltpolitischer Sprecher der Kölner FDP, die Runde. Eine kleine Ironie: Ausgerechnet zur Klimadebatte sorgte das kalte, regnerisch-schlechte Wetter für eine erstmalige Verlegung der im Blücherpark beheimaten „Speakers' Corner“ nach drinnen, in die evangelische Nathanaelkirche gegenüber des Blücherparks.

Gemäß dem Leitgedanken des Formats – miteinander reden statt übereinander – entwickelte sich ein knapp zweistündiger, überaus fairer Austausch; und in der Kirche festgeklebt hat sich niemand. Auch wenn das Thema emotional besetzt ist: „Meine Arbeit ergibt keinen Sinn mehr angesichts dessen, was uns wegen des Klimawandels bevorsteht“, so Gesundheitswissenschaftlerin Metzendorf. „Dabei sagt die Wissenschaft bereits seit 50 Jahren, dass wir handeln müssen.“

Auch Lobbyismus trage Schuld, dass wenig geschehe. Albach plädierte für einen sachlichen Umgang mit dem Thema. „Unser Ansatz ist es, Klimaschutz durch Technologie zu erreichen.“ Schon heute müssten sich Firmen dem Thema Umwelt widmen, um überhaupt Kunden zu finden. „Hier hat die Fridays-for-Future-Bewegung etwas bewirkt.“

Auch die Gäste brachten reflektierte Gedanken ein. „Wir haben ein Repräsentanzproblem, weil Jugendliche bei Wahlen nicht abgebildet sind“, so ein Besucher. „Die Politik will Entscheidungen nicht treffen, weil sie in Wahlperioden denkt und unangenehme Dinge nicht ansprechen will“, klagte eine weitere Teilnehmerin. „Aber mit der Physik kann man eben nicht verhandeln.“