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Seit drei Jahren am BodenRussisches Flugzeug verfällt am Flughafen Köln-Bonn – Horrende Parkkosten

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Die Boeing 737 des russischen Frachtunternehmens Atran hängt seit drei Jahren auf dem Flughafen Köln-Bonn fest.

Die Boeing 737 des russischen Frachtunternehmens Atran hängt seit drei Jahren auf dem Flughafen Köln-Bonn fest.

Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist ein Frachtflieger in Köln-Wahn festgesetzt.

Die Fenster des Cockpits sind mit Folie zugeklebt, die Turbinenöffnungen mit Schutzhüllen abgedeckt, das Dach der Boeing 737-400 F ist inzwischen schwarz vor Dreck. Geflogen ist die Maschine des russischen Frachtunternehmens Atran schon lange nicht mehr, genauer: seit drei Jahren. Seit dem 28. Februar 2022 steht sie auf dem Flughafen Köln-Bonn und gammelt vor sich hin.

Vier Tage zuvor, am 24. Februar 2022, hat Russland die Ukraine überfallen, die EU verhängte Sanktionen gegen Russland, untersagte unter anderem Flüge von Luftfahrzeugen, „die von russischen Luftfahrtunternehmen betrieben werden“. Davon betroffen waren auch 34 Flugzeuge des Atran-Mutterkonzerns Volga-Dnepr-Airlines, die zu dem Zeitpunkt noch in der Welt unterwegs waren.

Köln: Frachtmaschine sollte nach Belgien weiterfliegen

Die Boeing 737 landete am 27. Februar 2022 in Köln-Bonn und sollte tags darauf nach Lüttich in Belgien weiterfliegen. Dazu kam es nicht mehr. Was mit der Crew geschah, ob und auf welchem Wege die Besatzung es zurück nach Russland geschafft hat, ist unklar.

Doch jetzt wurde der Atran-Flieger von seiner jahrelangen Parkposition auf der so genannten Yankee-Platte auf einen Wartungsplatz am Terminal 1 gezogen – etwa um aufbereitet zu werden und Köln doch bald wieder zu verlassen?

Köln: Parkkosten nähern sich 200.000 Euro

Eher nicht. „Das Flugzeug steht weiterhin am Flughafen Köln-Bonn, da der Luftraum der EU für russische Flugzeuge geschlossen ist“, teilt Flughafensprecher Lukas Weinberger mit. „Die üblichen Abstellgebühren am Flughafen fallen weiterhin an.“ Was genau an dem Flieger repariert oder gewartet wird oder ob es sich nur um vorgeschriebene technische Prüfungen handelt, um die grundsätzliche Flugfähigkeit aufrecht zu erhalten, ist unklar.

Fest steht: Die Parkuhr tickt unaufhörlich weiter. Ausgehend von 150 bis 180 Euro Standgebühren pro Tag am Flughafen Köln-Bonn beläuft sich die Rechnung für den russischen Betreiber auf bisher zwischen 164.000 und knapp 200.000 Euro. Bezahlt werden muss bei Abholung. Oder vielleicht besser „müsste“ – denn ob es tatsächlich irgendwann dazu kommt, ist derzeit völlig ungewiss. Möglicherweise bleibt der Flughafen auch auf den Kosten sitzen.

Denn bevor jemand die Boeing abholt, müsste derjenige laut Bundesverkehrsministerium „sanktionskonforme Eigentumsverhältnisse“ nachweisen. Das heißt: Selbst wenn Atran die Maschine verkaufen sollte, würde vor der Abflugerlaubnis genau geprüft, welche Beziehungen der neue Besitzer zu den früheren russischen Eigentümern hätte.

Das Flugzeug hat eine ereignisreiche Vergangenheit. Alte Fotos von Planespottern im Internet zeigen die Boeing 737 auf den Flughäfen in Malta, St. Petersburg, Tokio und Moskau. Neun Besitzer hatte die 27 Jahre alte Maschine bisher. Als Ferienflieger von Istanbul Airlines, lackiert in schlichtem Weiß, nahm sie 1998 ihren Dienst auf. Mit Palmen in knalligem lila, gelb und grün bemalt flog sie später für die japanische Skynet Asia Airways und seit 2017 dann mit geschwungenen blauen Streifen für die Volga-Dnepr-Airlines. Ob sie den Eigentümer noch einmal wechseln, ob sie überhaupt noch einmal abheben wird – niemand kann das im Augenblick sagen.